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Kongressbericht

Niederrheinischer Pflegekongress: Pflege braucht mehr Solidarität

Die ganze Berufsgruppe muss solidarisch und aktiv werden, um Veränderungen herbeizuführen - so lautete der Konsens beim 8. Niederrheinischen Pflegekongress in Neuss. Unter dem Motto, „Der Pflege eine Stimme geben", wurden am 22. September 2016 den rund 450 Teilnehmern sechs Vorträge zu überwiegend pflegepolitischen Themen geboten. 

 

Für mehr Mut und Mitwirkung von Pflegenden setzten sich die beiden Referenten, Dr. Angelika Zegelin vom Department für Pflegewissenschaft und Martin Dichter vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe Nordwest, ein. „Die Rahmenbedingungen werden immer schlechter – das liegt auch an uns", betonte Zegelin. Verantwortlich sei die schlechte Organisation innerhalb der Pflege und deren fehlende Stimme auf politischer Ebene. Dichter betonte die Notwendigkeit von Pflegekammern als unerlässliches Mittel für politische Beteiligung. Beide nannten als zentrale Aufgabe der Pflege die bessere Außendarstellung des Pflegeberufs durch seine Berufsgruppe und die eigene Wertschätzung für den Beruf. „Die meisten glauben, pflegen heißt waschen", so Frau Zegelin. Sie forderte die Pflegenden auf, sich und der Politik klarzumachen: „Ohne Pflege geht es nicht!"

Die Vorsitzende des Deutschen Bildungsrates für Pflegeberufe, Getrud Stöcker, machte deutlich, dass die jetzige Ausbildung für die Anforderungen der Zukunft nicht mehr ausreiche und dringender Handlungsbedarf bestehe. Sie zeigte die Vorteile einer generalistischen Ausbildung auf und betonte, dass die neue Ausbildung nicht zugunsten der Ausbildungsträger gestaltet werden sollte, sondern allein für die Pflege.

Für eine zukunftssichere Ausbildung kämpft auch Andreas Westerfellhaus. „Deutschland ist ein Entwicklungsland in Sachen Pflegeprofession", so der Präsident des Deutschen Pflegerates. Er bemängelte, dass die Debatte um das Pflegeberufsgesetz ohne die Pflege stattfinde, anstatt mit ihr. Er warb für das neue Gesetz und betonte, dass der Grundstein für die nächsten Generationen gelegt werden müsse: „Nur eine qualifizierte Ausbildung kann den Nachwuchs für morgen sichern". Zudem forderte er die Berufsgruppe zu mehr Solidarität unter den Pflegenden auf. Die Profession arbeitete gegeneinander, statt füreinander und würde daher auch von außen so wahrgenommen. Deutliche Worte fand Westerfellhaus für das Zustandekommen einer Bundespflegekammer: „Wir brauchen das Instrument für die Politik und wir haben keine Zeit mehr zu verlieren."

Ein überwiegend positives Fazit aus dem Pflegestärkungsgesetz II zog der Veranstalter des Pflegekongresses und Geschäftsführer eines ambulanten Pflegedienstes, Ali Çelik. Er stellte die zukünftigen sechs Module des neuen Begutachtungssystems vor und unterstrich die deutlichen Leistungsverbesserungen und zusätzlichen Betreuungsangebote: „Das Leistungsangebot wird sich vor allem in der ambulanten Pflege ändern", so Çelik. Kritisch stellte er allerdings vor diesem Hintergrund die Frage: „Wer soll es machen?", und verwies damit auf den Fachkräftemangel.

Neben pflegepolitischen Inhalten bot der Kongress zwei weitere praxisspezifische Vorträge. Norbert Matscheko von der Bayerischen Pflegeakademie in München referierte über die Suche nach den Ursachen für schlechtheilende Wunden. Er betonte die Wichtigkeit einer pflegerischen Wundanamnese als Basis zur Erfassung der wund- und therapiebedingten Einschätzung. Als wesentlichen Faktor für eine gute Wundversorgung wurde die Zeit genannt, die es brauche, um „Spurensuche" betreiben zu können und somit Wundheilung möglich zu machen.

Sven Staack, Vorstandsmitglied der Deutschen Alzheimergesellschaft, kritisierte in seinem Vortrag das therapeutische Überangebot für Menschen mit Demenz und appellierte, den gesunden Menschenverstand und die Expertise der Pflegenden einzusetzen. Humorvoll stellte er den überquellenden Markt an spielerischen, therapeutischen oder fortbildungsrelevanten Angeboten für Demenzerkrankte infrage. Er betonte, dass die generelle Entwicklung zwar positiv sei, jedoch nicht jedes Angebot für jede Person geeignet sei. 

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