Die Fantasiewesen Schnobbl begleitet Kinder im Bremer St. Joseph-Stift seit Ende 2009 vor, während und nach der Operation. Es sorgt dafür, dass die Kinder im Krankenhaus weniger Angst haben, ruhiger aus der Narkose aufwachen und insgesamt stressärmer auf die Normalstation zurückverlegt werden können. Das DOLORES-Konzept hat mittlerweile mehrere Auszeichnungen erhalten und wurde auch in anderen Kliniken erfolgreich implementiert.
Kinder erleben ein Krankenhaus oft sehr bedrohlich. Die Größe des Gebäudes, die unübersichtlichen Wege zu den Stationen, die Betriebsamkeit des Personals und die von medizinischen Notwendigkeiten geprägte Atmosphäre rufen bei ihnen nicht selten Hilflosigkeit und Angst hervor. Darum müssen sie behutsam und gezielt auf den Krankenhausaufenthalt vorbereitet werden.
Um Kinder und Eltern vonseiten des Krankenhauses besser zu unterstützen, wurde im Bremer St. Joseph-Stift ein neuartiges Angst- und Schmerzprophylaxe-Konzept eingeführt: Das Konzept heißt DOLORES – kombiniert aus den Worten DOLOR (lat.: Schmerz, Kummer) und RES istance (engl.: Widerstand).
Ein wichtiger Baustein für die Planung und Entwicklung der neuen Vorgehensweise war ein pflegewissenschaftlicher Artikel in dem Magazin „Pain" der IASP (International Association for the Study of Pain): „Imagination reduziert postoperativen Schmerz bei Kindern" (Huth et al. 2004). Diese amerikanische Studie konnte belegen, dass bei Kindern im Schulalter nach Tonsillektomie und Adenoidektomie durch den Einsatz von Imagination eine Verminderung von Schmerz und Angst erreichbar ist. Der Schmerzmittelverbrauch wurde nicht reduziert, jedoch hatten die Kinder der Behandlungsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe (keine Imagination) signifikant weniger Angst und Schmerzen. Das Ergebnis dieser Studie ist vermutlich auf andere Fachbereiche und Operationen übertragbar.
Schnobbl begleitet rund um die OP
Protagonist des Angst- und Schmerzprophylaxe-Konzepts ist die Figur „Schnobbl", ein Fantasiewesen, das Kinder vor, während und nach Operationen begleitet. In der Kindersprechstunde bekommen die Eltern einen erklärenden Info-Flyer und ihr Kind eine Vorbereitungs-CD überreicht, die es vor der Aufnahme ins Krankenhaus zu Hause anhören soll. Die Mischung aus Hörspiel und Musik stimmt auf den Aufenthalt in der Klinik ein und gibt erste Hinweise, dass vermutlich Schnobbls im Krankenhaus leben und auf Kinder aufpassen. Ziel ist es, schon im Vorfeld eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen und einen positiven Bezug zum Krankenhaus herzustellen.
Beim Betreten des Krankenhauses wird der „rote Faden" weiter gesponnen: Entlang der Wege, die zu den Ambulanzen und Stationen führen, sind Schnobbls und ihre „Spuren" (Sterne) als Wegweiser an den Wänden angebracht.
Zur Aufnahme wartet im Bett auf der Station bereits ein knuffiger Schnobbl (Plüschfigur) auf das Kind. Schnobbl begleitet es fortan „durch dick und dünn". Es darf mit in den OP und auch mit in den Aufwachraum. Hier wird in der Aufwachphase das beruhigende Lied von der bekannten Schnobbl-CD vorgespielt. Zur Entlassung bekommt das Kind schließlich eine Schnobbl-Urkunde geschenkt und darf selbstverständlich auch die Plüschfigur mit nach Hause nehmen. Weitere gestalterische Elemente, wie ein spezielles Wegeleitsystem mit Schnobbl-Wandaufklebern, Malvorlagen und Stempelmotiven runden das stimmige Konzept ab.
Literatur:
Huth et al. (2004): Imagery reduces children's post-operative pain, Pain 110: 439-448