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Demenz-Station DAVID

Ein Ort für Menschen mit Demenz und internistischer Erkrankung

Wer hier aufgenommen wird, soll sich aufgehoben fühlen: Das Konzept dieser internistischen Station ist ganz bewusst abgestimmt auf die besonderen Bedürfnisse der Patienten, die neben ihrer körperlichen Erkrankung eins gemein haben: Sie leiden an Demenz.

In Deutschland sind nach Angaben der Alzheimer Gesellschaft etwa 1,4 Millionen Menschen von einer Demenzerkrankung betroffen. Da sie sich selbst in der Regel nicht immer gut versorgen können, ist für sie die Gefahr, zum Beispiel an einem Infekt zu erkranken, höher als bei anderen Menschen. Beschwerden können sie häufig nur eingeschränkt beschreiben oder wahrnehmen, sodass viele Erkrankungen nicht selten zu spät erkannt werden können.
Wenn dann ein Krankenhausaufenthalt notwendig wird, können dementiell erkrankte Menschen in der Regel nicht problemlos in die Abläufe auf normalen internistischen Stationen integriert werden. Die fremde Umgebung, unbekannte Gesichter und die Untersuchungen, die an ihrem Körper vorgenommen werden, machen ihnen nicht selten Angst, sodass sie sich nicht kooperativ verhalten. Dazu haben sie häufig eine gesteigerte körperliche Unruhe und dadurch häufig ein erhöhtes Bedürfnis, sich zu bewegen.

Auf der Station DAVID wird all diesen Besonderheiten Rechnung getragen. Der Name der Station, die Teil des evangelischen Krankenhauses Alsterdorf in Hamburg ist, steht für Diagnostik, Akuttherapie, Validation, Innere Medizin und Demenz. Die Station ist ausgerichtet auf elf Patienten mit Erkrankungen wie zum Beispiel Herzinsuffizienz, Diabetes, pulmonale Infekte und Exsikkose. Die Nebendiagnose lautet bei allen, die hier aufgenommen werden, „Demenz". Die Kranken kommen nicht erst auf eine andere internistische Station oder die Notaufnahmen, sondern werden direkt hierher gebracht.

Angepasste Räume
Die Räumlichkeiten der Station sind vom restlichen Krankenhausbetrieb abgeschirmt, es gibt keinerlei Durchgangsverkehr. Die Einrichtung ist hell und freundlich gestaltet. Auf der Eingangstür zum Beispiel bildet ein Glasgemälde, das ein Aquarium darstellt, eine optische Barriere. Es gibt einen schönen Aufenthaltsraum, in dem die Tagesbetreuung stattfinden kann und großzügige Patientenzimmer, die überwiegend in warmen Rot- und Gelbtönen gehalten sind, Farben, die nach Forschungsergebnissen beruhigend auf Demenzkranke wirken. Anstelle der normalen Nummerierung sind die Türen verschieden farbig gestrichen.  

Das besondere Lichtkonzept verhindert irritierende Schatten und folgt dem Prinzip einer Licht-Therapie: In Augenhöhe sind es annähernd 500 Lux. Ausgeklügelte Details wie niedrige Anti-Sturz-Betten senken die Gefahr, sich zu verletzen, Pflegeliegestühle ermöglichen die Teilnahme am Tagesgeschehen im Aufenthaltsraum. Nostalgische Elemente wie Radios, Puppen und Bilder, die die Patienten an die Umgebung erinnern, in der sie sich häufig geistig „verorten", ergänzen die Einrichtung.

Wert gelegt wird auch auf das Mitbringen persönlicher Gegenstände wie Bettwäsche, Wandbilder oder Tagesdecken. Auf diese Weise kann die Umgebung möglichst gut an die Bedürfnisse der Demenzkranken angepasst werden. Georg Poppele, Chefarzt der Abteilung Innere Medizin, spricht im Interview von einer „Entschleunigung", die hier gelte.

