Der Präsident des Deutschen Pflegerates, Andreas Westerfellhaus, hat die Politik aufgefordert, im Wahljahr ein klares Zeichen für die Pflege zu setzen. In einer Grundsatzrede auf dem Deutschen Pflegetag warb er eindringlich für einen schnellen Abschluss des Pflegeberufegesetzes: „In den nächsten Wochen wird sich entscheiden, ob es eine Legislaturperiode für die Pflege war oder nicht.“ Hier werde sich entscheiden, ob die Pflegenden von der Politik ernst genommen werden oder „undurchsichtige Lobbyinteressen“ Vorrang hätten. „Das wäre ein Schlag ins Gesicht für alle Pflegenden“, so Westerfellhaus. Setzen sich die Politiker hier nicht für das neue Pflegeberufegesetz ein, könnten sie nicht damit rechnen, auch nur eine Stimme von den Pflegenden zu bekommen.
Das vergangene „Jahr der Erniedrigung“ habe gezeigt: „So kann es nicht weitergehen.“ Die Pflege wolle ihre beruflichen Belange selbst in die Hand nehmen, so wie es in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gerade geschehe. „Die Selbstverwaltung ist die einzige Lösung“, sagte Westerfellhaus. Möglichst bald gebe es hoffentlich auch eine Bundespflegekammer. Nur so sei eine Eindeutigkeit des Ansprechpartners, auch gegenüber der Politik, gewährleistet.
Der DPR-Präsident forderte alle Pflegenden und Wähler auf, im Wahljahr genau zu schauen, wer sich für die Pflege einsetzt. Für ihn sei klar: Pflege muss auf der Agenda der nächsten Bundesregierung sein. Dazu gehöre auch die Etablierung einer „Chief Government Nurse“ auf Regierungsebene. Im Hinblick auf die Wahl sagte er: "Ich bin froh, dass Rechtspopulismus und Fremdenfeindlichkeit in unserer Berufsgruppe keine Chance haben.“ Das habe auch eine aktuelle Umfrage gezeigt, die der Deutsche Pflegerat und die Schlütersche Verlagsgesellschaft in Auftrag gegeben hatten.
Westerfellhaus wurde nach seiner sehr emotionalen und leidenschaftlichen Rede mit Standing Ovations verabschiedet. Es ist seine letzte Rede auf dem Deutschen Pflegetag in der Funktion als Präsident des Deutschen Pflegetages. Seine Präsidentschaft endet am 15. September 2017 nach acht Jahren, eine Wiederwahl ist laut Satzung nicht möglich. „Es war eine intensive Zeit, die mir und vor allem auch meiner Familie viel abverlangt hat, aber auch viel gegeben hat.“ Alles Erreichte wäre immer das Werk vieler Kolleginnen und Kollegen im Pflegerat und im Präsidium gewesen. Hier dankte Westerfellhaus vor allem den Vizepräsidenten Andrea Lemke und Franz Wagner. (BT)