Der Professor für Pflegemanagement und Leiter des Zentrums für Gesundheitswirtschaft und -recht (ZGWR) an der Frankfurt University of Applied Sciences, Thomas Busse, hat in der aktuellen Debatte um Klinikschließungen in Deutschland vor einer unzureichenden stationären Krankenhausversorgung gewarnt. "Gerade in Anbetracht der vermehrten Meldungen über die Schließung geburtshilflicher Abteilungen und der schwierigen wirtschaftlichen Situation vieler Kliniken, besteht bereits jetzt das Risiko, dass die bundesweite Krankenhausversorgung nicht mehr ausreichend gewährleistet werden kann", so der Frankfurter Gesundheitsökonom. "Auch wenn darüber gesprochen wird, dass es zu viele Krankenhausbetten in Deutschland gibt, existiert kein Plan, wie viele Einrichtungen in welcher Größe an welchen Standorten tatsächlich bundesweit benötigt werden."
Hintergrund: Im Sommer 2019 hatte die Bertelsmann Stiftung eine Studie veröffentlicht, wonach es in Deutschland zu viele Krankenhäuser gäbe, die im Notfall keine spezialisierte Versorgung von Patientinnen und Patienten gewährleisten könnten. Die Empfehlung, mehr als die Hälfte der deutschlandweit über 1.400 Kliniken zu schließen, um die medizinische Versorgung auf die übrigen Häuser zu konzentrieren, ist dabei unter Gesundheitsexperten, insbesondere im Hinblick auf die ohnehin schon vielen Schließungen von Krankenhäusern, auf Kritik gestoßen.
Busse plädierte für eine konzertierte Aktion mit Bund, Ländern, Krankenhausträgern und ambulanten Versorgern, um eine für die künftig benötigten Krankenhausstrukturen zu erstellen. Dem "Markt die Bereitstellung von Krankenhäusern zu überlassen", werde "nicht funktionieren" und "uns schließlich schrecklich auf die Füße fallen", so Busse.