In Deutschland arbeiten schätzungsweise 150.000 bis 300.000 Pflegende illegal in der häuslichen Pflege, schreibt die Süddeutsche Zeitung (SZ) am Dienstag. Der Großteil davon stamme aus osteuropäischen Ländern. Viele Pflegebedürftige bräuchten mehr Hilfe, als ihnen ambulante Dienste geben könnten. Eine legale 24-stündige Betreuung sei aber aus finanzieller Sicht nicht machbar, berichtete eine an Multipler Sklerose Erkrankte der Zeitung. Ein Kostenvergleich zeige: Illegale Pflegekräfte sind billiger. Während Familien etwa 1.900 Euro pro Monat für offiziell beschäftigte Pflegefachpersonen zahlen müssten, gäbe es schwarzarbeitende Pflegende schon ab 800 Euro, sagte Andrea von der Malsburg vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung der SZ. Bei einer illegalen Beschäftigung zahlten Pflegebedürftige keine Sozialabgaben; Pflegende keine Steuern sowie Abgaben für Renten- oder Arbeitslosenversicherung. Vor möglichen Strafzahlungen hätten aber weder die befragte Pflegerin, noch die Pflegebedürftige Angst, da der Medizinische Dienst der Krankenversicherung die Handhabung toleriere, wie die Erkrankte gegenüber der Zeitung berichtete. „Ich habe das Gefühl, da wird ein Auge zugedrückt."
Diese Toleranz gegenüber Schwarzarbeit hält auch der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Werner Hesse, für möglich, weil das deutsche Gesundheitssystem davon profitiere. Er beurteilte das Zurückgreifen auf Schwarzarbeitende von Pflegebedürftigen als „einen Hilfeschrei" an das bestehende System.