Der Sana Klinikenverbund hat einen eigenen Konzernbereich für die Pflege geschaffen. Verantwortlich für das neue Ressort zeichnet Martina Henke. Was hinter dieser „Unternehmensstrategie Pflege" steckt, hat uns die 47-jährige Diplom-Pflegewirtin im Interview verraten.
Frau Henke, seit einem guten Jahr gibt es im Sana-Verbund einen eigenen Konzernbereich für die Pflege, den Sie leiten. Warum wurde dieser neue Bereich geschaffen? Die Pflege ist die größte Berufsgruppe innerhalb der Sana Kliniken AG, sie ist kulturstiftend und normerhaltend. Darauf und auf die damit verbundenen steigenden Herausforderungen in der Pflege haben wir reagiert. Ziel ist es, über einen mitarbeiterorientierten Ansatz die Pflegenden und deren Image zu stärken und gleichzeitig deren Arbeitsumfeld und Möglichkeiten zukunftsfähig zu gestalten. Der Personalentwicklung kommt dabei eine besondere Rolle zu – hier stehen nicht nur die Sana-Kliniken vor großen Herausforderungen.
Was haben Sie in den vergangenen zwölf Monaten als Leiterin dieses Konzernbereichs erreichen können?
Fernab jeden Eigenlobs: Wir haben eine Menge bewegt im ersten Jahr. Wir haben eine Pflegestrategie entwickelt, die unter dem Slogan „Die Pflege der Sana" auch stetig für alle sichtbar sein wird. In einem ersten Schritt haben wir analog zu den medizinischen Fachgruppen auch eine pflegerische ins Leben gerufen – um den Informationsfluss zu institutionalisieren und die inhaltliche Kompetenz der Teilnehmer aus allen 48 Krankenhäusern des Konzerns zu nutzen. Uns ist der Dialog wichtig – was wir auch während des jüngst zu Ende gegangenen Pflegemanagementkongresses in Berlin demonstriert haben. Da hatten wir über 500 Teilnehmer aus unseren Häusern – Pflegedirektoren, Stationsleiter sowie Leitunger des OPs und der Funktionsbereiche. Das war eine richtig gelungene Veranstaltung, die dazu beigetragen hat, die Führungsebenen in den Häusern weiter zu stärken. Denn wir glauben, dass dieser Schritt ganz wichtig ist, um das Selbstverständnis der Pflege zu stärken und die Möglichkeiten zu betonen. Denn ganz grundsätzlich gilt: Professionelle Versorgung, effiziente Abläufe und menschliche Zuwendung konzentrieren sich in der Pflege – und verlangen gleichzeitig enormes Engagement und Fähigkeiten. Das gilt für jeden Mitarbeiter, aber eben auch ganz besonders für die Leitungsfunktionen.
Dialog heißt aus unserer Sicht nicht nur, dass wir etwas erzählen und die anderen zuhören. Wir wollen auch zuhören. Und dann eben auch entsprechend umsetzen, wenn es Mitarbeitern und Patienten dient. Gute Ideen müssen nicht in jedem Haus neu erfunden werden, wir wollen voneinander lernen und Gelerntes auch weitergeben. Personalführung ist da ein wichtiges Instrument, denn ihm kommt bei der Bewältigung der pflegerischen Herausforderungen eine große Bedeutung zu. Zudem wollen wir auch ganz deutlich machen: Pflege ist ein Beruf mit vielfältigen Möglichkeiten, mit interessanten Perspektiven. Die Pflege bietet kontinuierliche Chancen zur Weiterentwicklung, sie hat technische Komponenten, aber betont eben auch die menschliche Seite. Daran wird sich auch nichts ändern.
Nach jahrelangem Tarifstreit haben sich Ende April die Charité und Verdi auf einen Tarifvertrag einigen können. In der Intensivpflege soll beispielsweise künftig ein Pfleger für zwei Patienten zuständig sein. Damit regelt ein Tarifvertrag erstmals eine personelle Mindestbesetzung. Wie bewerten Sie den Abschluss des Tarifvertrags? Hat er auch Signalwirkung für die Pflegenden bei Sana?
Den Abschluss muss die Charité bewerten. Grundsätzlich vertreten wir die Auffassung, dass es Sache der Führung eines Krankenhauses sein muss, eine angemessene Besetzung sicher zu stellen, die die Balance zwischen Patienten-, Beschäftigteninteressen und wirtschaftlichen Gegebenheiten schafft. Tarifliche oder gesetzliche Mindestbesetzungen sind sicher nicht die allgemeingültige Lösung.
Wie gesagt: Wir wollen zuhören und den Kollegen ein Forum bieten. Das ist uns mit dem Pflegemanagementkongress eindeutig gelungen. Wir wollten auch andere zu Wort kommen lassen. Deshalb haben wir das gesamte Programm von eigenen Mitarbeitern gestalten lassen. Es haben Sana-Führungskräfte für Sana-Führungskräfte gesprochen und über Erfahrungen, Herausforderungen und Ergebnisse ihrer Arbeit berichtet. Das Feedback war außerordentlich positiv und wir freuen uns, dass wir damit einen wichtigen Schritt zum künftig noch intensiveren Austausch gemacht haben. By the way: Alle vier Vorstände waren während der Veranstaltung in Berlin – ich denke, auch das ist ein klares Signal für die Wertigkeit, die wir dem Thema zumessen. In einem spannenden Dialog widmeten sie sich den Fragen und Themen des Pflegedienstes.
Können Sie einen Ausblick geben? Welche nächsten Schritte stehen auf Ihrer Agenda?
Neben vielen spannenden pflegespezifischen Projekten, nenne ich Ihnen gern ein paar konkretere. Aufbauend auf die Etablierung eines strukturierten Feedbacksystems, möchten wir unsere Führungskräfte in einem eigenen und modernen Fortbildungsformat – dem Qualifizierungsprogramm für das mittlere Management Pflege – weiterentwickeln. In unserer neu etablierten Fokusgruppe Pflegequalität, widmen wir uns zahlreichen zukunftsorientierten Themen des Pflegedienstes, wie etwa der pflegerischen Versorgung kognitiv eingeschränkter Patienten in unseren Kliniken. Weiter steht der Aufbau eines konzernweiten Berichtswesens für unsere Stationsleitungen auf dem Fahrplan.
Für die künftigen Vorhaben viel Erfolg und vielen Dank für das Gespräch, Frau Henke.