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Kultursensible Pflege

„Menschen mit Migrationshintergrund sind ein Glücksfall für die Pflege"

Derzeit richten sich in Deutschland vermehrt Proteste gegen Migranten. Station24 sprach mit Andrea Kapp, Bundesgeschäftsführerin des Bundesverbandes Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad), über die Bedeutung muslimischer Mitarbeiter in der Pflege und die Zukunft einer kultursensiblen Versorgung.  

Warum sind muslimische Mitarbeiter für die Pflege in Deutschland unverzichtbar?

Muslime und Menschen mit Migrationshintergrund sind keinesfalls eine „Gefahr für das Abendland", sondern sie sind ein unschätzbarer, dringend benötigter Glücksfall für unsere Gesellschaft, für den wir dankbar sein sollten! Ohne unsere muslimischen Kolleginnen und Kollegen wäre der vielfach beklagte Fachkräftemangel noch viel eklatanter. Wir wären schlicht nicht in der Lage, die pflegebedürftigen Menschen in unserem Land qualitativ hochwertig zu versorgen.


Wie kann die Attraktivität des Pflegeberufs für Menschen mit Migrationshintergrund weiter gesteigert werden?

Es ist wichtig, dass sich die Betriebe öffnen und den Mitarbeitern das Gefühl geben, angenommen zu sein. Viele Menschen mit Migrationshintergrund haben von sich aus ein hohes Maß an Interesse am Pflegeberuf, denn die Affinität zu alten Menschen und zur „helfenden Profession" ist in anderen Kulturen deutlich ausgeprägter als bei uns. Insofern ist die strategische Ausrichtung auf interkulturelle Betriebe von großer Bedeutung, denn mittelfristig werden auch unter den Pflegebedürftigen immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund sein.

Die Altenpflegeausbildung muss zudem eigenständig bleiben: Eine generalistische Ausbildung mit dem Abitur als Voraussetzung wird zahlreiche Migranten von diesem Berufsfeld ausschließen, die oftmals mit der Mittleren Reife die Schule verlassen. Und last, but not least: Das Entgelt muss der guten Arbeit, die geleistet wird, angepasst sein – und die Kassen müssen diesem Umstand in den Vergütungsvereinbarungen mit den Pflegediensten Rechnung tragen.


Derzeit richten sich Proteste in der Bundesrepublik unter anderem gegen Migranten. Inwiefern sehen Sie vor diesem Hintergrund künftig eine kultursensible Pflege in Gefahr?

Meines Erachtens gibt es keine Alternative zu kultur- und religionssensibler Pflege: Dies ist eine Frage der Menschenwürde und für Pflegekräfte, die ihre Arbeit größtenteils als Berufung empfinden, ein absolutes Muss. Diese Form der Pflege entwickelt sich in einem Einwanderungsland, wie es Deutschland ist, zu einem Qualitätsmerkmal. Vor diesem Hintergrund ist es weder überraschend, noch ein neues Phänomen, dass immer mehr Patienten wünschen, von muslimischen Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen versorgt zu werden. Gleiches gilt für die Nachfrage nach Leistungen von Pflegekräften, mit denen eine Kommunikation nicht nur in deutscher Sprache möglich ist. Auch vor diesem Hintergrund sind diese Personen in der Pflege unverzichtbar.
 

Frau Kapp, herzlichen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Johanna Kristen.

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