Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie und Leiter der Infektiologie der Klinik I an der Uniklinik Köln, Gerd Fätkenheuer, hat dafür plädiert, gezielte MRSA-Screenings in Krankenhäusern abzuschaffen. Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) empfehle ein solches Screening für Risikopatienten. Es sei daher „quasi verpflichtend“. Es erfasse aber nur eine kleine Anzahl der mit einem Staphylococcus aureus besiedelten Personen. Die positiv getesteten Personen müssten dann aber isoliert werden. Dies sei mit zahlreichen negativen Folgen verbunden.
Die derzeitige Praxis entbehre „einer wissenschaftlichen Grundlage“, schreibt Fätkenheuer in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am Mittwoch. Seine Forderung begründet der Infektiologe unter anderem mit den Daten einer aktuellen Studie, die im Fachblatt „Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht wurde.
„Obwohl bereits andere qualitativ hochwertige Studien die Ineffektivität des MRSA-Screenings gezeigt hatten und obwohl inzwischen auch für MRSA-Infektionen sehr gute Behandlungsmöglichkeiten bestehen, müssen deutsche Kliniken bisher an dieser Praktik festhalten“, so Fätkenheuer in der FAZ. Es sei höchste Zeit, dass dieses vorgeschriebene Prozedere revidiert werde und dass Hygienevorschriften an der vorhandenen wissenschaftlichen Evidenz ausgerichtet würden. Dies sei im Interesse der Patienten, diene aber auch der „Entlastung der Kliniken von aufwendigen und überflüssigen Maßnahmen“.
Bei der britischen Studie gingen Wissenschaftler der Frage nach, wie oft es im Krankenhaus zu Übertragungen von Krankheitserregern auf Patienten komme. Die Untersuchung wurde auf einer Intensivstation und einer Intermediate Care Station durchgeführt. Insgesamt wurden 1854 Patienten und 198 Krankenhausmitarbeiter getestet. Das Ergebnis: Nur in 25 Fällen wurde ein Staphylococcus aureus übertragen. In 20 Prozent davon handelte es sich um einen MRSA. (MJ)