Schätzungen zufolge sind rund 80 Prozent aller Heimbewohner inkontinent. Ihre Versorgung ist hinsichtlich der Hygiene eine Herausforderung für Pflegekräfte. Denn, wo eine Inkontinenzversorgung notwendig ist, können auch Hautprobleme auftreten. Um eine Erregerübertragung zu verhindern und die Haut zu schützen, ist eine hygienische Inkontinenzversorgung notwendig. Diese bedarf besonderer Hygienestandards.
Anweisungen und Empfehlungen, wie eine hygienische Inkontinenzversorgung zu gewährleisten ist, geben die Berufsgenossenschaften und das Robert Koch-Institut. Danach sollte immer, wenn ein Kontakt mit Blut, Sekreten oder Exkrementen möglich ist, Schutzkleidung, bestehend aus Handschuhen und Einmalschürze, getragen werden. Auch die Händedesinfektion ist nicht zu vernachlässigen. In Anlehnung an die „Fünf Momente zur Händedesinfektion“ erfolgt diese immer dann, wenn ein Infektionsrisiko besteht.
Inkontinenzhygiene – Schritt für Schritt
Die Händedesinfektion erfolgt noch vor dem Eintritt in das Bewohnerzimmer und somit vor dem ersten Kontakt. Grundsätzlich ist bei der Händedesinfektion sicherzustellen, dass alle Hautpartien ausreichend mit Desinfektionsmittel benetzt sind und 30 Sekunden lang feucht gehalten werden. Für besonders empfindliche Anwender eignen sich farbstoff- und parfümfreie Händedesinfektionsmittel. Produkte mit speziell pflegenden und rückfettenden Inhaltsstoffen sorgen auch bei Langzeitanwendung für eine sehr gute Hautverträglichkeit.
Nach der Händedesinfektion kann die Schutzkleidung, bestehend aus Schürze und Handschuhen, angelegt werden. Handschuhe, die sowohl als Untersuchungs- als auch als Schutzhandschuh qualifiziert sind, bieten im Pflegealltag besondere Sicherheit: Sie schützen als medizinische Untersuchungshandschuhe die Bewohner und als persönliche Schutzausrüstung die Pflegenden. Nitrilhandschuhe, die auf diese Weise „doppelt“ qualifiziert sind, sind der ideale Partner in der Pflege. Sie sind nicht nur reißfest und bieten hohen Schutz sowie Tragekomfort, sondern haben auch ein deutlich geringeres Allergiepotenzial als Latexhandschuhe.
Reinigung des Intimbereichs
Nachdem die Hände desinfiziert und die Schutzkleidung angelegt ist, folgt das Abnehmen des gebrauchten Inkontinenzprodukts. Empfohlen wird, dass Inkontinenzprodukt nach hinten abzunehmen und dies in einen bereitgestellten Entsorgungsbehälter zu geben. Danach findet ein Handschuhwechsel statt.
Unter Verwendung des zweiten Handschuhpaars wird dann der Intimbereich gereinigt. Um eine Verschleppung von Darmbakterien zu vermeiden, muss stets von vorne nach hinten gereinigt werden. Idealerweise werden bei jeder Berührung neue Einmalwaschhandschuhe genutzt. Stuhlverkrustungen werden mit Zellstofftüchern und gegebenenfalls mit Reinigungsschaum gesäubert. Danach wird auch dieses Handschuhpaar entsorgt und die Hände werden 30 Sekunden lang desinfiziert.
Hautschutz durch geeignete Pflege
Das dritte Paar Einmalhandschuhe wird benutzt, um im gereinigten Intimbereich eine Hautschutzcreme aufzutragen. 42,5 Prozent (Junkin et al., (J Wound Ostomy Continence Nurs. (2007) 34:260-9) der von Inkontinenz betroffenen Menschen leiden an Hautirritationen. Empfehlenswert ist daher eine Hautschutzcreme, die eigens auf die Bedürfnisse von Inkontinenz-belasteter Haut abgestimmt ist (z.B. Menalind® professional Transparente Hautschutzcreme). Die spezielle Creme bildet eine zuverlässige Schutzbarriere im Intimbereich und versorgt die Altershaut mit wichtigen Nährstoffen. Vor allem aber schränkt sie – anders als die meisten fetthaltigen Cremes – die Saugleistungen von Inkontinenzprodukten nicht ein. Das neue Inkontinenzprodukt wird schließlich, um eine Keimverschleppung zu vermeiden, von vorne nach hinten angelegt. Zum Abschluss der Inkontinenzversorgung erfolgt das Abwerfen der Handschuhe, gefolgt von der erneuten Händedesinfektion.
Zur Kompensation der Inkontinenz sind aufsaugende Inkontinenzprodukte heute das Mittel der Wahl. Lange Zeit galten Saugleistung und Handhabung als wichtigste Kriterien bei der Auswahl – bei modernen Inkontinenzprodukten ist jedoch die Gesundhaltung ein entscheidender Aspekt: Bleibt die Haut gesund, wird die Lebensqualität der Bewohner oder Verbraucher deutlich erhöht. Eine zweiteilige Inkontinenzversorgung – mit Vorlagen und Fixierhosen – wird einer Slip Versorgung immer vorgezogen. Für das Wohlbefinden des Bewohners ist es von großer Bedeutung, dass unterwäscheähnliche Hosen und keine Netzhosen zum Einsatz kommen. Nur bei bestimmten Indikationen, zum Beispiel bei starker Unruhe und wenn Vorlagen nicht toleriert werden, werden geschlossene Produkte verwendet. Moderne Inkontinenzprodukte mit hochentwickelten Saugkörpern und luftdurchlässigen Vliesseitenteilen sorgen dafür, dass die Haut im Hüftbereich atmen kann – dies gilt es vor allem bei der Auswahl des Inkontinenzslips zu beachten. Antibakterielle, pH-neutrale Verteilerauflagen bewirken zudem weniger Bakterienwachstum.
Arbeitsorganisation: Bewohner und Personal profitieren gleichermaßen
Eine auf diese Weise vorgenommene Inkontinenzversorgung beansprucht Zeit. Die Inkontinenzversorgung nimmt in der Pflegepraxis einen großen Raum ein. Ratsam ist deshalb eine gute Arbeitsorganisation – zum Beispiel können Kittelflaschen mit Hände-Desinfektionsmittel zum Einsatz kommen und Schutzhandschuhe im Bewohnerzimmer platziert werden. Werden zudem Handschuhe, Händedesinfektion sowie Hautschutzprodukte und Inkontinenzprodukte optimal aufeinander abgestimmt, ist sichergestellt, dass es keine Wirkungs- oder Funktionsbeeinträchtigungen gibt.
Die Erfahrung zeigt: Hat man die hygienisch korrekte Inkontinenzversorgung erst einmal in den Pflegealltag integriert, profitieren Bewohner und Personal. So macht eine sorgfältig vorgenommene Inkontinenzversorgung den Pflegealltag nicht nur sicherer – sie trägt auch aktiv zum Hautschutz bei und erhält damit die Lebensqualität der Bewohner.