• Praxis
Grundlagen pflegerischen Handelns

Was bei der Grundpflege zu beachten ist

Was sollten Pflegende bei der Grundpflege beachten? Wie und mit welchen Materialien sollte eine Ganzkörperwäsche ablaufen?

Die Grundpflege ist für Pflegende und Pflegebedürftige gleichermaßen eine sensible Angelegenheit. Gleichzeitig ist dieser intime Moment kostbar und kann zu einer vertrauensvollen Pflegebeziehung führen. Was sollten Pflegende bei der Körperpflege beachten? Wie und mit welchen Materialien sollte eine Ganzkörperwäsche ablaufen? Der Beitrag klärt typische Fragen und gibt konkrete Anleitung.

Wenn professionell Pflegende die Körperpflege übernehmen, dann mit dem Bewusstsein, dass ein Eingriff in die Intimsphäre erfolgt, den kein Mensch gern zulässt. Gefühle wie Scham aber auch Ekel vor sich selbst sind begleitet von Verzweiflung, sich nicht mehr selbst pflegen zu können. Es braucht eine Zeit der Auseinandersetzung mit der eigenen veränderten Lebenssituation, ehe Pflegebedürftige Unterstützungen zulassen können. Auf Seiten der Pflegenden erfordert es viel Sensibilität und Geduld, um diese Probleme wahrzunehmen und sich auf die pflegebedürftige Person einzulassen.

Probleme und Ziele bei der Körperpflege

Auch ein pflegebedürftiger Mensch hat ein elementares Bedürfnis, erfrischt zu sein, gut zu riechen und sich wohl zu fühlen. Solange es allein möglich ist, kümmert sich jede Person selbst darum. Dann geht es niemanden etwas an, wann, wie und in welcher Weise die Körperpflege erfolgt. Ob Baden, Duschen oder Waschen, jeder von uns entwickelt alltägliche Rituale, die uns wichtig sind. Ist die Körperpflege nicht mehr allein möglich, müssen wir anderen Menschen deutlich machen, welche Rituale uns wichtig sind und auf was wir verzichten können. Wir müssen andere Menschen ganz nah an uns heranlassen, damit sie sich unserer Hilflosigkeit annehmen. Jemand sieht uns nackt, hilfebedürftig und vielleicht auch ein wenig ungepflegt. Hinzu kommen diverse Krankheitssymptome, eine allgemeine körperliche Schwäche und das Bewusstsein, vielleicht selbst für kleinste Bewegungen einer Unterstützung zu bedürfen. Nahestehende Angehörige oder die Pflegenden greifen dann in einen hochprivaten Lebensbereich ein.

Aus Sicht der Pflegenden ergeben sich folgende Probleme und Ziele:


Probleme:

  • Die Körperpflege eines anderen Menschen zu übernehmen bedeutet, in einen hochprivaten Intimbereich einzudringen.
  • Hinzu kommen Hemmungen, in die Privatsphäre einer anderen Person einzudringen, obwohl es notwendig ist.
  • Pflegende müssen die Nähe der pflegebedürftigen Person zulassen, auch wenn sie Ekel empfinden.
  • Es gilt sensibel auf die Unterstützungsbedürftigkeit einzugehen. Nicht immer gelingt dies ohne Bewertung, gerade wenn eine pflegebedürftige Person ihre persönlichen Ressourcen nicht ausschöpfen möchte.

Ziele:

Die Unterstützung bei der Körperpflege verfolgt verschiedene Pflegeziele:

  • Die pflegebedürftige Person ist ressourcenorientiert aktiviert.
  • Die Selbstpflegekompetenz der betroffenen Person ist gesteigert.
  • Die Bedürfnisse in Bezug auf das körperliche und seelische Wohlbefinden sind erkannt und jederzeit beachtet.
  • Es besteht eine gegenseitige Vertrauensbasis und eine professionelle Pflegebeziehung ist aufgebaut.
  • In der Pflegesituation ist die Sicherheit der unterstützungsbedürftigen Person gewährleistet.
  • Die Intimsphäre bleibt gewahrt.

