Führungskräfte im Krankenhaus haben immer mehr Probleme, mit dem ökonomischen Druck umzugehen. Das haben Forscher der Universität Witten/Herdecke im Rahmen des Projekts „Entscheidungsfindung im Krankenhausmanagement“ herausgefunden, wie die Universität heute mitteilte. Das Projekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.
In fünfzehn Krankenhäusern unterschiedlicher Trägerschaft wurden dazu die am Management beteiligten Akteure – kaufmännische, ärztliche und Pflegedienstleitungen – im Hinblick auf ihre Herausforderungen und Alltagsprobleme befragt. „Führungskräfte nehmen oftmals zynische Haltungen ein oder neigen dazu, nur noch ‚auf Distanz‘ zu managen, um nicht so stark mit den offensichtlichen Problemen der ökonomischen Zurichtung des Krankenhauswesens konfrontiert zu werden“, resümiert Projektleiter Prof. Dr. Werner Vogd, Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie an der Universität Witten/Herdecke. „Insbesondere für die Zukunft stellt sich die Frage, wie lange der existenzielle Druck auf Krankenhäuser noch aufrechterhalten werden darf, ohne dass die professionellen Kulturen ernsthaft Schaden nehmen. Die Untersuchungen legen nahe, dass zumindest im Bereich der Pflege dieser Punkt vielfach schon überschritten ist, aber auch im ärztlichen Bereich bereits Erosionen zu beobachten sind. Die Trägerschaft spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.“
Die mehr als 500 Seiten umfassende Monografie ist kürzlich erschienen. Hier wird ausführlich herausgearbeitet, wie herausfordernd es für die Krankenhäuser derzeit ist, zwischen gesellschaftlichen Ansprüchen, ökonomischen Kalkülen und professionellen Rationalitäten einen ethisch vertretbaren Mittelweg zu finden.