Bibliomed Pflege - Das Portal für die Pflege
An Demenz erkrankte Pflegeheimbewohner in Deutschland erhalten zu viele Neuroleptika. Das ist eine der zentralen Aussagen des Pflege-Reports 2017 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), der am Mittwoch vorgestellt wurde. 43 Prozent der Bewohner mit Demenz bekommen demnach dauerhaft mindestens ein Neuroleptikum, während es bei Heimbewohnern ohne Demenz knapp 20 Prozent sind, heißt es in einer Untersuchung der Klinischen Pharmakologin Petra Thürmann für den Pflege-Report. „Der breite und dauerhafte Neuroleptika-Einsatz bei Pflegeheimbewohnern mit Demenz verstößt gegen die Leitlinien“, so Thürmann. Mit Blick auf Neuroleptika seien nur wenige Wirkstoffe zur Behandlung von Wahnvorstellungen bei Demenz zugelassen, und dann nur für eine Therapiedauer von sechs Wochen.
Thürmann wies zudem darauf hin, dass die Werte in einigen europäischen Ländern unter denen in Deutschland lägen. So erhielten in Schweden zwölf Prozent, in Finnland 30 Prozent der demenzkranken Heimbewohner Neuroleptika.
Pflegende bestätigen das Ausmaß an Psychopharmaka-Verordnungen in Pflegeheimen, ergab eine schriftliche Befragung von 2.500 Pflegefachpersonen durch das WIdO. Im Durchschnitt erhält demnach mehr als die Hälfte der Bewohner eines Pflegeheims Psychopharmaka, gaben die Befragten an. Zwei Drittel der Betroffenen (64 Prozent) erhielten die Verordnungen länger als ein Jahr. 82 Prozent der Pflegenden hielten diesen Umfang für angemessen. (HB)
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