Aus Sicht der pflege- und unterstützungsbedürftigen Person ergeben sich folgende Probleme und Ziele:


Mögliche Probleme:

  • Ich muss mich von jemandem waschen oder abduschen lassen.
  • Ich werde von einer mir nicht nahestehenden Person nackt gesehen.
  • Ich empfinde Scham und auch Ekel vor mir und meiner Bedürftigkeit.
  • Meine zunehmende Gebrechlichkeit macht mir Angst.
  • Mir ist es peinlich, Hilfe annehmen zu müssen.

Ziele:

  • Ich bin gern gepflegt und möchte mich wohlfühlen.
  • Ich möchte mich wieder selbst waschen (duschen) und kleiden können.
  • Ich möchte eigentlich bei der Körperpflege allein sein.
  • Ich will meine „Waschgewohnheiten" beibehalten.
  • Ich möchte selbst entscheiden, wie ich mich pflege.
  • Ich nehme Unterstützung an, wenn sie sensibel auf meine Bedarfe eingeht.

Pflegende und Pflegebedürftige verfolgen also eigentlich ähnliche Ziele. Während die pflegebedürftige Person danach strebt, sich wieder selbst pflegen zu können, zielt die pflegerische Unterstützung darauf ab, dieses Ziel schrittweise zu ermöglichen. Außerdem ist die Unterstützung bei der Körperpflege gut geeignet, die bedürftige Person intensiv zu beobachten, zu befragen und ganz allgemein in ein Gespräch zu kommen. Einerseits festigt sich darüber eine vertrauensvolle Pflegebeziehung, andererseits können neue Pflegeprobleme und auch Ressourcen zeitnah erkannt werden.

Beispiele für mögliche Beobachtungen während der Körperpflege

  • Zustand der gesamten Haut sowie des Hautturgors und der Hautfarbe
  • Verletzungen der Haut oder Schleimhäute
  • Aussehen von Finger- und Zehnägeln sowie Kopf- und Körperhaar
  • Mundstatus, Aussehen der Zähne, Zunge und Mundschleimhaut
  • an der Haut sichtbare Infektionszeichen wie Rötung, Schwellung, Überwärmung
  • Beweglichkeit des Körpers, insbesondere Arme, Beine, Hände, Kopf und Rumpf
  • Körperhaltung und Balance etwa beim Stehen oder Sitzen am Waschbecken (in der Dusche)
  • Körperliche Kraft (und Ausdauer) für die notwendigen Bewegungen (Belastungsgrenzen)
  • krankheitsbedingte Einschränkungen wie Schmerzen, Lähmungserscheinungen
  • das Erkennen von neurologischen Problemen wie Konzentrationsstörungen und Gedächtnislücken
  • Motivation der pflegebedürftigen Person und der geäußerte Eigenwille
  • Zeichen der Wachheit

Materialien zur Körperpflege

Prinzipiell können die Handtücher und Waschlappen der pflegebedürftigen Person auch in einer Einrichtung des Gesundheitssystems genutzt werden. Voraussetzung ist dabei, dass ein regelmäßiger Wechsel erfolgen kann. Gut geeignet sind Handtücher und Waschlappen in mehreren Farben, damit eine Zuordnung zu den Körperbereichen, die damit gewaschen werden, einfacher wird. Auch private Seifen und Hautpflegemittel wie Lotion oder Gesichtspflege können weiterbenutzt werden.

Die Materialien gehören auf einen Nachtschrank oder einen separaten rollbaren Tisch. Bevor das Material dort abgelegt wird, sollte die Fläche desinfiziert werden und private Utensilien aus dem Weg geräumt sein. Zur Vorbereitung gehört auch das Schließen des Fensters, die eventuell notwendige Erhöhung der Zimmertemperatur und das Schaffen eines Bereiches, der ein bisschen Privatsphäre zulässt – eine fahrbare Trennwand zum Beispiel braucht nicht viel Platz und ist einfach zu platzieren. Sich ungestört zu waschen beziehungsweise gewaschen zu werden ist in Krankenhäusern aber oft nicht möglich. Am Morgen können Untersuchungstermine, Blutentnahmen oder auch die Visite den Ablauf unterbrechen. Mit einem Türschild ließe sich dies Problem angehen, doch trotz Empfehlungen (1) wird es in der Praxis selten genutzt.

