Gewalt gegen Alte und Kranke hat vielerorts offenbar System, das zeigt eine neue Umfrage der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP). Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der rund 1.000 befragten Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen und bei Pflegediensten gab an, dass das Personal über den Willen der Pflegebedürftigen hinweg handele. Knapp jeder Zweite wurde schon einmal Zeuge, dass notwendige Hilfe nicht (49 Prozent) oder nicht rechtzeitig (46 Prozent) gegeben wurde. Zudem beobachteten die Befragten, dass Pflegebedürftige respektlos angesprochen, beschämt (je 36 Prozent) oder deren Privatsphäre missachtet wurde (39 Prozent).
Damit die Rechte Pflegebedürftiger besser gewahrt werden könnten, müsste es nach Auffassung der Befragten vor allem mehr (96 Prozent) und besser (76 Prozent) ausgebildetes Personal geben.
Parallel zu der Befragung unter den Mitarbeitern wurden ebenfalls rund 1.000 Personen aus der allgemeinen Bevölkerung zu ihren Erfahrungen befragt. Hier gab etwa jeder Vierte (28 Prozent) an, Vorfälle von Missachtung gegenüber pflegebedürftigen Menschen erlebt zu haben. Verbesserungsbedarf wird dabei vor allem in den Arbeitsbedingungen von Pflegenden gesehen (90 Prozent).
„Das Recht auf gute Pflege ist in der Praxis längst nicht überall durchgesetzt", sagte ZQP-Vorstandsvorsitzender Ralf Suhr angesichts der Ergebnisse. Vor allem die wichtigen Themen Patientensicherheit und Gewaltprävention gingen häufig in den öffentlichen Debatten zu Pflegereformen unter. Die Politik müsse daher sicherstellen, dass nun tatsächlich ein neues Bewertungssystem für die Pflege entstehe, „das für Bürger wirklich transparent macht, wo Profis gut pflegen und wo nicht".