Die hochschulische Pflegeausbildung bleibt nach Einschätzung von Expertinnen und Experten weit hinter ihren Möglichkeiten und Notwendigkeiten zurück. Als Kernproblem wird die fehlende Finanzierung des primärqualifizierenden Studiums angeführt, wie am Mittwoch eine Anhörung des Gesundheitsausschusses zu einem Antrag der Unionsfraktion ergab.
Sachverständige machten in der Anhörung deutlich, dass die hochschulische Pflegeausbildung in der Versorgung eine wichtige Rolle einnimmt, die fehlende Finanzierung und die unklare Perspektive junge Leute jedoch davon abhält, diesen Berufsweg einzuschlagen.
Der Rechtswissenschaftler Thomas Klie etwa sprach von hochkomplexen Pflegesituationen, chronischen Erkrankungen oder Demenzfällen, bei denen eine akademische Pflegekompetenz sehr sinnvoll sei.
Der Professor für angewandte Gesundheitsversorgung Matthias Drossel fügte hinzu, es gehe nicht nur um Managementaufgaben, sondern um die konkrete Patientenversorgung im Alltag in besonders komplexen Situationen.
Deutschland liegt international weit zurück
Kritikpunkte waren, dass Deutschland bei der Akademisierung der Pflege im internationalen Vergleich weit zurückliegt und für hochschulisch gebildete Pflegefachpersonen aus dem Ausland wenig attraktiv ist.
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) erklärte, die fehlende Vergütung oder Aufwandsentschädigung für die zu leistenden 2.300 Praxisstunden stelle eine Benachteiligung der Studierenden dar. Die fehlende Refinanzierung der Praxisanleitung in den Gesundheitseinrichtungen sei ein weiteres Problem, weil dadurch insbesondere kleinere Einrichtungen von einer Kooperation mit der hochschulischen Pflegeausbildung faktisch ausgeschlossen seien.
Nach Angaben des Deutschen Pflegerats (DPR) bleibt die Akademisierungsquote mit einer Auslastung von derzeit rund 50 Prozent weiter hinter dem Bedarf zurück. Der DPR sprach sich für die verbindliche Einführung und vollständige Refinanzierung einer Vergütung während des Studiums aus, um die Attraktivität des Studiengangs zu steigern. Ferner werde eine vollständige Refinanzierung der Kosten für die Praxisanleitung analog der beruflichen Ausbildung befürwortet.
GKV lehnt Finanzierung der Ausbildung ab
Nach Ansicht der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) sind verschiedene Qualifikationsstufen in der Pflege sinnvoll. Ein höherer Anteil hochschulischer Pflegeausbildung erscheine wünschenswert. Die Konzeption der hochschulischen Pflegeausbildung im Pflegeberufegesetz müsse grundlegend korrigiert werden, weil sie derzeit weder für Studierende aufgrund der fehlenden Ausbildungsvergütung noch für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber aufgrund des unscharfen Profils attraktiv sei.
Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) lehnt eine Finanzierung der hochschulischen Pflegeausbildung ab. Die Zuständigkeit liege bei den Ländern, hieß es.