• 28.10.2025
  • Praxis
Katastrophenpflege

Disaster Nursing: Wo steht Deutschland?

Eine Fachtagung des Kompetenzzentrums für Pflege im Bevölkerungsschutz informierte über den aktuellen Stand der Katastrophenpflege. Die zentralen Ergebnisse zusammengefasst.

Die Schwester Der Pfleger

Ausgabe 11/2025

Seite 20

Über den aktuellen Stand der Katastrophenpflege informierte Anfang Oktober eine Fachtagung des Kompetenzzentrums für Pflege im Bevölkerungsschutz. Unsere Autorin fasst die zentralen Ergebnisse zusammen.

Wetter- und klimabedingte Katastrophen haben weltweit zugenommen – auch hierzulande steigt die Gefahr. Pflegebedürftige Menschen im Katastrophenfall adäquat zu versorgen, ist eine große Herausforderung. Durch die Weiterqualifikation im Krisen- und Katastropheneinsatz können Pflegefachpersonen ein zentraler Pfeiler der Versorgung im Bevölkerungsschutz sein.

Über den aktuellen Stand der Pflege im Katastrophenschutz informierte das Kompetenzzentrum Pflege im Bevölkerungsschutz gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) Anfang Oktober im Rahmen der Fachtagung „Pflege im Bevöl­kerungsschutz“ in Bonn. Expertinnen und Experten aus der Pflegepädagogik, dem Pflegemanagement, den DRK-Schwesternschaften und den DRK-Landesverbänden, dem Bundesgesundheitsministerium, dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katas­trophenhilfe (BBK) sowie der Bundeswehr tauschten sich über zentrale Themen wie Qualifizierung, Führungskräfteunterstützung und die Vernetzung von Rettungs- und Gesundheitsdiensten aus. Unter dem Programmpunkt „Aktueller Stand der Pflege im Bevölkerungsschutz in Deutschland“ wurden die Tätigkeiten des Kompetenzzentrums Pflege im Bevölkerungsschutz und das Projekt „MODINA – Krisenresilienz im Bevölkerungsschutz“ vorgestellt.

Das Kompetenzzentrum Pflege im Bevölkerungsschutz ist ein gemeinsames Projekt der DRK-Schwesternschaft Bonn, der Württembergischen Schwesternschaft vom Roten Kreuz, der Frankfurt University of Applied Sciences (Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit), des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation und des IEGUS – Institut für Europäische Gesundheit und Sozialwirtschaft. Die Hauptaufgabe des Kompetenzzentrums liegt nicht nur in der Qualifizierung von Pflegefachpersonen für den Einsatz in Katastrophen- und Kriseneinsätzen, sondern auch in der strategisch-berufs­politischen Verortung des Themas in der Pflege und in den Krisenstäben sowie in der Operationalisierung im Bevölkerungsschutz. Der Fokus liegt hierbei darauf, die Strukturen des Katastrophenschutzes kennenzulernen und die Einbindung der Pflege in diese Strukturen zu verdeutlichen. Ein weiterer Schwerpunkt besteht darin, Führungskräfte in ambulanten und stationären Einrichtungen darin zu unterstützen, ihre Einrichtungen auf Katastrophen vorzubereiten. Praktische Umsetzung erfolgt unter anderem durch spezialisierte Kurse wie das Sommercamp, in denen Kompetenzen für den koordinierten Einsatz, Ressourcen­management und die interprofessionelle Zusammenarbeit mit anderen Akteuren des Bevölkerungsschutzes vermittelt werden.

Im Kontext der praktischen Einsatzvorbereitung wurde der erste Pflegeanhänger der DRK-Schwesternschaft Bonn vorgestellt, der beim DRK-Kreisverband Euskirchen unter­gebracht ist. Er enthält Materialien wie Hygiene- und Schutzausrüstung sowie mobile Pflegebetten, mit denen bis zu 25 pflege­bedürftige Menschen über mehrere Stunden autark versorgt werden können. Dieser phy­sische Ressourcenbestand dient als konkretes Beispiel für die operative Einsatzfähigkeit und die Notfallversorgung in räumlich begrenzten Einsatzräumen.

Auf dem Kongress wurde die App „KatNu – Katastrophen Nursing“ für Android-Geräte vorgestellt, die speziell für Pflegefachpersonen und pflegende Angehörige entwickelt wurde. Sie bietet praktische Tipps für den Ernstfall, erleichtert den Austausch und die Vernetzung von geschulten Pflegefachpersonen und unterstützt somit Wissensvermittlung sowie kollegiale Unterstützung in Krisensituationen.

„Katastrophenpflege ist ein Auftrag für die gesamte Berufsgruppe“

Gefahren wie Naturkatastrophen, Pandemien, Terroranschläge und Kriege nehmen zu – auch hierzulande. Die Katastrophenpflege gewinnt damit immens an Bedeutung. Ein Interview über das international etablierte Konzept gibt es in Die Schwester | Der Pfleger 9/2024.

 

Das Kompetenzzentrum führt im Auftrag des BIBB das Projekt MODINA (Modul Disaster Nursing für die Pflegeausbildung) durch. Ziel ist die Entwicklung eines evidenzbasierten Unterrichtsmoduls zum Thema Di­saster Nursing inklusive Planspielen. Folgende drei Planspiele wurden entwickelt: Pandemie im Krankenhaus, Cyberangriff in einer stationären Pflegeeinrichtung und Naturkatastrophe für einen ambulanten Pflegedienst. Die Planspiele fördern die Auszubildenden praxisnah in der Zusammenarbeit, Problemlösungsfähigkeit und Entscheidungsfindung, indem sie realistische Szenarien durchspielen und dabei fach­liches Wissen sicher anwenden können.

Begleitend entstehen ein Handbuch für Lehrende, ein Workbook für Lernende und weitere Unterrichtsmaterialien, die nach Projektende kostenfrei auf der Website des BIBB zur Verfügung gestellt werden. Ab November wird das Modul an elf Pflegeschulen und einer Hochschule erprobt und evaluiert.

Die Kombination aus praxisnaher Quali­fizierung, digitalen Unterstützungsangeboten und evidenzbasierten Lehrmaterialien soll die Pflege im Bevölkerungsschutz stärken und eine kohärente, gut vernetzte Einsatzkultur fördern.

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