Hessen widmet sich in einem Modellprojekt speziell Menschen mit Demenz im jüngeren Lebensalter. "MyCareNet" soll für sie und ihre Familien Unterstützungsangebote schaffen sowie beteiligte Akteurinnen und Akteure sensibilisieren.
Präsenile Demenz schlägt stärker auf die Psyche
Denn bestehende Betreuungsangebote, Gesprächs- und Selbsthilfegruppen sowie Angehörigenschulungen richteten sich häufig an ältere Betroffene. Menschen mit präseniler Demenz jedoch befänden sich in einer anderen Lebenssituation, erläuterte die Hans und Ilse Breuer-Stiftung am Montag. Deren Lebensphase sei geprägt von Berufstätigkeit, minderjährigen Kindern oder Kindern in Ausbildung, pflege- oder betreuungsbedürftigen älteren Angehörigen oder finanziellen Verpflichtungen wie Kredite für Wohneigentum. Die Diagnose präsenile Demenz schlage sich zudem stärker auf die Psyche und emotionale Verfassung der Erkrankten nieder.
Gemeinsam mit dem Institut für Zukunftsfragen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft der Evangelischen Hochschule Darmstadt hat die Stiftung deshalb eine Konzeptidee für die Begleitung von Menschen mit präseniler Demenz und deren Umfeld erarbeitet. Dieses soll als hessenweites Modellprojekt spezifische Begleit- und Unterstützungsangebote entwickeln sowie wissenschaftliche Erkenntnisse für die Beratung, Betreuung und Begleitung generieren.
Multiplikatoren-Schulung mit Lotsenfunktion in Planung
Das Modellprojekt startete am 1. April 2021. Mittlerweile ist eine Website entstanden, die umfassende Informationen, Aufklärung und Empfehlungen bündelt.
Zudem sollen zunächst im Großraum Frankfurt Individualsituationen strukturiert und niedrigschwellig erfasst werden, um darauf basierend eine optimale und zielgruppengerechte Beratung aufzubauen. Darüber hinaus soll der Aufbau einer Multiplikatoren-Schulung mit Lotsenfunktion dazu beitragen, Menschen mit Demenz unter 65 Jahren und ihre Angehörigen in ganz Hessen zu erreichen.
Das Projekt wird vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration sowie den Landesverbänden der Pflegekassen in Hessen bis 31. März 2024 finanziell gefördert.