Materialien zur Körperpflege:

  • 2-3 Handtücher
  • 2 Waschlappen (WL) in zwei Farben
  • 3-5 Einmalwaschlappen
  • flüssige Seife oder Syndet (oder Seifenstück der pflegebedürftigen Person)
  • Hautpflegeprodukte der pflegebedürftigen Person
  • frische Kleidung
  • frische Bettwäsche (sofern erforderlich)
  • 1 Waschschale
  • eventuell Inkontinenzmaterialien
  • Spiegel und Kamm
  • Bürste für Haarpflege
  • Händedesinfektionsmittel
  • Einmalhandschuhe
  • Einmalschürze (feuchtigkeitsdicht)
  • Flächendesinfektionsmittel
  • Abwurf (Mülleimer mit Deckel und Wäscheabwurf)

Ablauf einer Körperpflege

Steht das Material bereit, sind zunächst die individuellen Bedürfnisse der unterstützungsbedürftigen Person abzuklären. Wie umfangreich soll die Körperpflege heute sein? Je nach aktuellem Aktivierungsgrad kann die Körperpflege liegend, halb sitzend, an der Bettkante sitzend oder am Waschbecken erfolgen. Außerdem ist eine Unterstützung beim Duschen möglich. Die Temperatur des Waschwassers, Seifenzusatz und das Bereitlegen der Sachen wird gemeinsam abgesprochen. Kann sich die bedürftige Person nicht mitteilen, empfiehlt es sich zum einen, Informationen bei nahestehenden Angehörigen zu den individuellen Wünschen zu beschaffen und andererseits ein systematisches Waschritual anzuwenden, das an jedem Tag gleichermaßen wiederholt wird. Dieses Muster der Pflegehandlungen stärkt die Wiedererkennungseffekte und vermittelt ein Gefühl der Sicherheit. Der eigentliche Ablauf des Waschens ist den Bedürfnissen und Wünschen der betroffenen Person anzupassen. Möglich wäre der folgende Beginn: Die pflegebedürftige Person prüft zunächst die Wassertemperatur. Mit der jetzt nassen Hand erhält sie einen Waschlappen, den sie für Arme und Oberkörper, aber auch für das Gesicht nutzen kann. Die weitere Reihenfolge des Waschens folgt den Bedürfnissen.

Der hier vorgestellte Ablauf einer Ganzkörperwäsche im Bett ist demnach eine mögliche Variante von vielen:

  1. Die pflegebedürftige Person prüft die Wassertemperatur durch das Eintauchen mit einer Hand oder einem Unterarm.
  2. Die Pflegefachperson legt zum Nässeschutz ein Handtuch unter den Kopf und Schulterbereich.
  3. Es erfolgt das Waschen des Gesichts ohne Seifen- oder Syndetzusatz. Dabei zunächst Stirn und Wangen waschen, dann die Augen von außen nach innen und am Schluss die Ohren nicht vergessen.
  4. Gesicht gut abtrocknen. Ggf. kann die pflegebedürftige Person dies selbst übernehmen.
  5. Auf Wunsch das Gesicht eincremen.
  6. Nun den Oberkörper entkleiden. Als Sichtschutz und zum Wärmen legt die Pflegeperson eine Decke oder Handtuch über den entkleideten Bereich.
  7. Das Bett wird mit einem Handtuch vor Nässe geschützt. Es liegt unter dem jeweils zu waschenden Bereich.
  8. Nach Wunsch dem Waschwasser Seife oder Syndet zusetzen und den Oberkörper waschen. Dabei deckt die Pflegeperson nur jene Bereiche auf, welche aktuell gewaschen werden.
  9. Im Ablauf zunächst den körperfernen Arm waschen und abtrocknen und anschließend den zweiten Arm (körpernah) waschen und abtrocknen.
  10. Brust und Bauch waschen und abtrocknen.
  11. Nach dem Abtrocknen auf Wunsch die Arme und den Oberkörper eincremen und die Achselhöhlen mit einem patienteneigenen Deodorant besprühen.
  12. Rücken waschen
    1. Variante: Die pflegebedürftige Person aufsetzen lassen und den Rücken waschen und abtrocknen, eventuell Rücken eincremen.
    2. Variante : Wenn sich die unterstützungsbedürftige Person nicht aufsetzen kann, erfolgt das Rückenwaschen in Seitenlage zu einem späteren Zeitpunkt.
  13. Nach dem Waschen und Pflegen des Oberkörpers erfolgt das Ankleiden mit frischer Bekleidung. Bei einer Person mit sehr empfindlicher Haut ist auf die Materialbeschaffenheit zu achten, Druckstellen durch Falten in der Kleidung sind zu vermeiden.
  14. Die Bettdecke entfernen, zusammenlegen und bettnah lagern.
  15. Die Beine und Füße waschen, dabei zunächst das von der Pflegeperson entfernt liegende Bein und den Fuß waschen und mit einem zweiten Handtuch abtrocknen.
  16. Bei Vorliegen einer Infektion an den Füßen zunächst nur die Beine waschen und abtrocknen. Die Füße mit je einem separaten Einmalwaschlappen waschen und sorgfältig mit einem separaten Handtuch abtrocknen (Zehenzwischenräume nicht vergessen!).
  17. Je nach Hautbeschaffenheit und auf Wunsch Beine (und Fersen) eincremen.

