Auf dem Neusser Pflegetreff erhielt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe von Werner Schell einen 80 Seiten starken Katalog mit Forderungen an die bevorstehenden Pflegereform. Neben der Auflösung des Pflegenotstands diskutierten die Teilnehmer auf der gut besuchten Veranstaltung außerdem grundsätzliche Fragen zur Pflege. Zum 20. Neusser Pflegetreff Mitte Mai hatte sich hoher Besuch angekündigt: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe diskutierte mit mehr als 300 Teilnehmern grundsätzliche Fragen zur Pflege und aktuelle Herausforderungen. Ein wichtiges Ziel der unionsgeführten Bundesregierung seien umfassende Verbesserungen für die rund 2,5 Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wie auch für deren Angehörige und professionell Pflegende, betonte Gröhe. Den Grundsatz „ambulant vor stationär" habe man gelernt, jetzt gehe es darum, „Reha vor Pflege" stringent umzusetzen. Das Wissen darum, dass jeden Pflegebedürftigkeit treffen könne, treibe ihn von Herzen an, so der Gesundheitsminister. Gleichwohl sei Pflege eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, jeder Bürger stehe in der Pflicht, sich einzubringen.
Veranstalter des Diskussionsforums war das Selbsthilfenetzwerk „Pro Pflege". Der ehrenamtliche Leiter Werner Schell übergab Gröhe einen 80 Seiten starken Katalog mit Forderungen zur bevorstehenden Pflegereform. Im Anschreiben dazu heißt es, dass der Hauptknackpunkt die Auflösung des Pflegenotstands sei. Nur mit mehr Personal werde es eine bessere Pflege geben. Die vielfältigen Mängel in der Pflege seien auf zu geringe Personalausstattungen zurückzuführen. Stellenschlüssel für Pflegeheime seien völlig unzureichend vereinbart. Die anstehende Reform erfordere vielfältige Erwägungen, müsse sich aber auf Schwerpunkte konzentrieren.
Ludger Risse, Vorsitzender des Pflegerats in Nordrhein-Westfalen, forderte, den Blick weiter zu spannen und sich nicht nur auf Personalmindestzahlen zu konzentrieren. Die vielfach geäußerte Wertschätzung und Anerkennung für die Pflegeberufe müsse durch entsprechende Folgerungen Ausdruck finden.
Prof. Dr. Michael Isfort, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (dip), verwies indes auf die mangelnde Studienlage in der Pflege. Insbesondere im Vergleich zu anderen Ländern hinke Deutschland hinterher. Beunruhigend sei unter anderem aber auch die Zahl, dass mittlerweile neun von zehn Pflegenden im Krankenhaus keine Zeit hätten für eine ausreichend pflegerische Versorgung von an Demenz erkrankten Patienten.
Die Aktion „Pflege am Boden", die bundesweit für bessere Pflegebedingungen demonstriert, war ebenfalls mit einigen Pflegenden vertreten und machte vor allem mit Transparenten auf ihre Anliegen aufmerksam.