Mit Telerobotik gegen den Pflegenotstand lautet die Devise eines neuen Forschungsprojekts, in dem Pflegepersonal mittels intuitiver Virtual-Reality(VR)-Technik einen Teleroboter steuert. Der Telerobotik-Hersteller Devanthro, die Charité – Universitätsmedizin Berlin und das FZI Forschungszentrum Informatik wollen dazu in den kommenden 3 Jahren menschenähnliche Telerobotiksysteme – sog. Robodies – entwickeln, die ambulant pflegebedürftige Personen zu Hause bei der Körperpflege oder Alltagsaufgaben unterstützen.
Technik soll Pflegepersonal bei Routineaufgaben entlasten
Routineaufgaben in der Pflege seien so künftig aus der Ferne zu erledigen, teilte das FZI in der Vorwoche mit. Das ermögliche, den stetig steigenden Pflegebedarf besser zu decken und Pflegepersonal im Alltag zu entlasten, ohne dass auf persönliche Bedürfnisse und "das Menschliche" verzichtet werden müsse.
Statt eines KI-gestützten Ansatzes mit autonom agierenden Pflegerobotern, basiere das Forschungsprojekt "Teleskoop" auf "Shared Control"-Methoden. Pflegefachpersonen übernähmen mittels eines intuitiven, auf Augmented-Reality-Technologien aufbauenden Interface die Kontrolle eines Robodies, der vor Ort bei der Patientin oder dem Patienten stehe.
Erste kooperative, immersive Telepräsenzsystem für die ambulante Pflege
Der Ansatz der Telebetreuung sei zwar grundsätzlich nicht neu. Die Robodies würden allerdings mit etablierter VR-Technologie gesteuert und ermöglichten so ein immersives Eintauchen in die Pflegesituation vor Ort. Im Gegensatz zu klassischen Teleoperationsansätzen mit Steuerung durch Joystick und Bildschirm bediene die Pflegefachperson den Roboter intuitiv mit dem ganzen Körper und könne so real mit den Pflegebedürftigen interagieren.
"Teleskoop" sei damit das erste kooperative, immersive Telepräsenzsystem für die ambulante Pflege. Die kooperative Regelung schütze Patientinnen und Patienten vor ungewollten Kräften durch den Roboter und ermögliche so körpernahe Pflegeleistungen, die mit heutigen Systemen nicht beherrschbar seien.
Nächste Robody-Generation in Arbeit
Die Forschungsgruppe Geriatrie der Charité überwacht und unterstützt den Praxiseinsatz der Robodies. Hauptaugenmerk liege dabei auch in der Erfassung von Bedürfnissen der Patientinnen, Patienten und Pflegenden. Die Erkenntnisse sollen direkt in die weitere Entwicklung einfließen.
Derzeit würden Interviews mit Betroffenen geführt, um relevante Anwendungsfälle für die Robodies zu erheben. Auf dieser Basis sollen dann die konkreten Anforderungen an die Hardware der nächsten Robody-Generation und die zu entwickelnde Software aufgestellt werden.
Das Forschungsprojekt ist im Oktober 2021 gestartet und wird vom Bundesministerium für Bildung und mit knapp 635.000 Euro gefördert.