Das Tragen von medizinischen Einmalhandschuhen ist bis zu diesem Schritt nicht notwendig. Eine Ausnahme bilden Patientinnen und Patienten mit einer übertragbaren Infektionserkrankung (mechanische Barriere).

Intimpflege

Das Waschwasser für die Intimpflege sollte ohne Seife vorbereitet sein. Alternativ können ausschließlich Einmalwaschlappen benutzt werden, die am Waschbecken frisch vorbereitet werden. Private Waschlappen sollten eine andere Farbe haben und an einem bestimmten Platz lagern. Bei groben Verschmutzungen werden immer Einmalwaschlappen benutzt.

Und: Zur Intimpflege werden medizinische Einmalhandschuhe getragen!

Ablauf Intimpflege bei der Frau:

  1. Beine aufstellen lassen oder mit Hilfe aufstellen und leicht spreizen lassen,
  2. eventuell Inkontinenzmaterial entfernen beziehungsweise die Unterwäsche ausziehen,
  3. die äußeren Labien waschen, die Waschrichtung führt von den Symphyse Richtung Anus,
  4. die inneren Labien waschen, Waschrichtung wie eben einhalten und gut abtrocknen. Insbesondere Hautfalten sind sorgfältig abzutrocknen, um unangenehmen feuchtigkeitsbedingten Hautveränderungen vorzubeugen.
  5. Zudem kann eine spezielle Hautpflege notwendig sein.

Bei der Nutzung von Einmalwaschlappen gilt: 1 WL für die äußeren Labien, 1 WL für die inneren Labien. UND: Die Waschrichtung bleibt immer gleich, um Schmierinfektionen vorbeugen.

Ablauf Intimpflege beim Mann:

  1. 1 WL Hoden und Penisschaft waschen, dabei die Waschrichtung (siehe Frau) beachten,
  2. Vorhaut zurückziehen,
  3. 1 WL zum Waschen der Eichel,
  4. den gesamten Bereich gut abtrocknen, insbesondere die Hautfalten,
  5. Vorhaut wieder vorschieben.

Für beide Formen der Intimpflege gilt: Auf ungewöhnliche Hautveränderungen, Gerüche und Ausfluss achten.

