Der Fisch bekommt langsam Konturen. Er wird die Vorderseite der Theke schmücken. Bernd Schmiegel legt konzentriert Mosaik-Steine und erklärt nebenbei, dass in einer Hafenkneipe maritime Motive Pflicht sind. Wenn die kleine Kneipe im Matthias-Claudius-Haus fertig ist, wollen die Hobby-Handwerker hier in gemütlicher Runde Fußball gucken; vor allem die Spiele von Arminia Bielefeld. Deshalb haben die Mosaik-Steine die Vereinsfarben: Schwarz-Weiß-Blau.
„Es war eine Schnapsidee." Hausleiterin Sabine Weitzel-Schellin berichtet mit Augenzwinkern, wie es zum Kneipen-Projekt kam. Eigentlich wollten die Mitarbeiter in der stationären Einrichtung in Steinhagen (dort, wo der Steinhäger-Schnaps seinen Ursprung hat), etwas für die wachsende Zahl der männlichen Bewohner tun. „Da verfolgt jeder für sich im Zimmer die Fußballreportagen. Keine Spur von Rudelgucken." Doch den zurückhaltenden Ostwestfalen wurden doch ein paar Informationen entlockt. „Wo gehen die Herren dieser Generation schon einmal hin, um Gleichgesinnte zu treffen? Genau, in die Kneipe."
Die Kneipen-Idee wurde im Team eingehend diskutiert. Ina Heilmann-Sewing, von Haus aus Dipl.-Ingenieurin und Messebauerin, und seit kurzem im begleitenden Dienst im Einsatz, steuerte ihre Fachkompetenz bei: „Das kann man mit einfachen Mitteln realisieren." Bei den im Haus lebenden Herren wurde um Hilfe angefragt und die Zurückhaltung schmolz langsam dahin, weil schließlich Handwerker-Kompetenz vonnöten ist. „Aber wir brauchen einen Plan!", hieß es noch. „Und erst einmal einen Raum." Auch den hatten die Initiatorinnen längst ins Auge gefasst – in günstiger Lage und sogar mit Wasseranschluss!
Und nun treffen sich die beteiligten Hobby-Handwerker (der harte Kern umfasst vier Herren, gelegentlich stoßen Neugierige dazu) einmal in der Woche im künftigen Kneipenraum, der noch einer Baustelle gleicht. Über die Planungsphase ist man allerdings längst hinaus – jetzt wird gehandelt. Ina Heilmann-Sewing hat alles im Blick: bereitet vor, besorgt Material und bezieht geschickt die interessierten Herren in die Arbeiten ein.
Tatkräftige Unterstützung bekommt sie von Ulrich Friemann. Er besucht regelmäßig seine im Haus wohnende Mutter und war Feuer und Flamme, als er von dem Projekt hörte. Gemeinsam organisieren sie auch für die Handwerker-Gruppe wichtige Ortstermine – beispielsweise im Baumarkt; Materialien besorgen.
Europaletten und Spanplatten dienen als Gerüst für die Theke, vier Original-Wirtshaus-Stühle wurden bereits gespendet, die Spüle zum Einbauen haben die Kneipen-Planer auch schon. „Eine Eckbank können wir auf Paletten-Basis selbst bauen", spinnt Ulrich Friemann die Überlegungen weiter.
„Aber es muss Platz bleiben für die Rollstuhl-Fahrer", gibt Ina Heilmann-Sewing zu bedenken. „Und als Fernseher nehmen wir einen, der automatisch umschaltet, wenn Bayern München gezeigt wird", sagt Bernd Schmiegel verschmitzt, hebt sein Bierglas und schickt ein launiges „Prost" hinterher. Arbeiten macht einfach durstig.