In Mainz ist am Montag der Startschuss für das Modellprojekt „Vernetzte Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) mit dem elektronischen Medikationsplan in Rheinland-Pfalz" gefallen. Gemeinsam mit der Universitätsmedizin Mainz, der Techniker Krankenkasse und der Landesapothekerkammer will das Gesundheitsministerium in den kommenden 10 Monaten unerwünschte Wirkungen, Doppelverordnungen oder Wechselwirkungen von Arzneimitteln vermeiden.
Rund 600 Patienten sollen im Zuge des Modellversuchs nach stationären Aufenthalten einen elektronischen Medikationsplan erhalten, auf den sowohl Hausärzte als auch Apotheker zugreifen können.
„Ich freue mich, dass wir mit diesem Projekt erstmalig telematische Instrumente erproben, die das Bundesministerium für Gesundheit mit dem neuen E-Health-Gesetz nachfolgend etablieren möchte", sagte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler. Sie sieht in dem elektronischen Medikationsplan ein probates Mittel, um maßgeblich zur Patientensicherheit beizutragen. Die Ergebnisse des Modellprojekts würden darum sicher landes- und bundesweit von großem Nutzen sein.
Aus Sicht der Projektträger führen die mangelhafte Kommunikation und die fehlenden elektronischen Schnittstellen beim Wechsel von Patienten zwischen stationärem und ambulantem Sektor zu Informations- und Qualitätsverlusten. Das gefährde die Arzneimitteltherapiesicherheit und die Versorgung des Patienten, weil das Risiko für Medikationsfehler steige.
Mit dem elektronischen Medikationsplan sollen nun alle Leistungserbringer strukturiert Zugriff auf patientenbezogene Informationen zur Arzneimitteltherapie in digitaler Form haben. Auf dieser Grundlage könnten dann Medikamente verordnet und abgegeben werden und gleichzeitig die Informationsweitergabe am Übergang der Sektoren optimiert und die Arzneimitteltherapiesicherheit im Sinne des Patienten erhöht werden.
Für den Patienten trüge zudem ein schriftlicher Ausdruck des Medikationsplans, verbunden mit einer fachlichen Erläuterung durch Apotheker und Arzt, zum besseren Informationsstand bei und fördere die Kompetenz im Umgang mit Arzneimitteln. Irene Krämer, Direktorin der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz, sieht darin große Vorteile für eine sichere Arzneimitteltherapie.
„Mit einem gedruckten Medikationsplan bei Entlassung aus dem Krankenhaus haben wir in einer früheren Studie in Rheinland-Pfalz sehr gute Erfahrungen gemacht", sagte sie zum Projektauftakt in Mainz. Apotheker seien nun einmal die Experten für Arzneimittel und trügen damit auch die Verantwortung für die Arzneimittelsicherheit, ergänzte Andreas Kiefer, Präsident der Landesapothekerkammer.
„Das Medikationsmanagement ist ein komplexer und kontinuierlicher Prozess, dabei ist der Medikationsplan ein wichtiger Baustein", so Kiefer. Durch das Modellprojekt seien Krankenhäuser, Hausärzte und Apotheker nun besser vernetzt, wovon die Patienten unmittelbar profitierten.
Die Patientenversorgung optimiert sieht durch den Modellversuch auch die Techniker Krankenkasse. Die elektronische Unterstützung des Arzneimittelmanagements fördere die Therapietreue insbesondere bei langjähriger Medikamenteneinnahme, sagte der Leiter Vertragswesen der TK-Landesvertretung Stefan Groh. Zudem ergänze das Projekt bestehende Angebote der Kasse zum Thema Arzneimittelinformation.
Das Modellprojekt ist Teil des Zukunftsprogramms „Gesundheit und Pflege – 2020" des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums und wird bis Anfang 2016 in den Regionen Bad Kreuznach, Kaiserslautern, Koblenz, Mainz und Trier mit rund 600 Patienten durchgeführt. Die Kosten von insgesamt knapp 600.000 Euro teilen sich die Projektpartner: Gut 300.000 Euro stellt das Gesundheitsministerium aus Landesmitteln bereit, knapp 240.000 Euro die Universitätsmedizin Mainz, 45.000 Euro die Techniker Krankenkasse und 3.000 Euro die Landesapothekerkammer.
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