• 01.07.2016
  • Praxis
Aktuelle Forschungsprojekte

Innovationen für die Pflege von morgen

Die Schwester Der Pfleger

Ausgabe 7/2016

Derzeit werden zahlreiche Hilfsmittel und technische Assistenzsysteme entwickelt, die die Pflege künftig erleichtern sollen. Einige dieser Innovationen wurden auf der Veranstaltung „Assistierte Pflege von morgen" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung präsentiert. Wir waren vor Ort und haben uns umgesehen.

 

Intelligenter Trinkbecher

TrinkTracker ist ein mit Sensorik ausgestatteter Trinkassistent, der die Flüssigkeitsaufnahme pflegebedürftiger Menschen erleichtern soll. Das System erfasst und protokolliert automatisch die getrunkene Trinkmenge, die auf einem Smartphone oder Tablet angezeigt wird. TrinkTracker soll dem Nutzer zudem die richtige Flüssigkeitsmenge empfehlen und ihn zum Trinken animieren. So kann bei Bedarf rechtzeitig an das regelmäßige Trinken erinnert werden, um einer Dehydration vorzubeugen. Das Projekt TrinkTracker ist 2013 gestartet und wird vom Bundesforschungsministerium gefördert. Im September 2015 wurde ein Prototyp des intelligenten Trinkbechers in einem Stuttgarter Pflegeheim getestet. Derzeit läuft die Evaluation.
www.trinktracker.de

Interaktion von Palliativpatienten fördern

Das menschliche Bedürfnis nach sozialer Interaktion wird häufig erschwert, weil Familienmitglieder und Freunde nicht vor Ort sind. Das gilt besonders für Alleinlebende mit unheilbarer Krankheit. Im Projekt CONTACT wird daher ein Assistenzsystem für Palliativpatientinnen entwickelt, das die Aufrechterhaltung der sozialen Interaktion mit Angehörigen und Pflegepersonen erleichtern soll. Hierfür werden im Haushalt befindliche Geräte und Gegenstände mit Licht- und Akustikelementen umgestaltet. dargestellt. Die beiläufige Wahrnehmung dieser Objekte soll Wohlbefinden fördern, für Anregung sorgen und zur Kommunikation beitragen. www.mtidw.de

Selbstbestimmt und sicher leben im Quartier

Scham, Angst und eine abnehmende Orientierungsfähigkeit senkt die Selbstständigkeit von Menschen und reduziert deren Möglichkeiten an gesellschaftlicher Teilhabe. Das Verbundprojekt QuatrBack, das von der Evangelischen Heimstiftung koordiniert wird, verbindet ein ehrenamtliches Helfernetz mit Technologien für Ortung, Monitoring, Information und professioneller Dienstleistung. Ziel ist es, eine intelligente Notfallkette zu gewährleisten, die Menschen mit Demenz einen Zugang zum bisher vertrauten Quartier erhält. Das System funktioniert so: Herkömmliche Sicherheitssysteme wie ein Hausnotrufsystem beschränken sich meist auf das Haus oder die Wohnung des Betroffenen. QuatrBack erweitert diese Systeme über die eigenen vier Wände hinaus. Durch ein unauffälliges Ortungssystem – etwa in der Armbanduhr der Betroffenen – schalten sich beim Verlassen der Wohnung sicherheitskritische Geräte automatisch aus, die Haustür verschließt sich und wird bei der Rückkehr wieder geöffnet. Die Software von QuatrBack registriert bei drohenden Gefahrsituationen wie einer überfällige Medikamenteneinnahme oder einem drohenden Gewitter, welche potenziellen Helfer sich in der Nähe befinden. Diese werden über eine App alarmiert und zu den betroffenen Menschen mit Demenz gelotst.
wwwkit.edu,
www.evangelische-heimstiftung.de


Dienstkleidung reduziert Belastung von Mitarbeitern

Im Forschungsprojekt Dynasens wird eine in die Dienstkleidung integrierte Sensorik entwickelt, auf deren Basis individuelle Belastungsprofile von Pflegenden im ambulanten Bereich ermittelt werden sollen. Ziel ist es, Fehlhaltungen bei pflegerischen Tätigkeiten zu identifizieren und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Zudem wird untersucht, ob aus den Belastungsprofilen konkrete pflegerische Tätigkeiten erkannt und im Sinne einer automatisierten Dokumentation genutzt werden können. Für die psychische Entlastung wird darüber hinaus eine dynamische Personaleinsatz- und Tourenplanungssoftware entwickelt, die es ermöglicht, kurzfristig auf Personalausfälle oder Verzögerungen in den Touren zu reagieren. Die angepassten Einsatzpläne berücksichtigen dabei Wünsche sowohl der Pflegebedürftigen als auch der Pflegenden.
www.dynasens.de

Pflegesystem zur Dekubitusprävention

Um die Entstehung eines Dekubitus zu vermeiden und bereits bestehende Druckgeschwüre zu behandeln, wird im Projekt Insyde eine intelligente und adaptive Matratze entwickelt. Diese soll die aktuelle Liegeposition des Betroffenen erkennen und eine neue, entlastende Position vorschlagen. Nach Freigabe durch die ambulante Pflegeperson oder pflegenden Angehörigen wird die Veränderung selbstständig durch Aktoren umgesetzt. Sie sind ebenso wie Sensoren zur Erfassung der Druckverteilung direkt in die Matratze integriert. Informationen zur erfolgten Umlagerung sowie der neuen Druckverteilung werden über ein Display direkt am Bett angezeigt. Zudem fließen die Informationen über die Umlagerung automatisch in die Pflegedokumentation ein. www.insyde.de

Diskretes Geruchsmanagement

Unangenehme Gerüche können für Menschen mit Inkontinenz belastend sein. Im Rahmen des Projekts SensOdor wird ein Sensorsystem entwickelt, das den Betroffenen selbst, ihren Angehörigen und professionellen Pflegenden helfen soll, den jeweiligen Status der Hygienebedürftigkeit zu erkennen und entsprechende Pflegemaßnahmen einzuleiten. Ziele sind die Gewährleistung eines diskreten Geruchsmanagements und die Verbesserung der sozialen Teilhabe www.sensodor.de

*

Autor

Weitere Artikel dieser Ausgabe

WEITERE FACHARTIKEL AUS DEN KATEGORIEN