Spätestens seit das neue Bewertungsportal „Weisse Liste" ins Leben gerufen wurde, wird hinterfragt, ob der Standard in deutschen Pflegeeinrichtungen ausreichend ist. Dabei gibt es durchaus eine Vielzahl positiver Beispiele, wie etwa mit innovativen Versorgungskonzepten die Atmosphäre in Heimen aufgewertet werden kann.
Mit der Veröffentlichung des neuen Vergleichsportal www.weisse-liste.de hat die Bertelsmann Stiftung für Wirbel gesorgt: Deutsche Pflegeeinrichtungen stehen schlechter da als bisher angenommen und der „Pflege TÜV", bis dato Maßstab für die Qualität von Einrichtungen, wird infrage gestellt. Damit wird der Diskurs um den Themenkomplex Pflege und ihre Qualität sowie der Stellenwert von Senioren in unserer Gesellschaft erneut entfacht und stellt öffentliche wie private Träger, aber auch Verbraucher vor neue Herausforderungen. Ein allzu schwarzes Bild muss dennoch nicht gemalt werden: Zahlreiche Beispiele von Senioreneinrichtungen, die in vielerlei Hinsicht innovativ agieren, sprechen dafür, dass ein Umdenken schon stattgefunden hat.
Situation von Pflegeeinrichtungen in Deutschland
Die Ergebnisse der jüngsten Studie der Bertelsmann Stiftung machen es deutlich: Es gibt Nachholbedarf für die Pflege in Deutschland. Mit der „Weissen Liste" wird dem „Pflege TÜV", ins Leben gerufen u.a. durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen, ein neuer Weg der Bewertbarkeit gegenüber gestellt: Wurden bisher alle Kriterien zu einer Gesamtnote zusammengefasst, so werden im neuen System Pflegeeinrichtungen lediglich unter ausgewählten Aspekten bewertet. Machte das alte System einen Ausgleich einer schlechten Note in einem Bereich durch eine gute Note in einem anderen möglich, stehen bei der „Weissen Liste" alle Kriterien für sich. Das bedeutet zum Beispiel: Eine gute Lesbarkeit des Speiseplans gleicht eine fehlende Dekubitsprävention nicht aus. Damit wird Angehörigen oder künftigen Bewohnern selbst die Möglichkeit gegeben, eigene Prioritäten zu legen und eine Einrichtung danach zu wählen. Doch nicht nur die Kunden werden vor eine neue Herausforderung bei der Wahl der passenden Einrichtung gestellt. Auch die Einrichtungen müssen nun aktiv werden. Geht die Idee der Studie auf, so wird künftig mehr hinterfragt und vermehrt auf Details geschaut. Darauf müssen sich die Einrichtungen einstellen: zum einen, um die eigene Zukunft zu sichern und um die Situation für die Bewohner und Pflegebedürftigen zu verbessern, zum anderen auch im Hinblick auf eine intensivere Beratung im Vorfeld.
Eigentlich kommt die „Weisse Liste" für Pflegeeinrichtungen wie gerufen: Wir alle wissen, dass sich unsere Altersstruktur verschiebt – die Gesellschaft wird älter und der Bedarf an Pflegeeinrichtungen und -kräften steigt stetig. Und doch steht die Branche im Verruf – wenn auch oftmals zu Unrecht. In unserer Gesellschaft kommt Senioren aber dennoch häufig nicht die Wertschätzung zu, die ihnen gebührt – sind sie doch diejenigen, denen wir unseren heutigen Wohlstand zu verdienen haben. Es ist also ein grundsätzliches Problem, dem sich mit der Studie angenähert wird. Man könnte behaupten, dass die teilweise negativen Ergebnisse der „Weissen Liste" nur widerspiegeln, wie die Gesellschaft, also vor allem die jüngere Generation, tickt. Die öffentliche Empörung wiederum lässt zudem vermuten, dass die Basis für ein Umdenken vorliegt – ein guter Zeitpunkt für Initiativen, die sich der Situation in Pflegeeinrichtungen widmen.
