Die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP) hat den Umgang mit dem Thema "Gewalt in Krankenhäusern" kritisiert. Es wäre wünschenswert, das Thema Gewalt "empirisch fundiert und weniger effektheischend" zu behandeln, schrieb die DGP am Montag in einer Pressemitteilung.
Aufhänger der Kritik, ist die Mitte April 2024 veröffentlichte "Blitzumfrage" des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), das 250 Allgemeinkrankenhäusern mit mindestens 100 Betten zu Gewaltgeschehnissen befragt hatte. Demnach berichteten knapp drei Viertel der befragten Krankenhäuser von einem mäßigen oder deutlichen Anstieg der Gewaltgeschehnisse in den letzten fünf Jahren.
Fernsehen, Zeitung und Fachpresse hätten seitdem umfangreich dazu berichtet. Der DGP vermisst eine kritische Würdigung der Umfrageergebebnisse. Tatsächlich würden "in den wenigsten Kliniken Gewaltgeschehnisse systematisch erfasst". Auch finde sich in den Ergebnissen "kein Wort darüber, dass eine Querschnittserhebung zu selbsteingeschätzter zeitlicher Entwicklung nicht geeignet ist, zeitliche Trends eines potentiellen Anstiegs der Gewalt im Krankenhaus zu belegen".
Sorgfältige entwickelte Präventionsprogramme nötig
In Deutschland gebe es "keine systematischen Erhebungen zu Gewaltgeschehnissen in Krankenhäusern, schon gar nicht im zeitlichen Verlauf". Ein "gefühlter Anstieg" sei "kein Ersatz für gut geplante, prospektive Erhebungen", die erst eine "belastbare Einschätzung der Entwicklung von Gewaltgeschehnissen" in Krankenhäusern ermögliche.
Diese könnten dann Grundlage sorgfältig entwickelter Präventionsprogramme sein, "inklusive einer Respektkultur und umfassender Organisationsentwicklung durch optimierte Steuerung der Versorgungsabläufe, Achtung der Patientenrechte neben anderen vielfach beschriebenen und bereits in Projekten erprobten Ansätzen".
Wissenschaftliche Vorarbeiten zu Gewaltprävention lägen schon jetzt vor, ebenso Implementierungsprojekte und Lösungen zu deren systematischer Erhebung.