Jede dritte Intensivpflegefachperson will in den nächsten 5 Jahren aus dem Beruf aussteigen. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) und des Ärzteverbandes Marburger Bund. Die Untersuchung ist nach Angaben der beiden Verbände die bisher deutschlandweit größte Umfrage unter Intensivpflegenden.
Insgesamt 2.498 Intensivpflegekräfte wurden zwischen 14. und 21. Januar dieses Jahres befragt. Davon bestätigen 97 % die deutlich gestiegene Arbeitsbelastung, genauso viele bestätigen eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen insgesamt. 33,6 % der Studienteilnehmer gaben an, ihren Arbeitsanteil in den kommenden 2 Jahren reduzieren zu wollen.
Als Hauptgründe für die Unzufriedenheit nannten die Befragten einen hohen Zeitdruck, die zunehmende Ökonomisierung in den Kliniken und schlechte Personalschlüssel.
"Diese Zahlen belegen eine dramatische Entwicklung in der Intensivpflege. Nicht nur die intensivmedizinische Versorgung ist bedroht, sondern auch die gesamte Krankenhausstruktur und damit die Existenz der Krankenhäuser – vom Kreiskrankenhaus bis zum Maximalversorger", sagte der Past-Präsident der DGIIN, Reimer Riessen.
Was es bedeutet, wenn Pflegende fehlen
Schon jetzt kommt es auf dreiviertel der deutschen Intensivstationen zu Bettensperrungen. Welche Auswirkungen das hat, haben wir uns auf der Kinderintensivstation der Medizinischen Hochschule Hannover angeschaut. Zum Artikel gibt es auch ein sehenswertes Interview mit Intensivpflegefachperson Hannah Tönsfeuerborn.
Denn die Qualität intensivmedizinischer Behandlung hänge maßgeblich von den Pflegenden ab, da diese für komplexe Behandlungen, wie die Stabilisierung von Organfunktionen, verantwortlich sind.
Der Pflegefachkräftemangel stellt laut DGIIN auch eine Gefahr für die Finanzierung der Krankenhäuser dar. Das liege daran, dass diese stark an die Einnahmen aus der Intensivmedizin gebunden sei. "Wir fordern deshalb eine Umgestaltung des DRG-Finanzierungssystems. Ziel muss sein, die Vergütung auch an Qualitätsindikatoren auszurichten und nicht an reiner Quantität. Es darf nicht sein, dass eine Gewinnmaximierung auf dem Rücken der Patienten und der Beschäftigten im Gesundheitswesen ausgetragen wird", ergänzte DGIIN-Generalsekretär Uwe Janssens.
Aus Sicht der Fachgesellschaft muss zudem vermieden werden, dass die Krankenhäuser untereinander in einem unkoordinierten Wettbewerb um Pflegefachpersonen stehen. Es werde unausweichlich sein, die Personalkapazitäten zu bündeln und Krankenhäuser zeitnah in einem geordneten Verfahren zusammenzuführen.