Die derzeit absehbaren Kompromisslösungen zwischen CDU, SPD und CSU bei der Reform der Pflegeausbildung stoßen bei Pflegeexperten auf Ablehnung. „Alle drei Wege sind schlecht", sagte Carsten Drude, Vorsitzender des Berufsverbands Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe (BLGS), im Gespräch mit Station24. Am Freitagvormittag war noch unklar, wie es mit dem seit mehr als einem Jahr im parlamentarischen Verfahren feststeckenden Gesetzgebungsverfahren zur Reform der Pflegeausbildung weitergeht.
Der von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) eingebrachte Gesetzentwurf sieht vor, die drei bisher getrennten Berufsbilder in der Gesundheits- und Kranken-, Gesundheits- und Kinderkranken- sowie der Altenpflege zu einem einzigen Berufsbild zusammenzufassen. Gegen diese generalistische Ausbildung gibt es aber insbesondere in der CDU/CSU-Fraktion erhebliche Widerstände.
Mitte der Woche hieß es, das Thema werde nun auf die Tagesordnung des nächsten Koalitionsausschusses gesetzt, sodass sich insbesondere auch die Parteispitzen der Koalitionsfraktionen mit dem Thema befassen müssen. Dem widersprach tags darauf aber die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion Maria Michalk. Sie plädierte dafür, das Thema bei den Fachpolitikern zu belassen.
Pflegeexperte Drude lehnt jedoch die dort bisher diskutierten Kompromissvorschläge ab, etwa das Konzept, nach dem es eine gemeinsame zweijährige Ausbildung geben soll mit einer Zwischenprüfung und einer darauf folgenden einjährigen Spezialisierung in einem der bisherigen Ausbildungsgänge, sowie zusätzlich den generalistischen Weg. „Es ist schon allein völlig unklar, wie hier die Finanzierung funktionieren soll", wendete Drude ein. Das selbe Problem stelle sich, wenn die bisherigen drei Ausbildungswege komplett erhalten blieben und die Generalistik schlicht dazu käme.
Drude warnte auch davor, das gesamte Projekt auf die Zeit nach der Bundestagswahl im September zu verschieben. „Dann fürchte ich, wird das in der nächsten Wahlperiode wieder nichts", sagte er und argumentierte: „Im jetzigen Gesetzentwurf sind bereits eine Reihe von Kompromissen enthalten, etwa lange Übergangsfristen für die bestehenden Ausbildungsgänge sowie die Pflegeschulen. Es wäre jetzt eigentlich nötig, rasch die Curricula zu entwerfen, damit die generalistische Ausbildung zumindest 2019 starten kann."