72 % der Krankenhäuser haben weniger Intensivpflegepersonal zur Verfügung als noch Ende 2020. 86 % der Häuser konnten ihre Intensivkapazitäten aufgrund des Personalmangels in der Pflege nicht vollumfänglich betreiben. Das geht aus einer Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) hervor. Die Ergebnisse der im Oktober erfolgten Umfrage veröffentlichte die DKG am Mittwoch.
Kündigungen, Arbeitszeitverkürzungen und interne Stellenwechsel
Gründe für den sich verschärfenden Pflegepersonalmangel sind nach DKI-Auswertung vermehrte Kündigungen, Arbeitszeitverkürzungen und interne Stellenwechsel. Die Abwanderungen betreffen in gut einem Drittel der Kliniken bis zu 5 % des Intensivpflegepersonals und in knapp 30 % der Intensivbereiche 5 – 10 % der Pflegefachpersonen.
Derzeit könne mehr als jedes zweite Krankenhaus wegen fehlender Personalausstattung in Pflege oder Medizin Intensivbetten nicht betreiben. In Großkrankenhäusern ab 500 Betten seien sogar 81 % der Befragten mit diesem Problem konfrontiert.
Politik und Krankenhäuser gemeinsam gefordert
Ursache seien die verschärften und andauernden Belastungen aufgrund der Corona-Pandemie.
An der Repräsentativbefragung beteiligten sich bundesweit 233 Krankenhäuser ab 50 Betten.
DKG-Vorstandsvorsitzender Gerald Gaß mahnte:
"Politik und Krankenhäuser müssen gemeinsam alles dafür tun, dass der Pflegeberuf wieder attraktiver wird."
Das funktioniere nur mit besseren Arbeitsbedingungen und natürlich guten Gehältern, die der hohen Verantwortung und Qualifikation angemessen seien.
Zwar existierten in den meisten Kliniken Konzepte zur (Rück-)Gewinnung von Pflegepersonal und es werde intensiv daran gearbeitet, den Beschäftigten bestmögliche Arbeitsbedingungen zu bieten.
Intensivpflegende lassen sich nicht mit kurzfristig ausgebildeten Pflegefachpersonen ersetzen
Allerdings gab Gaß auch zu bedenken, dass dies Zeit brauche bis eine Wirkung im Arbeitsalltag zu spüren sei:
"Intensivpflegefachkräfte sind höchstqualifizierte Beschäftigte mit besonders aufwendiger Ausbildung und besonders hohen Ansprüchen. Sie lassen sich nicht durch kurzfristig ausgebildete Pflegefachkräfte ersetzen."
Die aktuellen Verschärfungen in der Pflege seien auf pandemiebedingte Belastungen zurückzuführen. Allerdings wäre diese Situation – die sich absehbar noch verschärfen werde – "ohne großen Aufwand vermeidbar".
"Wir benötigen umgehend eine koordinierte Kampagne für Auffrischungsimpfungen und wirksame Schritte, um die Impfquote spürbar zu steigern. Denn die Belastungen auf den Intensivstationen sind eindeutig durch Ungeimpfte und leider zunehmend durch Impfdurchbrüche bei älteren Patienten verursacht."