Waschen von Rücken und Gesäß

Kann die pflegebedürftige Person sich nicht aufsetzen, erfolgt das Waschen des Rückens und des Gesäßes in Seitenlage:

  1. Die pflegebedürftige Person in eine seitliche Position bringen. Zur Sicherheit kann eine 2. Pflegeperson erforderlich sein. Auch ein hochgestelltes Bettseitenteil kann als Haltegriff hilfreich sein, um Sicherheit zu vermitteln.
  2. Das Laken mit einem Handtuch vor Nässe schützen.
  3. Zunächst den Rücken waschen und abtrocknen. Dabei ist zu bedenken, dass die in seitlicher Position liegende Person auf einem Teil des Rückens liegt, der zunächst ungewaschen bleiben muss.
  4. Hautbeobachtung bedenken und nach Bedarf und auf Wunsch ein Hautpflegemittel auftragen.
  5. Die seitliche Position eignet sich zudem für Atemübungen und das Bewegen des oben liegenden Arms.
  6. Waschen des Gesäßes (medizinische Einmalhandschuhe tragen), dabei die Waschrichtung beachten (Vorgehensweise wie bei der Frau). Bei grober Verschmutzung Einmalwaschlappen nutzen.
  7. Haut gut abtrocknen und nach Hautsituation ein Hautpflegemittel auftragen.
  8. Erneuern des Lakens bzw. der Unterlage (falls erforderlich).
  9. Falls erforderlich Inkontinenzmaterial vorbereiten oder Unterwäsche anziehen, soweit dies in dieser Position möglich ist
  10. Im Anschluss positioniert die Pflegeperson die bettlägerige Person auf die andere Seite (das Waschen der anderen Seite von Rücken und Gesäß nach dem Drehen wird oft vergessen).
  11. Waschen der fehlenden Rücken- und Gesäßanteile.
  12. Die betroffene Haut gut abtrocknen und nach Hautsituation ein Hautpflegemittel auftragen.
  13. Unterwäsche bzw. Inkontinenzhose komplett anziehen.
  14. Laken- oder Unterlagenwechsel beenden und die Unterlagen möglichst frei von Falten am Bett einspannen.
  15. Zum Abschluss die pflegebedürftige Person in eine für sie bequeme Position bringen und eventuell weiter anziehen.
  16. Klingel bereitlegen.
  17. Das Bett auf eine für die bettlägerige gewünschte Höhe herunterfahren.
  18. Den Nachtschrank aufräumen und erneut flächendesinfizieren.
  19. Nach Einhalten der Einwirkzeit die privaten Sachen wieder in Griffnähe legen.
  20. Eventuell angefallenen Müll und benutzte Wäsche sowie Materialien korrekt entsorgen.

Wichtig bei der Ganzkörperpflege ist die Aktivierung der pflegebedürftigen Person. Das stärkt ihren Mut, motiviert und macht beiden Seiten deutlich, wie hoch der Unterstützungsbedarf vielleicht auch auf längere Sicht sein könnte.

Neues von der Körperpflege

Im Verlauf der vergangenen Jahre hat es einige Entwicklungen im Bereich der Pflegematerialien zur Körperpflege gegeben. Inzwischen können Pflegebedürftige mit Feuchttüchern gewaschen werden. Es gibt präparierte Materialien, sodass sogar eine MRSA-Behandlung mit ihnen erfolgen kann. Wasser, Waschschale und andere Waschlappen sind dann nicht mehr notwendig. Ein Paket der Tücher reicht genau für eine komplette Ganzkörperpflege. Sie können mit der Verpackung in der Mikrowelle (für circa 18 Sekunden bei 1000 Watt) erwärmt werden und sind dann angenehm warm für die Anwendung. Feuchttücher halten aber auch Einzug in die Pflege, wenn es um die Intimpflege der unterstützungsbedürftigen Person geht. Die groben Verschmutzungen werden zunächst herkömmlich entfernt, danach können Feuchttücher das Waschen mit Einmalwaschlappen ersetzen. Die Anbieter werben für eine gute Hautverträglichkeit – zum Beispiel durch den Zusatz von Silikon. Auch Seifen beziehungsweise Syndets haben sich weiterentwickelt. Sie haben inzwischen den Anspruch, hypoallergen und bakterizid zu sein sowie für eine Rückfettung der Haut zu sorgen.

Für die Haarwäsche sind neben mobilen Waschwannen mit Abfluss in vielen Ausführungen auch sogenannte Waschhauben entwickelt worden, die eine Haarwäsche ohne Wasserkontakt ermöglichen. Der Kopf und die Halswirbelsäule werden dabei komplett entlastet. Diese Form der Haarwäsche erfordert von den Pflegenden nur noch das Aufsetzen der Haube, das Einhalten der Einwirkzeit und nach dem Entfernen das Trocknen und Frisieren der Haare.

