Naturheilkundliche Pflege kann vielen Patienten helfen und die medizinische Therapie sinnvoll ergänzen. Doch welche Methoden stehen überhaupt zur Verfügung? Wir stellen einige vor
Rhythmische Einreibungen nach Wegmann/Hauschka
Die Rhythmische Einreibungen wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von der Ärztin Ita Wegman entwickelt und später von Dr. Margarethe Hauschka zu einem lehrbaren Konzept ausgearbeitet. Die Methode wird daher heute meist als „Rhythmische Einreibungen nach Wegman/Hauschka" bezeichnet. Der Grundgedanke der Methode ist, dass sich alles Lebendige in rhythmischen Prozessen abspielt: beispielsweise der rhythmische Wechsel der Jahreszeiten oder beim Menschen die rhythmischen Vorgänge der Ein- und Ausatmung sowie der Systole und Diastole.
Rhythmische Einreibungen sind meist kreisende Streich- berührungen, die in Kombination mit pflegenden Substanzen die Heilungskräfte des Organismus anregen sollen. Darüber hinaus soll die Methode auf der körperlichen, seelischen und geistigen Ebene des Menschen wirken.
Behandelt werden Arme, Beine, Rücken, Brust und Bauch – als Teil-Einreibung oder als Ganzkörper-Einreibung. Anwendungsmöglichkeiten in der Pflege bestehen bei der Körperpflege, den Prophylaxen und anderen therapeutischen Maßnahmen. Ziel ist es, die Heilungsprozesse anzuregen und Lebensprozesse wie das Essen und Trinken oder das Schlafen und Wachsein zu unterstützen.
Kneipp-Therapie
Basierend auf den Gesundheitslehren von Sebastian Kneipp (1821–1897) hat der Kneipp-Bund e.V. das naturheilkundliche Gesundheitskonzept „Pflege nach den fünf Elementen" speziell für Senioreneinrichtungen entwickelt. Das Konzept ist präventiv darauf ausgerichtet, ältere Menschen für den eigenverantwortlichen Erhalt ihrer Gesundheit sowie ihrer Selbstständigkeit zu aktivieren. Ziel ist es, aus ganzheitlicher Perspektive die körperlichen und geistig-seelischen Funktionen des Menschen zu harmonisieren und seine Widerstandsfähigkeit zu stärken.
Die Grundlage dafür bilden die vielfältigen Anwendungen im Rahmen der fünf Elemente der Naturheilverfahren nach Kneipp: Wasseranwendungen, Bewegung, gesunde Ernährung, Heilpflanzen und Lebensordnung. Die Kneipp-Anwendungen können aktiv zur Prävention und Förderung der Gesundheit sowie zur Linderung zahlreicher Befindlichkeitsstörungen in den Bereichen Herz-Kreislauf, Magen-Darm, Nieren-Blase, der Atemwege, des Stoffwechsels, des Bewegungsapparats, der Haut und der Psyche eingesetzt werden.
Wickel und Auflagen
Wickel sind ein oder mehrere Tücher, die zirkulär um den ganzen Körper oder einen Teil des Körpers angebracht werden. Die innersten Stofflagen sind hierbei in einer temperierten Flüssigkeit getränkt oder mit einer Substanz bestrichen. Zu den Wickeln werden in der Regel auch Auflagen, Kompressen oder Umschläge aus Tüchern gezählt, die auf der Haut angebracht werden. Bei einer Auflage wird ein Tuch auf eine bestimmte Körperregion aufgelegt und mit einem Außentuch zirkulär um den Körper festgewickelt.
Wickel und Auflagen können aus verschiedenen Gründen eingesetzt werden. Warme und kalte Wickel dienen beispielsweise dazu, einen physikalischen Reiz zu setzen, um die Durchblutung der Haut anzuregen und dadurch das Stoffwechselgeschehen an der betroffenen Stelle zu beeinflussen. Einige Wickel sollen über einen peripheren Reiz an anderer Stelle Spannungen ableiten. So werden beispielsweise Fußsohlenauflagen bei Kopfschmerzen eingesetzt. Mit Substanzen wie Lehm, Tonerde, Heilkräuter oder Öle bestrichene Wickel und Auflagen sollen je nach spezifischer Wirkung der Substanz entsprechende Wirkstoffe über die Haut in den Körper einbringen. Neben diesen Wirkungsweisen haben Wickel allgemein einen psychogenen Effekt – der Betroffene erhält Aufmerksamkeit, fühlt sich geborgen und kommt zur Ruhe.
Bis Anfang der 1970er-Jahre zählten Wickel und Auflagen zu den alltäglichen Pflegemaßnahmen, heute gehören sie zu den alternativpflegerischen Methoden. Eine Fortbildung für Wickelanwendungen ist in Deutschland und der Schweiz möglich. Wickel werden auch in der nichtberuflichen Pflege als Hausmittel eingesetzt, häufig in Form des bekannten Wadenwickels.
Aromapflege
Aromapflege ist eine Anwendung, die ätherische Öle aus Pflanzen und Heilpflanzen in pflegerisches Handeln einbezieht. Ziel ist es, über die Wirkung der spezifischen Aromastoffe Stimmungsstörungen zu harmonisieren und das körperlich-seelische Wohlbefinden zu verbessern.
Solange keine Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Stoffen bestehen, kann die Aromapflege bei fast allen Personen zum Einsatz kommen. Insbesondere in der Palliativpflege und in der Arbeit mit an Demenz erkrankten Menschen hat sich der Einsatz bewährt. Vorsicht bei der Anwendung ätherischer Öle ist vor allem geboten bei Schwangeren, Epileptikern, Allergikern, Hypertonikern, Diabetikern oder kleinen Kindern.
Pflanzengestützte Pflege
Pflanzengestützte Interventionen wie Gartentherapie, Umgebungsgestaltung mit Zimmerpflanzen oder Integrierung von Heilpflanzen in die Pflege finden in deutschen Kliniken und Pflegeeinrichtungen bislang nur selten Anwendung. Dabei ist die positive Wirkung von Pflanzen – insbesondere auf ältere und pflegebedürftige Menschen – seit langem bekannt. Das Ausland ist hier schon weiter. In Finnland beispielsweise integrieren Einrichtungen schon seit vielen Jahren Pflanzen in ihre tägliche Arbeit mit Bewohnern und Patienten. Finnische Pflegeheime verfügen meist über großzügige Außenanlagen. Bewohner können sich dorthin zurückziehen, die Sonne genießen, spazieren gehen. Viele Häuser haben neben Ziergärten auch Nutzgärten oder Hochbeete, in denen Heimbewohner mit Unterstützung der Pflegenden Kräuter, Früchte und Gemüse ziehen.