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Evakuierung von Heimen

Achtung Blindgänger!

Im Juli 2010 mussten die 1.300 Bewohner des Städtischen Seniorenzentrums Köln-Riehl das erste Mal wegen einer Bombenentschärfung ihre Zimmer verlassen. Im Juni 2014 wiederholte sich diese Herausforderung gleich zweimal innerhalb von acht Tagen. Damit aber noch nicht genug. Ende Mai dieses Jahres hieß es erneut: Blindgänger und damit Evakuierung. Die Folge: Bei allen Beteiligten stellt sich eine unfreiwillige Routine ein. Nichtsdestotrotz gilt es, wachsam zu sein. Eine Checkliste kann Einrichtungsleitungen, Pflegenden und Bewohnern dabei helfen.   

Einrichten eines Krisenstabs
In aller Regel erfolgt eine Evakuierung sehr kurzfristig innerhalb von einem bis zwei Tagen. Daher bleibt für eine detaillierte Planung nicht viel Zeit. Es ist hilfreich, zunächst einen (nicht zu großen) internen Krisenstab einzurichten, um die ersten Schritte einzuleiten und Entscheidungen zu treffen.

Information der Leitungskräfte und Einberufung aller Mitarbeiter und Helfer
Alle leitenden Mitarbeiter müssen informiert werden. Deren Aufgabe ist es, für die bevorstehende Evakuierung alle verfügbaren Mitarbeiter einzuberufen. Auch freiwillige Helfer, wie beispielsweise Angehörige, können eine gute Unterstützung sein. Eine genaue Vorbereitung und intensive Begleitung ermöglicht zum späteren Zeitpunkt eine schnelle Rückführung.

Eine Evakuierung steht erfahrungsgemäß unter der Leitung der Feuerwehr. Die Kooperation und Kommunikation mit den Helfern ist deshalb während des gesamten Prozedere sehr wichtig. Es empfiehlt sich darum auch, einen konkreten Ansprechpartner zu benennen.

Erstellung einer Bewohnertransporte-Übersicht
Bereits bei der Transportplanung aller Bewohner wird mit der Feuerwehr eng zusammengearbeitet. Für die Organisation der Transporte von über 600 Pflegeheimbewohnern wurde eine Matrix entwickelt, die die Anzahl der verschiedenen Transportarten wie auch die unterschiedlichen Evakuierungszielorte darstellt.

Diese Matrix bildet die Grundlage für die gesamte weitere Koordination. Die Transportarten unterscheiden sich in „gehfähig" (auch mit Gehhilfe), „umsetzbar" (kann für einen kurzen Moment aufstehen, um umgesetzt zu werden), „sitzend" (ist sitzstabil, kann aber nicht stehen) und „liegend" (ausschließlich liegend).

Dementsprechend werden die Einsatzfahrzeuge von der Feuerwehr angefordert und zur Verfügung gestellt. Besteht die Einrichtung aus mehreren Häusern, ist es wichtig, je Haus einen konkreten Ansprechpartner für die Feuerwehr zu benennen.

In den Wohnbereichen sind parallel zahlreiche Vorbereitungen zu treffen: Aus Erfahrung ist zu raten, die Bewohner erst am Tag der Evakuierung über das Vorhaben zu informieren. Besonders bei gerontopsychiatrisch erkrankten Patienten muss eine intensive und fachliche Begleitung über den gesamte Zeitraum sichergestellt sein.

Bewohnerarmband
Jeder Bewohner sollte darüber hinaus eine Kennzeichnung bestehend aus Vor- und Nachname, Geburtsdatum, Haus oder Wohnbereich und Ort des Evakuierungsziels erhalten. Beispielsweise ein beschreibbares Armband. Wichtig ist, darauf zu achten, dass sich die Kennzeichnung nicht leicht entfernen lässt. Denn: Diese Maßnahme garantiert die geplante und korrekte Hin- und Rückführung.

Zusammenstellung der Bewohnerpakete
Außerdem muss für die adäquate Versorgung der Bewohner ein „Paket" zusammengestellt werden. Darin enthalten sind- jeweils bewohnerbezogen - die Tages- und Bedarfsmedikation, eine Kopie des Bewohnerstamm- und Medikamentenblatts, bei Bedarf das Material für die Inkontinenzversorgung wie auch individuell erforderliche (Pflege-)Hilfsmittel - wie zum Beispiel Sondenkost.

Allgemeine Pflege- und Hilfsmittel und Verpflegungspakete
Auch die Mitnahme allgemeiner Pflege- und Hilfsmittel ist hilfreich, beispielsweise Handtücher, Waschlappen, Einmaltücher, Unterlagen, Nierenschalen, Müllbeutel. Darüber hinaus empfiehlt es sich, kleine Verpflegungspakete und Getränke vorzubereiten, da im Vorfeld nicht unbedingt bekannt ist, wie gut die Versorgung am Evakuierungsort organisiert ist und wie lange es dauert, bis die Bewohner wieder zurückgeführt werden. Achtung: besonders wichtig bei Diabetikern!
Denken Sie auch an die Verpflegung der Mitarbeiter und Helfer: Evakuierungstage sind häufig sehr lang.

Evakuierung und Registrierung
Bevor der erste Transport erfolgt, sollte eine Liste mit allen Bewohnernamen vorliegen -  alphabetisch sortiert nach Nachnamen, Vorname, Geburtsdatum, Zimmernummer. Es hat sich bewährt, eine Art „Schleuse" einzurichten, durch die alle Bewohner die Einrichtung verlassen und wieder zurückkehren müssen. Achtung keine Nebenaus- und -eingänge benutzen!  Sie verlieren den Überblick!. Nur so lässt sich kontrollieren, ob alle Bewohner das Haus auch wirklich verlassen haben und bei der Rückführung wieder zurückgekommen sind. Außerdem ist es hilfreich, beim Verlassen der Einrichtung zu notieren, wo jeder Einzelne hingebracht wird (sollte es mehrere Evakuierungsziele geben).

Sorgen Sie für eine entspannte Atmosphäre am Zielort
Sind die Bewohner am Zielort angekommen, liegt die Hauptaufgabe aller Helfenden darin, die Bewohner zu betreuen und individuell pflegerisch zu versorgen. Es können kleine Spiele, Zeitungen oder Ähnliches mitgenommen werden. Wichtig ist, dass die Stimmung möglichst ruhig und entspannt bleibt. Dies gilt vor allem nach der Ankündigung, dass die Rückführung beginnen kann. Zu diesem Zeitpunkt entsteht erfahrungsgemäß die größte Unruhe!

Rückführung in die Einrichtung
Die Rückführung muss ebenfalls gut organsiert und kontrolliert in enger Zusammenarbeit mit der Feuerwehr ablaufen. Auch hier sind die Transportmatrix, die Kennzeichnung der Bewohner sowie die Bewohnerliste unterstützende Instrumente. Kommen die ersten Bewohner wieder in die Einrichtung zurück, müssen sie erneut registriert werden. Am besten wird die Hin- und Rückführung auf einer Liste dokumentiert. Das gewährleistet einen schnellen und genauen Überblick.

 

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