Das Prinzip der Ganzkörperpflege hat sich hingegen wenig verändert. Heute wird insgesamt weniger strikt auf einen bestimmten Ablauf geachtet. Solange hygienisch gearbeitet wird, ist die Reihenfolge individuell anpassbar. Wichtig ist es, die pflegebedürftige Person zu aktivieren und ihre Ressourcen zu unterstützen. Neu aber ist die Möglichkeit, auch zum Thema Körperpflege zu beraten und anzuleiten. Mögliche Themen für ein Gespräch könnten Unterstützungsmaßnahmen für zu Hause sein – zum Beispiel Hilfsmittel für einen sicheren Zugang in die eigene Dusch- oder Badewanne (Lifter, Haltegriffe, spezielle Sitze).

Typische Fragen bei der Durchführung der Körperpflege

Pflegelaien als auch professionell Pflegende mit jahrelanger Berufserfahrung stellen immer wieder fest, dass sie sich bei bestimmten Fragen zum Thema Ganzkörperpflege unsicher fühlen.

Oft kommt beispielsweise die Frage auf, ob das Waschwasser gewechselt werden muss. Aus der Darstellung oben geht hervor, dass das Wasser gewechselt werden muss, wenn es Seife enthält und eine Intimpflege vorgesehen ist. Außerdem muss man das Wasser wechseln, wenn eine Pilzinfektion an Körperteilen (Leistengegend, Füße) vorliegt. Eine Ausnahme ist die Verwendung von Einmalwaschlappen für die erkrankten Hautanteile. Dabei darf der benutzte Waschlappen nicht erneut in das eigentliche Waschwasser getaucht werden.

Eine weitere typische Frage lautet, welche Körperstellen ohne Seife gewaschen werden. Die Antwort: Intimbereich und Gesicht sowie der gesamte Körper werden ohne Seife gewaschen, etwa wenn die pflegebedürftige Person auf verschiedene Materialien allergisch reagiert und spezielle Pflegemittel nicht verträgt. Gerade der Intimbereich ist empfindlich. Dort sollte das typische Hautmilieu nicht durch Seifennutzung zerstört werden.

Wann Einmalwaschlappen verwenden?

Wann werden Einmalwaschlappen eingesetzt, ist eine weitere Frage. Man nutzt den Einmalwaschlappen für das Waschen des Intimbereiches, wenn man das Waschwasser nicht wechseln möchte und der Einmalwaschlappen direkt am Wasserhahn gut befeuchtet werden kann. Wenn eine Hauterkrankung (zum Beispiel eine Pilzinfektion) vorliegt, nutzt man Einmalwaschlappen, um eine Ausbreitung des Hautproblems zu vermeiden. Einmalwaschlappen eignen sich auch für die gesamte Körperpflege – insbesondere dann, wenn die Gefahr besteht, dass durch private Wäschenutzung ein immunabwehrgeschwächter Mensch zusätzlich gefährdet werden würde.

Oft klagen Pflegende über den fehlenden Platz im Patientenzimmer und häufig wissen sie nicht so recht, wohin mit den zur Körperpflege notwendigen Pflegematerialien. Die Waschschale gehört auf eine vorab desinfizierte Fläche des Nachtschrankes. Daneben kommen frische Handtücher und Waschlappen. Hautpflegeprodukte und Seife der pflegebedürftigen Person können dort auch liegen. Benutzte Handtücher gehören nicht in das Bett, sondern entweder in den Abwurf oder sie erhalten einen Platz auf der anderen Seite neben der Waschschale. Verschmutzte Handtücher immer sofort in den Wäscheabwurf geben. Nicht benutzte Materialien, die schon direkt am Patientenbett gelagert wurden, dürfen nicht wieder als „sauber" mit zur nächsten unterstützungsbedürftigen Person genommen werden. Diese Materialien müssen vor Ort verbleiben. Die Nutzung von Feuchtpflegetüchern zur Ganzkörperwäsche führt dazu, dass man nur noch mit den Tüchern (eine Packung) und zwei Handtüchern zur pflegebedürftigen Person gehen muss. Platzprobleme gibt es dann am Patientenbett nicht mehr.

