Die Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin (FFAS) hat gemeinsam mit dem Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen den Stellenwert des ergonomischen Patientenhandlings in der Pflegeausbildung analysiert.
Welchen Stellenwert hat das Thema Patientenhandling in der theoretischen und praktischen Pflegeausbildung und den entsprechenden Ausbildungsgrundlagen? Welche Rolle spielen dabei ergonomische Gesichtspunkte – also ein systematisches und methodenübergreifendes Vorgehen, das nicht nur die eigene Bewegung und die des Patienten berücksichtigt, sondern auch die Arbeitsorganisation, Hilfsmittel etc.?
Diesen und weiteren Fragen ging die Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin (FFAS) mit finanzieller Unterstützung der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtpflege (BGW) und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) an der Universität Bremen zwischen 2012-2013 nach. Das umfangreiche Methodenmix-Projekt bestand aus Dokumenten- und Pflegelehrbuchanalysen, Experteninterviews und einer schriftlichen Befragung von Pflegelehrkräften.
Ziel war, aus dem derzeitigen Ist-Stand zum Stellenwert des Ergonomischen Patientenhandlings (EPH) Handlungsempfehlungen für die Gestaltung der Pflegeausbildung, aber auch für politische Entscheidungen abzuleiten. Diese können auch als Orientierungsgrundlage bei der Implementierung des neuen Expertenstandards „Erhaltung und Förderung der Mobilität" gesehen werden.
Die Autorinnen folgerten aus ihren Recherchen, dass der Umgang mit der Gesundheitsprävention von Pflegeschülern angesichts der gefundenen Defizite in den weit gefächerten Ausbildungsgrundlagen einheitlich verankert werden sollte. Sie empfehlen einen fachlichen Qualifikationsstandard bzw. verbindlichen Rahmenlehrplan sowie Lehrbücher, auf deren Basis pflegerische Handlungsstrategien zu EPH systematisch entwickelt werden können.
Eine EPH-Qualifizierung im Rahmen der Lehrkraftausbildung, jedoch vor allem für Praxisanleiter scheint notwendig. Darauf verwiesen auch die 14 interviewten Experten. Nach Aussagen der schriftlich befragten 267 Lehrkräfte scheinen Unterrichtsinhalte, die auch den Selbstschutz von Pflegenden beim Patientenhandling im Auge haben, einen positiven Stellenwert in den Ausbildungsstätten zu haben.
Es wurde jedoch deutlich, dass es an einer konsequenten Umsetzung in der Praxis mangelt. Pflegelehrkräfte, die das Thema Patientenhandling unterrichten, aber auch Praxisanleiter sollten eine einheitliche und fundierte Qualifikation erwerben.
Der gesamte Projektbericht steht auf der Internetseite der FFAS zum Download bereit: http://www.ffas.de
Kontakt zu den Autorinnen:
Dr. Martina Michaelis
FFAS – Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin
michaelis(at)ffas.de
Stella Hermann
Hermann@praeventiv-online.de