Die Einrichtung der Station DAVID konnte vor allem durch eine großzügige Spende des Vereins der Freunde und Förderer des Evangelischen Krankenhauses Alsterdorf möglich gemacht werden. Auch die Homann-Stiftung unterstützt die Arbeit auf der Station auf vielfältige Weise, indem sie beispielsweise spezielle Schulungen für das ehrenamtliche und professionelle Team bezahlt und besondere Hilfsmittel wie Anti-Sturz-Betten und Pflegeliegestühle bereitstellt.


Die Eingangstür der Station DAVID mit einem Glasgemälde als optischer Barriere


Vertraute Gesichter
Alle Personen, die mit den Kranken zu tun haben, ob Therapeuten, Reinigungs- oder medizinisches Personal, sind im Umgang mit der besonderen Patientengruppe geschult. Eine Tafel mit Fotos vom Team erleichtert den Kranken das Wiedererkennen. Durch ihr Fachwissen können alle, die hier arbeiten, den Unruhezuständen, der ungenügenden Kooperation und dem fehlenden Tag- und Nachtrhythmus der Patienten kompetent begegnen. Diese sehen immer wieder in vertraute Gesichter. Unterstützt werden die Pflegekräfte von einem ehrenamtlichen und engagierten Mitarbeiterstab, insbesondere aus den Reihen der Alzheimer Gesellschaft Hamburg und den Grünen Damen.

Für die Betreuung, auch nachts, besteht ein höherer Personalbedarf. Ziel ist es, den Patienten zusätzliche Personen in jeder Schicht zur Verfügung zu stellen, die insbesondere im Gemeinschaftsaufenthaltsraum oder für einzelne Personen zur Begleitung oder für den kommunikativem Kontakt tätig sind. Diese Patientenassistenten sind somit nur zum Teil für pflegerische oder therapeutische Aktivitäten zuständig. Sie übernehmen auch wichtige soziale Funktionen, nehmen die Kranken an die Hand, bieten Kontakt an und beschäftigen sich mit ihnen. Diese Aufgaben übernehmen zum Teil auch Altenpflegerinnen, Altenpflegehelferinnen oder Pflegeassistentinnen.

Die Patienten verlassen die Station nach Möglichkeit eher selten. Ultraschall- und konsiliarische Untersuchungen werden auf der Station durchgeführt. Bei unabdingbaren Transporten werden sie begleitet von einer ihnen vertrauten Pflegekraft oder einer geschulten anderen Person. Auch nach der Entlassung werden die Patienten intensiv weiter betreut. Die Alzheimer-Gesellschaft, ambulante Pflegedienste, Hausärzte und andere Fachkräfte bieten gemeinsam ihre Hilfe an, wenn Kranke nach der Akutbehandlung wieder nach Hause oder in ihre Pflegeeinrichtungen kommen. Eine eventuelle ambulante Weiterbehandlung wird bereits im Krankenhaus geplant.

Ausgezeichnetes Konzept
Im vergangenen Herbst erhielt die Station DAVID für ihr Konzept den ersten Förderpreis MitMenschlichkeit der Diakoniestiftung Hamburg. Für diese Auszeichnung wurden Ideen gesucht, die Menschen mit Demenz im Alltag unterstützen. Landespastorin Annegrethe Stoltenberg hob hervor, dass sich hier ein Krankenhaus auf den Menschen einstelle und nicht umgekehrt. Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro für den ersten Platz wird der Station zu Gute kommen.

Das Projekt DAVID wird vom Institut für Medizinsoziologie des Universitätsklinikums Eppendorf wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Neben der Versorgungsqualität der Patientinnen und Patienten, wird die Angehörigenbetreuung, die räumlichen und personellen Erfolgsfaktoren sowie die Vernetzung mit den ambulanten Hilfesystemen überprüft. Bisher ließ sich unter anderem feststellen, dass sich Patienten mit einer internistischen Erkrankung und einer leichten Demenz zum Teil durch die Patienten mit schwerer Demenz gestört fühlen. Für das Personal bedeutet dies, dass sie vor der Aufnahme möglichst genau über den Schweregrad einer Demenz informiert werden müssen und dass es gilt, noch exaktere Kriterien zu entwickeln, welche Patienten vom Konzept der Station DAVID profitieren.

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