Mitte Februar hat der Landtag in Niedersachsen den Gesetzentwurf zur Errichtung einer Landespflegekammer eingebracht. Die historischen Geschehnisse kommentiert Monika Skibicki, Vorstandsvorsitzende des Fördervereins zur Errichtung einer Pflegekammer in Niedersachsen e. V.
Seitdem die Errichtung einer niedersächsischen Pflegekammer in den Bereich des Möglichen rückt, haben Arbeitgeberverbände - insbesondere in der Altenpflege - und Gewerkschaften ihr Herz für die desolate personelle Ausstattung in Altenheimen und Krankenhäusern entdeckt.
Es stellt sich hier die Frage: Weshalb lenken diese Akteure von ihren originären Aufgaben ab? Gerade die Arbeitgeber und Gewerkschaften hätten in den letzten 20 Jahren die Aufgabe gehabt, sich darum zu kümmern. Was kann es sein, was diese ungewöhnliche Allianz zusammenbringt und gegen die Kammer argumentieren lässt?
Ist es die Befürchtung, dass die geballte Kraft pflegerischen Sachverstands und eines gemeinsamen Organs aller Pflegenden die vielen Hintergründe der Misere im Pflegealltag aufgreift und gegensteuert? Wann endlich wird pflegerisches Handeln nicht mehr als Kostenfaktor, sondern als Zugewinn an Lebensqualität für Menschen in Altenheimen, häuslicher Pflege und Krankenhäusern erkannt?
In einer Pflegekammer werden fachliche Schwerpunkte gesetzt und es würde deutlich werden, dass sich pflegerische Fachkompetenz nur allzu oft in der Praxis aufgrund schlechter Rahmenbedingungen nicht entfalten kann. Eine verbindliche Berufsordnung entbindet den einzelnen Pflegenden von seinem ständigen Dilemma, wider besseres Wissen gehandelt zu haben, und jeden Tag mit einem unguten Gefühl den Arbeitsplatz zu verlassen.
Meines Erachtens sind fachlich qualifizierte Pflegekräfte die wahre Bedrohung für all jene Verbände und Organisationen, die jetzt gegen die Errichtung einer Pflegekammer wettern. Vor diesem Hintergrund wäre es wünschenswert, wenn die Gewerkschaften die Stärkung, die der Pflegeberuf durch die Kammer erhält, nutzen, um endlich die ungelösten Probleme der Bezahlung und Personalbemessung auf den Weg zu bringen.
Die maßgeblichen Berufsverbände des Pflegepersonals in Niedersachsen stehen fast vollständig hinter dem Gesetzesentwurf, der von der Sozialministerin Cornelia Rundt eingebracht wurde. Die Koalition aus SPD und Bündnis 90/Die Grünen greift mit der Einbringung des Gesetzgebungsverfahrens nun endlich eine langjährige Forderung der Pflegenden auf. Es bleibt zu hoffen, dass es nun zügig voran geht.
Monika Skibicki, Vorstandsvorsitzende des Fördervereins zur Errichtung einer Pflegekammer in Niedersachsen e. V.
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