Der neue Expertenstandard des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) behandelt ein für die Pflegepraxis hochrelevantes und gleichzeitig sehr komplexes Thema. Die Expertenarbeitsgruppe stand daher vor der Herausforderung, das Thema sinnvoll einzugrenzen. Unser Autor hat die Entwicklung geleitet und stellt den neuen Expertenstandard vor.
Über die gesamte Lebensspanne des Menschen hinweg spielen die Haut- und Körperpflege eine zentrale Rolle. Wie, wann und warum welche Hautpflegestrategien angewendet werden, hängt unter anderem von Traditionen, kulturellen Aspekten, persönlichen Vorlieben und Schönheitsidealen ab. Somit werden, meist implizit, unterschiedliche Ziele verfolgt – vom Erreichen von „Sauberkeit“ über die Verminderung von Körpergeruch bis zur Veränderung des Aussehens durch dekorative Kosmetik.
In formalen Pflegekontexten dienen Maßnahmen der Körperpflege unter anderem dem bewussten Einsatz von Berührung, der Linderung von Schmerzen, dem Hautschutz oder der Infektionsprophylaxe. Interventionen, die diese Ziele verfolgen, sind hochrelevant, da sie das Wohlbefinden, die Sicherheit und Gesundheit fördern.
Angesichts der Vielfalt an Indikationen, Interventionen und Effekten ist es unmöglich, alle Aspekte in einem einzigen Expertenstandard oder einer einzigen Leitlinie adäquat darzustellen und Handlungsempfehlungen zu geben. Deshalb war eine Eingrenzung nötig.
Das übergeordnete Ziel lautet: „Jeder Mensch mit einem pflegerischen Unterstützungsbedarf und einem in diesem Expertenstandard adressierten hautbezogenen Risiko oder Problem erhält pflegerische Interventionen, welche die Hautintegrität erhalten und fördern.“ Aus dieser Zielstellung können unter anderem folgende Konsequenzen abgeleitet werden:
- Zielgruppen sind alle Menschen – Neugeborene bis Hochaltrige –, die professionelle Pflege erhalten. Das schließt alle Settings mit ein. Selbstverständlich erhalten nicht alle Menschen in formalen Pflegekontexten Hautpflegeinterventionen oder es liegen keine entsprechenden Aufträge vor, etwa in der ambulanten Pflege. Dennoch gehört es zur grundlegenden beruflichen Verantwortung und Kompetenz, hautbezogene Risiken und Probleme zu erkennen und geeignete Maßnahmen einzuleiten.
- Alle Standardaussagen und Empfehlungen des Expertenstandards zielen darauf ab, die Hautintegrität zu erhalten und zu fördern. Hautintegrität bedeutet zum einen, dass die Haut klinisch sichtbar intakt ist – etwa frei von pathologischen Veränderungen – und adäquate Hautfunktionen gewährleistet sind, etwa die Aufrechterhaltung einer adäquaten Widerstandsfähigkeit [1]. Dabei ist zu beachten, dass sich die Hautstruktur und -funktion im Laufe der Lebensspanne des Menschen ändern. Die Haut von hochaltrigen Menschen weist beispielsweise zahlreiche Veränderungen auf, wobei die Widerstandsfähigkeit dennoch ausreichen kann, um die Hautintegrität zu erhalten.
- Der Fokus auf der Förderung der Hautintegrität bedeutet nicht, dass andere Zielstellungen nicht relevant sind. Es wurde dazu jedoch weder Evidenz zusammengefasst noch werden dazu Aussagen getroffen.
Prävention spielt zentrale Rolle
Der Expertenstandard enthält evidenzbasierte Empfehlungen zur allgemeinen Hautpflege, um die Hautintegrität zu fördern. Darüber hinaus werden spezielle Risiken und Probleme adressiert, die in der Pflegepraxis eine hohe Relevanz haben und pflegerisch maßgeblich beeinflusst werden können (Tab. 1).
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