Schmerzen lindern, kann nur, wer über Schmerzen bescheid weiß. Genau das ist das Steckenpferd von Prof. Dr. Jürgen Osterbrink. Er setzt sich für eine nachhaltige Verbesserung der schmerztherapeutischen Versorgung ein.
Jeder Mensch kennt Schmerzen und weiß, wie wichtig eine effektive Schmerztherapie ist. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Osterbrink widmet sich diesem Thema schon seit Jahren in Forschung und Lehre.
Er ist seit 2007 Lehrstuhlinhaber, Professor für Pflegewissenschaft, Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft und -praxis der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Salzburg/Österreich. Darüber hinaus ist er Professor of Nursing an der University of North Florida, Jacksonville/USA und Projektleiter des Aktionsbündnisses Schmerzfreie Stadt Münster. Seit Mai 2013 ist er außerdem im Vorstand des Weltverbands der professionellen Pflege, des ICN.
Im Aktionsbündnis in Münster fungiert Osterbrink als Projektleiter. Bislang handelt es sich um ein einzigartiges Forschungsprojekt, das weltweit erstmals die komplexen Zusammenhänge in der Versorgung von Schmerzpatienten innerhalb eines städtischen Gesundheitssystems analysiert. Ziel ist es, Wissens- und Versorgungslücken an den Schnittstellen von Krankenhäusern, Alten- und Pflegeeinrichtungen, Schmerzpraxen und Hospizen zu erkennen und zu schließen.
Betroffene leiden unnötig an Schmerzen
„Ungelinderte Schmerzen sind immer noch ein weit verbreitetes Problem. Die aktuelle Versorgungssituation in vielen Krankenhäusern, Hospizen, Einrichtungen der stationären Altenhilfe sowie bei ambulanten Pflegediensten ist oftmals für den von Schmerz Betroffenen unbefriedigend", sagt Osterbrink. Gründe hierfür seien unter anderem mangelhafte institutionelle Rahmenbedingungen, fehlendes Wissen und falsche Überzeugungen, was dazu führe, dass viele Betroffene unnötig an Schmerzen und deren Folgen litten. „Ergebnisse aus Vorprojekten haben gezeigt, dass mit einem optimierten Schmerzmanagement vielen Betroffenen Schmerzen und Leid erspart bleiben können", so der Pflegewissenschaftler.
Um Versorgungslücken zu identifizieren und die Umsetzung von effektiven Schmerztherapien zu fördern, engagiert sich Osterbrink für systematische Untersuchungen des Schmerzmanagements besonders in lokalen Versorgungseinrichtungen.
Auch die Initiative „Pain Nurse des Jahres" widmet sich herausragenden Projekten im Schmerzmanagement. „Der Preis wird seit 2012 ausgelobt, um besondere Versorgungsleistungen im Schmerzmanagement auch in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und zu würdigen", sagt Osterbrink. Hier zählt er zur vierköpfigen, wissenschaftlichen Jury, die die Preisträger jährlich auswählt.
Versorgungsplanung für Mitte- und Südeuropa
Auf dem 25. Vierjahreskongress des ICN Ende Mai 2013 in Melbourne wurde er in den Board of Directors gewählt. Seine Aufgabe dort ist die länderspezifischer Versorgungsplanung für Pflege und Gesundheit in der Region Mittel- und Südeuropa. Die 15 gewählten Mitglieder des Boards repräsentieren über 13 Millionen Pflegende weltweit.
Mitte 2013 erhielt Osterbrink durch den Bundesminister für Gesundheit das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Er habe Meilensteine gesetzt und Maßgebliches in Lehre und Forschung bewegt, sagte Karl Schwaiger, Vizepräsident des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes, in seiner Laudatio. Von ihm betreute Projekte zu Schmerzmanagement oder Gesunderhaltung mit Training kämen Menschen in österreichischen Pflegeheimen oder Krankenhäusern zugute. Zudem habe Osterbrink mittlerweile fünf Studiengänge aufgebaut und zur Akkreditierung geführt, aus denen knapp 200 Absolventen mit Bachelor- oder Masterabschlüssen in der Pflege hervorgegangen seien.