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Österreich

Neue Regierung hat viele unserer Forderungen aufgenommen

In Österreich ist die neue Bundesregierung vereidigt worden. Mit der Koalition aus Konservativen, Sozialdemokraten und Liberalen arbeiten nun erstmals drei Parteien zusammen.

In Österreich ist am Montag die neue Bundesregierung vereidigt worden. Mit der Koalition aus Konservativen, Sozialdemokraten und Liberalen arbeiten nun erstmals drei Parteien zusammen.

Das Regierungsprogramm umfasst 211 Seiten. Um alle Auswirkungen auf die Profession Pflege zu erfassen, müssen neben dem Kapitel "Gesundheit und Pflege" auch die Kapitel zu "Arbeit und Soziales" berücksichtigt werden. Dort sind etwa die Punkte "Fachkräfte sichern", "Rot-Weiß-Rot-Karte" (Arbeitserlaubnis) und "Mangelberufsliste evaluieren" angeführt.

Was die Regierung für den Arbeitsmarkt plant

In diesem Abschnitt findet sich eine wichtige Forderung unseres Berufsverbands wieder – der "Easy Access Austria". Wir wünschen uns schon lange eine zentrale Anlaufstelle für Pflegende aus dem Ausland, um den Zuzug zu erleichtern. Zusätzlich könnte das ebenfalls geplante Programm zum Deutscherwerb für die Arbeit hilfreich sein.

Die erwähnten Maßnahmen für Frauen mit Betreuungspflichten, um am Arbeitsmarkt teilhaben zu können, muten 2025 etwas seltsam an. Es sollte inzwischen klar sein, dass beide Elternteile gleichermaßen betreuungspflichtig sind. Dieser Ansatz sollte sich auch in den geplanten Maßnahmen wiederfinden. Zudem sollen Pflegeberufe in die Schwerarbeitspensionsregelung (Erleichterung beim Pensionseintritt) aufgenommen werden, was eine zentrale Forderung der Gewerkschaften und des Berufsverbands war.

Die Punkte "Mehr gesunde Lebensjahre durch Prävention" und "Länger gesund arbeiten" werden unter der Überschrift "Älterenbeschäftigungspaket" subsummiert. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, allerdings ist unser Fokus ein anderer. Wir sehen das Thema Health Literacy weniger aus dem Blickwinkel der Produktivität, sondern mehr im Sinne der Lebensqualität und der Entlastung des Gesundheitssystems.

Selbst Einsamkeit im Alter findet Platz im Programm. Auch wir sehen hier ein großes Thema auf Österreich zukommen. Als mögliche Antwort werden unter anderem mehr Tageszentren angeführt. Das passt gut zu unserer Forderung nach Ausbau der dem Krankenhaus vor- und nachgelagerten Strukturen.

Manche Punkte erschließen sich uns noch nicht ganz. Etwa wird unter der Überschrift "One-Stop-Shop" der Punkt "Eine Stelle für Heilbehelfe und Hilfsmittel" angeführt. Damit könnte die Harmonisierung der Leistung seitens der Sozialversicherung gemeint sein, denn noch ist diese von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

Pflegegeführte Ambulanzen sollen ausgebaut werden

Nun zum Kapitel "Gesundheits und Pflege". Gleich zu Beginn wird der Ausbau des niedergelassenen und ambulanten Versorgungsangebots angeführt. Es werden Versorgungsnetzwerke genauso genannt wie der Ausbau von Erstversorgungsambulanzen. Solche (pflegegeführten) Ambulanzen, in denen zuerst eine Triagierung erfolgt und in weiterer Folge nur jene Patientinnen und Patienten einer Ärztin oder einem Arzt vorgestellt werden, die das wirklich brauchen, propagieren wir seit Langem. Diese Ambulanzen würden zu einer rascheren Versorgung und kürzeren Wartezeiten führen. Einige Versorgungsmängel sollen laut Programm explizit angegangen werden. Dazu gehören Disease-Management-Programme im Allgemeinen und Themen der psychischen Gesundheit sowie ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/chronisches Fatigue-Syndrom) im Speziellen. Vor-Ort-Versorgung und E-Konsultationen sollen Fahrten für immobile Patientinnen und Patienten reduzieren.

Der geplanten Einbindung aller Gesundheitsberufe fällt ein eigenes Kapitel zu, was wir sehr begrüßen. Durch Kompetenzverschiebungen soll die Pflege mehr Freiraum für ihre Kernaufgaben bekommen. Dabei geht es um Digitalisierung, interdisziplinäre Zusammenarbeit und Entbürokratisierung. Schlagworte, die wir schon lange hören, zu denen jedoch bisher noch wenig passiert ist. Den zermürbenden Diskussionen, ob wir nun zu viel, zu wenig oder genau richtig viel Personal am falschen Ort haben, will man mit einer Gesundheitsberufsbedarfsstudie begegnen. Das unterstützen wir sehr, denn um geeignete Maßnahmen zu setzen, müssen zuerst valide Zahlen auf den Tisch.

Auch in diesem Kapitel wird nochmals auf die Bedeutung von Gesundheitsförderung und Prävention verwiesen. Es soll diesbezüglich zu einem Leistungsausbau kommen und strukturierte Versorgungsprogramme angeboten werden. Hier können Pflegefachpersonen eine unserer Kernkompetenzen ins Spiel bringen.

Bezogen auf die Langzeitpflege wird weiterhin auf "daheim statt stationär" gesetzt. Dazu möchte man die Qualität in der Personenbetreuung verbessern, Generationenwohnen fördern, Kurzzeit- und Übergangspflege ausbauen sowie die gemeinnützige Tätigkeit in den Vordergrund stellten. In der stationären Langzeitpflege sollen die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Die hohe Quote an Ausbildungsabbrüchen und Berufsausstiegen führt dazu, dass nun endlich eine Studie gemacht werden soll, um die Gründe dafür zu erfahren. Denn auch in diesem Punkt gilt: Wenn wir nicht wissen, wo wir tatsächlich ansetzen müssen, wird jede Maßnahme zum ineffizienten Aktionismus.

Geplante Maßnahmen rasch umsetzen

Vieles ist noch nicht ausformuliert und kann deshalb von uns nur sehr eingeschränkt kommentiert werden. Allgemein ist zu sagen, dass es kaum eine Maßnahme gibt, die nicht so oder so ähnlich in unseren Forderungspapieren der letzten Jahre zu finden wäre. Was uns unter anderem noch fehlt, ist die Stärkung der freiberuflichen Pflege. Wir sehen jedoch ein Bekenntnis zu Professionalisierung und Weiterentwicklung der unterschiedlichen Rollen in der Pflege – Stichwort Community Health Nurse oder School Health Nurse – sowie Ansätze einer dringend notwenigen Strukturreform. Was wir nun benötigen, ist eine rasche Umsetzung der geplanten Maßnahmen.

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