Die Mitglieder der Landespflegekammer in Rheinland-Pfalz haben am 11. Dezember die Vertreterversammlung gewählt. Damit beginnt nun die Arbeit der ersten deutschen Pflegekammer. Dr. Markus Mai, Vorsitzender des Gründungsausschusses, bewertet im Gespräch mit Station24 das Wahlergebnis und erläutert die nächsten Schritte.
Herzlichen Glückwunsch, Herr Dr. Mai. Ihre Liste ist mit mehr als 26 Prozent eindeutiger Wahlsieger. Hat das Wahlergebnis Sie überrascht?
Eigentlich nicht, die Ergebnisse der Wahl sind vom Verhältnis her so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Für unsere Liste „100% gute Pflege (DPO/komba)" ist das natürlich ein super Ergebnis, über das wir uns sehr gefreut haben. Insgesamt werden alle 17 zur Wahl angetreten Listen mit mindestens einer Person in der Versammlung vertreten sein. Dies hängt auch damit zusammen, dass es bei dieser Wahl keine Fünf-Prozent-Hürde gab.
Gab es Außenseiter, die unerwartet gut abgeschnitten haben?
Nein, aber ich freue mich, dass es eine Ausbildungsliste gibt, die mit dabei ist. Ebenso gibt es einen Vertreter, der die außerklinische Intensivpflege repräsentiert. Ich bin sehr froh um diese Vielfalt in der Vertreterversammlung.
Welche bekannten Personen aus der Pflegeszene werden – neben Ihnen – zur 81-köpfigen Vertreterversammlung gehören? Das sind einige, zum Beispiel die emeritierte Professorin Edith Kellnhauser, der Direktor des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e. V. (dip) Prof. Dr. Frank Weidner sowie der Vorsitzende des Dachverbandes der Pflegeorganisationen Rheinland-Pfalz Dr. Helmut Müller.
Was sind wichtige Ziele, die Sie mit Ihrer Liste erreichen wollen?
Ich möchte, dass wir den Mitgliedsbeitrag für Pflegekräfte im Praxisfeld auf jeden Fall unter zehn Euro halten. Das haben wir im Vorfeld immer gesagt, und daran fühle ich mich persönlich und auch die Kolleginnen sowie Kollegen des DPO gebunden. Ein weiteres wichtiges Thema, das wir angehen möchten, ist eine gleichwertige Vergütung von Pflegefachpersonen. Das ist im Moment – gerade mit Blick auf die Altenpflege – sehr unterschiedlich. Dann werden wir uns für bessere Arbeitsbedingungen im Gesamtbereich der Pflege einsetzen mit dem Ziel, die Qualität der Pflege nachhaltig zu verbessern und sicherzustellen. Und wir möchten – das ist ebenfalls ein wichtiger Punkt – eine wirkliche Mitmachkammer sein. Das heißt, jedes Kammermitglied soll sich vor Ort engagieren und einbringen können. Dazu wird es regelmäßige Regionaltreffen geben, zu denen alle Mitglieder eingeladen werden. Daneben muss es regionale, im Idealfall sogar betriebliche Ansprechpartner für Pflegekammerfragen geben.
Wie geht es nun weiter? Zum Januar 2016 nimmt die erste Pflegekammer in Deutschland ihre Arbeit auf. Am 25. Januar wird sich die Vertreterversammlung zu ersten konstituierenden Sitzung treffen, am 2. März folgt dann voraussichtlich die Vorstandswahl. Insgesamt haben wir für das nächste Jahr eine Menge vor. Wir müssen relativ bald eine Beitragsordnung erlassen, und einen Schlichtungsausschuss einrichten. Dann werden wir uns noch in 2016 um eine Sprachüberprüfung ausländischer Pflegekräfte kümmern und die Weiterbildungsordnung angehen. Ab 2018 wird die Kammer die bislang vom Land geregelte Weiterbildungsordnung komplett übernehmen. Daneben müssen wir uns mit der Berufsordnung als Kern der pflegerischen Berufsausübung auseinandersetzen. Ich freue mich auf jeden Fall auf die anstehenden Aufgaben und werde mich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass sich die berufliche Pflege gut weiterentwickeln kann.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und danke Ihnen für das Gespräch, Dr. Mai.