Pflegekräften droht Altersarmut. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Sozialstudie der Hans-Böckler-Stiftung. Die Gründe liegen im hohen Anteil von Teilzeitbeschäftigungen und untertariflich bezahlten Jobs sowie in der aktuellen Rentenpolitik. Station24 wirft einen Blick auf die Zahlen und beleuchtet, warum besonders Frauen betroffen sind.
Der Sozialsektor ist durch eine hohe Teilzeitquote geprägt. Laut einer aktuellen Analyse von Forschern des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung gehen rund zwei Drittel der Beschäftigten in der Altenpflege (67,7 Prozent) und fast jeder zweite in der Krankenpflege (48,7 Prozent) einer reduzierten oder geringfügigen Beschäftigung nach. Die Ärzteschaft weist mit 19,1 Prozent einen vergleichsweise geringen Anteil an Teilzeitbeschäftigten auf. Das hat Auswirkungen auf die spätere soziale Absicherung der jeweiligen Berufsgruppen.
Die kürzlich veröffentlichte Studie untersucht den Zusammenhang zwischen den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Sozialsektor und deren sozialer Absicherung im Alter. Sie analysiert die Situation dabei insbesondere aus einer geschlechterspezifischen Perspektive, indem sie vier Berufsgruppen - neben Alten- und Krankenpflegerinnen sowie Ärztinnen auch Erzieherinnen - genauer betrachtet und auch den hohen Frauenanteil ausdeutet.
Symptomatisch für viele Wirtschaftsbereiche
Der Grund: „Die Beschäftigungsverhältnisse im Sozialsektor sind symptomatisch für viele Wirtschaftsbereiche. Eine hohe Teilzeitquote, physische und psychische Belastungen, frühe Austritte aus dem Erwerbsleben sowie niedrige Bezahlung finden sich in vielen Bereichen des deutschen Arbeitsmarktes", schreibt Severin Schmidt, Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), in seiner Vorbemerkung zu dem Bericht.
Den Sozialsektor präge aber außerdem seine geschlechtsspezifische Ausrichtung: „Es handelt sich in allen Subsektoren um ein traditionelles Segment von Frauen(erwerbs)arbeit und damit zugleich um ein klassisches Segment struktureller Benachteiligung von Frauen", heißt es an anderer Stelle.