Tragen von medizinischen Einmalhandschuhen

Immer wieder sind die Unsicherheiten groß, wenn es darum geht, zu entscheiden, wann bei der Ganzkörperpflege der Einsatz der Händedesinfektion und das Tragen von medizinischen Einmalhandschuhen erforderlich sind. Mit Blick auf die "five moments" erfolgt die hygienische Händedesinfektion unter anderem mit Betreten des Patientenzimmers, vor jedem Griff an saubere Wäsche oder Kleidung, an Schränke, bei notwendigen Gängen zum Nachbarbett sowie vor und nach jedem Patientenkontakt. Handschuhe zu tragen ist bei der gesamten Körperpflege erlaubt. Handschuhe während der Körperpflege zu tragen, ist zu jedem Zeitpunkt angezeigt, vor allem wenn damit zu rechnen ist, dass es zu Kontakt mit potenziell infektiösem Material kommt. Das ist beispielsweise bei der Intimpflege und im Umgang mit verschmutzten Inkontinenzmaterialien und Ausscheidungen erforderlich. Denn der Eigenschutz geht an dieser Stelle vor. Muss beispielsweise eine Person aufgrund einer Infektion isoliert werden, so gelten zusätzlich die dafür festgelegten Hygieneregeln, also auch jene für das Tragen von medizinischen Einmalhandschuhen. Bei Unsicherheiten gibt es dazu eine Empfehlung des RKI sowie eine Regelung durch die TRBA 250.

Eine häufige Frage lautet auch: Wasche ich erst die Beine und dann die Füße oder ist es egal? Auf diese Frage gibt es keine Pauschalantwort. Liegt eine Pilzinfektion an den Füßen vor, dann sollte man zunächst die Beine waschen und für die Füße gesondert vorgehen, zum Beispiel unter Verwendung von Einmalwaschlappen und einem separatem Handtuch.

Materialkosten kritisch hinterfragen

Gerade heute sind Pflegende oft in Eile, huschen durch die Zimmer und für eine konsequente für beide Seiten (Patienten und Pflegende) zufriedenstellende Form der Körperpflege bleibt oft zu wenig Zeit. Gerade dieser Aspekt hat sicherlich mit dazu beigetragen, dass neue Pflegeprodukte auf den Markt kommen, die damit werben, einfach im Gebrauch, hygienisch in der Anwendung und zeitsparend zu sein. Bei genauerer Betrachtung dieser Entwicklung ist es sinnvoll, neben den Zeitaspekten und den Auswirkungen für die Pflegebedürftigen auch die Materialkosten kritisch zu hinterfragen. Anstatt zu unterstützen, zu motivieren und die Ressourcen der pflegebedürftigen Person zu aktivieren, wird manchmal oder vielleicht auch häufiger nicht geduldig abgewartet, ob die unterstützungsbedürftige Person sich zumindest in Anteilen selbst waschen kann. Da wird der Waschlappen selbst übernommen, weil es doch schneller geht. Doch die Körperpflege ist als klassische pflegerische Aufgabe ein wichtige Tätigkeit, um den erkrankten und pflegebedürftigen Menschen zu beobachten, miteinander zu sprechen, zu motivieren und zu aktivieren. Diese Neben-Aspekte der Körperpflege werden häufig unterschätzt. Die Unterstützung bei der Körperpflege verkommt in der Pflege gern als täglicher Ballast, der viel von kostbarer Pflegezeit schluckt, aber im Ergebnis nur wenig bringt. Dabei kann gerade diese Form der Unterstützung intensiv dazu beitragen, dass eine vertrauensvolle Pflegebeziehung entsteht.

Der Artikel erschien erstmals am 4. September 2018 und wurde am 18. Juli 2023 aktualisiert.

Literatur:

(1) Pflege heute, 8. Aufl., 2023

(2) Thiemes Pflege, 15. Aufl., 2020

(3) In guten Händen, Band 1: Pflegerische Kernaufgaben, 2007

(4) In guten Händen, 2010 Pflegebasiswissen, Schülerbuch

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