Der Deutsche Pflegerat (DPR) sieht im Entwurf der Eckpunkte des Zukunftspakts Pflege zwar wichtige Ansätze, hält die Pläne jedoch für unzureichend, um die Profession zu stärken, die Versorgung nachhaltig zu stabilisieren und pflegefachliche Expertise strukturell zu verankern. Präsidentin Christine Vogler machte am Donnerstag deutlich, dass die Pflege zwar große Verantwortung trage, ihr aber weiterhin Macht, Rechte und Strukturen fehlten.
Kritik an fehlender Einbindung der Profession
Nach ihrer Einschätzung greife der Zukunftspakt zentrale Forderungen wie mehr Prävention und Rehabilitation, die Stabilisierung der Langzeitpflege, digitale Entlastung, Gesundheitsförderung, weniger Bürokratie und bessere Unterstützung für An- und Zugehörige auf. "Doch die Profession bleibt unscharf. Wo Pflegefachpersonen Verantwortung übernehmen sollen, fehlen klare Rollen, Kompetenzen und Befugnisse. So entsteht kein Zukunftsvertrag mit der Pflege", kritisierte Vogler.
Besonders kritisch bewertet der DPR, dass die Steuerungsmacht weiterhin vor allem bei Kassen, Ländern, Kommunen und dem Medizinischen Dienst liegt, wohingegen Pflegekammern und der DPR nicht eingebunden seien. "Über Pflege wird viel gesprochen – aber nicht mit der Profession als gleichberechtigter Akteurin", so Vogler. Solange pflegerische Expertise nicht an den Entscheidungstischen sitze, fehlten fachlich notwendige Perspektiven für eine gute und sichere Versorgung.
Risiken bei Personal- und Qualitätsvorgaben
Der Zukunftspakt sehe zwar mehr Flexibilität bei Personal- und Qualitätsvorgaben vor, doch ohne klare pflegesensitive Qualitätsziele, verbindliche Standards und gesicherte Mindestqualifikationen bestünde die Gefahr, dass das Qualifikationsniveau sinke und die Versorgungsqualität beeinträchtigt werde. Der DPR fordert daher eine bedarfsorientierte Personalbemessung, verbindliche pflegesensitive Ergebnisindikatoren und spürbare Bürokratieentlastung, die Pflege im Alltag erreicht.
Finanzierung bleibt offen
Die geplanten finanziellen Entlastungen der Pflegebedürftigen wie Länderbeteiligung, Übernahme der Behandlungspflege und Finanzierung der Ausbildungsumlage seien richtige Schritte. Doch zentrale Fragen der Finanzierung blieben noch offen, Pflegebedürftige sowie An- und Zugehörige bräuchten klare Zusagen statt weiterer Prüfaufträge.
Forderungen des DPR
Der DPR fordert:
- eine verbindliche Einbindung der pflegerischen Selbstverwaltung in allen relevanten Gremien
- klare Aufgaben und Befugnisse für alle pflegefachlichen Qualifikationsstufen bis hin zu Advanced Practice Nurses
- eine bedarfsorientierte Personalbemessung ohne Absenkung der Qualität
- pflegesensitive Ergebnisindikatoren für Qualität und Vergütung
- einen verlässlichen Pfad zur Begrenzung der Eigenanteile und zur stabilen Finanzierung der Pflegeversicherung