Konzepte für mehr Lebensqualität
Glaubt man den vielen Beiträgen zu diesem Thema, kommt schnell der Schluss auf, dass es moralisch eigentlich gar nicht vertretbar sein kann, Angehörige einem Pflegeheim zu überlassen. Sicher – es gibt einige Negativbeispiele, deren Lebensalltag wir uns nicht vorstellen mögen. Und ja, wir haben uns vielleicht zu lange im guten Gewissen der TÜV-Note gewogen. Aber es gibt nicht nur einen Ausweg, sondern auch schon eine Vielzahl positiver Beispiele, wie Pflege und der Umgang mit den Bewohnern von stationären Einrichtungen praktisch aussehen kann. Immer mehr Institutionen widmen sich trotz hohem Arbeitspensum gezielt diesem Thema – mit mehr Biografiearbeit, mehr Respekt, mehr Lebensfreude. Um solche Einrichtungen zu identifizieren, ruft z. B. das Unternehmen Transgourmet – selbst Lieferant und Zustellhandel in der Branche – aktuell Senioreneinrichtungen in Deutschland dazu auf, sich mit ihrem besonderen, das heißt innovativen oder integrativen Verpflegungskonzept zu bewerben. Damit bildet das Unternehmen auch ab, wie kreativ Senioreneinrichtungen heute in der Pflege und Küche arbeiten – und setzt damit einen Konterpunkt zu negativen Darstellungen, die derzeit kursieren. Zusätzlich werden Seminare angeboten, welche Einrichtungen, die ein solches Konzept etablieren möchten, mit praxisnahen und individuellen Tipps und Anregungen unterstützen. Ob „Schnippelgruppe", die „offene Küche" oder die „mobile Küche" – einige solcher Konzepte finden sich auf der Website www.kochen-für-senioren.de. Der Blog ermöglicht mit exemplarischem Bild- und Videomaterial einen Einblick in das, was kulinarische Verpflegungskonzepte leisten können wie einen therapeutischen Effekt.
Pflegeeinrichtungen sehen sich heute einer Vielzahl von – oft unlösbar erscheinenden – Herausforderungen gegenüber gestellt: Seien es das hohe Arbeitspensum und der fehlende Nachwuchs, die steigende Anzahl an Bewohnern und letztlich auch der Druck und die Kritik von außen aufgrund scheinbar mangelnder Qualität. Nicht immer liegt es in den Händen der Einrichtung selbst, hieran etwas zu ändern. Die Strukturen auch auf gesellschaftlicher Ebene sind starr und auch die Politik trägt die Verantwortung, hier zu intervenieren. Wie so oft, wenn es um zwischenmenschliche Belange und Beziehungen geht, kann jedoch kleines Zutun bereits Großes bewirken – wie am Beispiel der Verpflegungskonzepte sichtbar wird: Den Senioren wird nicht nur das Gefühl gegeben, gebraucht zu werden, was ihr Wohlbefinden deutlich erhöht. Jede Einrichtung, die hier einen vorbildlichen Schritt voran geht, hat zudem einen Anteil daran, dass das Thema an Relevanz gewinnt, nicht nur in der Branche, sondern auch darüber hinaus.
„Vom Kostenfaktor zum Glücksfaktor"
Wettbewerb für emotionale Genusskonzepte in der Seniorenverpflegung
Wer kann teilnehmen?
Alle Senioreneinrichtungen, die ein innovatives oder praktisch anwendbares Konzept für die Integration von Bewohnern ins Verpflegungskonzept erarbeitet haben und umsetzen.
Wie bewerbe ich mich?
Alle Infos sowie das Teilnahmeformular sind unter www.kochen-für-senioren.de abrufbar. Die Unterlagen können postalisch oder digital eingereicht werden.
Bis wann muss die Bewerbung eingereicht sein?
Bis zum 31. Juli 2016.
Was kann meine Einrichtung gewinnen?
Drei Gewinner erhalten jeweils eine Imagekampagne für ihre Einrichtung.
Wie kann ich meine Einrichtung für ein Seminar anmelden?
Informationen und Termine sind unter www.kochen-für-senioren.de abrufbar.
Wer aus meiner Einrichtung kann daran teilnehmen?
Das für die Verpflegung zuständige Personal in der Einrichtung.
Sind die Seminare kostenpflichtig?
Ja, die Seminare kosten 75,– Euro zzgl. MwSt. pro Teilnehmer.
Weitere Infos unter www.kochen-für-senioren.de