Die Arzneimittelversorgung von Heimbewohnern ist nicht gerade ein Paradebeispiel für die sektorenübergreifende Zusammenarbeit der Berufsgruppen im Gesundheitswesen. Die Fachhochschule Frankfurt am Main (FH FFM) will das ändern und das Medikationsmanagement im Heim neu denken und erproben. Am Ende soll ein Prototyp für ein besseres Miteinander zum Wohl des Patienten stehen. Stefanie Kortekamp von der FH FFM erklärt wieso - und wie das funktionieren soll.
Die sichere Arzneimittelversorgung von älteren, häufig multimorbiden Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen ist ein komplexer, risikobehafteter Prozess: Die Beteiligten gehören unterschiedlichen Berufsgruppen und Versorgungssektoren an. Anders als im Krankenhaus arbeiten Mediziner, Pflegende und Apotheker nicht in einem geschlossenen System, unter einem Dach und nach einheitlichen Regeln. Entsprechend unstrukturiert - und mitunter unsicher – läuft der gemeinsame Versorgungsprozess ab. Das Einbetten ambulanter Prozesse – der medizinischen Versorgung durch den Hausarzt, durch weitere Fachärzte und der medikamentösen Versorgung durch die Apotheke vor Ort – in die stationäre Versorgung im Heim läuft nicht ohne Reibungsverlust.
Hinzu kommen noch Angehörige, amtliche Betreuer, Sozialarbeiter oder Case Manager, die ebenfalls Einfluss auf die Versorgung haben können, während der Patient alters- oder krankheitsbedingt oft die Fähigkeit eingebüßt hat, selbst über seine Versorgung zu wachen. All das Miteinander und Nebenher birgt Gefahren für die Sicherheit der Arzneimitteltherapie: im Hinblick auf Wechselwirkungen von Medikamenten, die Rückmeldung von Nebenwirkungen oder die Kontrolle der Medikationspläne.
Lösungsansätze mit Schlagseite
Diese Schnittstellenproblematik beim Medikationsmanagement im Heim wird inzwischen in einer breiter werdenden Fachöffentlichkeit diskutiert. Auch an Lösungsansätzen mangelt es nicht: Modellvorhaben zur Übertragung ärztlicher Tätigkeiten auf Angehörige der Alten- und Krankenpflege, die Definition des Medikationsmanagements als „pharmazeutische Tätigkeit" in der Apothekenbetriebsordnung und die parallele Entwicklung von Leitlinien für Ärzte und Apotheker.1 Gemein ist diesen Vorstößen jedoch der etwas eindimensionale Blickwinkel aus Sicht der jeweiligen Berufsgruppe. So enthalten etwa die Leitlinien für Ärzte und Apotheker keine Aussagen zur Gestaltung der Zusammenarbeit mit der Pflege zum Wohl des Patienten. Das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) hat indes die Entwicklung eines Pflegestandards für das Medikationsmanagement erst einmal ausgesetzt – mit der Begründung, dass nur eine gemeinsame Leitlinie für alle beteiligten Professionen zum Erfolg führen kann.