Bewegung ist wichtig - auch im Alter. Allerdings muss auf die individuellen Belange der Senioren eingegangen werden. Vor allem Demenzpatienten brauchen eine besondere Betreuung, wenn es darum geht, Körper und Geist fit zu halten. Im Evangelischen Altenzentrum Hückelhoven kommen deshalb zwei geschulte Übungsleiterinnen direkt in die Einrichtung, um mit den Demenzkranken und Ihren Angehörigen zusammen Sport zu treiben.
„Es ist toll, dass der ASV Rurtal so flexibel ist und die Übungsleiter im Auftrag des Vereins quasi am Bewohnerbett Sport anbieten", freut sich der Geschäftsführer des Altenzentrums Markus Lowis. Ein Tandem, bestehend aus Resi Herling und Rosi Zwingel, bietet einmal in der Woche eine Bewegungsstunde im Sitzen für dementiell veränderte Menschen und ihre Angehörigen an. Beide Trainerinnen sind qualifizierte Übungsleiterinnen und zudem in dem Krankheitsbild Demenz geschult.
Neu ist, dass der organisierte Sport in die Einrichtung kommt und vor Ort, also in Pantoffelnähe des Bewohners ein Sportangebot in den Räumen der Einrichtung anbietet. Dehnungsübungen mit einem weichen Ball, Tänze im Sitzen, Konzentrationsübungen und Übungen, die Bewegungen und Nachdenken erfordern, wechseln sich ab.
Die Übung mit den farbigen Kirschkernsäckchen macht den Teilnehmern besonders viel Spaß. Sie werden rechts oder links herum im Kreis gegeben. Immer wenn die Übungsleiterin „klickt", wechseln alle Säckchen die Richtung. Kompliziert wird es, wenn derjenige, der das Säckchen mit der Farbe Gelb in der Hand hält, daran denken muss, dass er mit dem Fuß auf den Boden stampfen muss. Oder der Teilnehmer mit der Farbe Grün „Hurra" rufen soll.
„Durch den Spaß, den man bei den Übungen hat, kann ich die Menschen schnell erreichen", so Zwingel. Manche Bewegungen kennen alle aus dem Alltag. So wird beispielsweise bei der Hausputz-Übung mit einem Tuch in der Gruppe viel gelacht, wenn ein Bewohner feststellt, dass das Tuch nicht schmutzig ist, obwohl er eigentlich gerade die Fenster geputzt hat.
Die Freude an der Bewegung und das fröhliche Miteinander haben aus der Gruppe inzwischen eine verschworene Gemeinschaft gemacht, die aus fünf bis sechs Bewohnern mit ihren Angehörigen oder ehrenamtlichen Mitarbeitern besteht. Sie können sich einmal anders in einer belastungsfreien Atmosphäre erleben.
Die Erfahrung zeigt, dass dementiell veränderte Menschen und ihre Angehörigen in der Gruppe einen Ansporn finden und voneinander lernen können. Das belegt auch die folgende Situation: Als eine ältere Dame im Rollstuhl zu ihrer Tochter sagte, „Du musst die Stange nach rechts drehen. Das ist links", woraufhin alle lachen mussten.
Kooperationspartner des landesweiten Modellprojekts SPORT FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ von Behinderten- und Rehabilitationssportverband BRSNW und Landessportbund NRW sind die Landesinitiative Demenz-Service sowie die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege und der privaten Pflege- und Betreuungsanbieter. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Technischen Universität Dortmund, gefördert vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen und von den Pflegekassen in NRW.
Das Angebot „Trotz-DEM" ist eines von 73 Projekten - die über Nordrhein-Westfalen (NRW) verteilt - vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter gefördert werden. Unter der Leitung des Rehabilitationssportverbands NRW und des Landessportverbandes NRW unterstützen der landesinitiative Demenz-Service der Freien Wohlfahrtspflege und private Pflege- und Betreuungsanbieter als Netzwerkpartner das Projekt.
Zwar können Bewegungsangebote eine Demenz nicht vermeiden, das regelmäßige Training von Körper und Geist kann Demenzsymptome aber verzögern und so zu einer längeren Selbständigkeit im Alter beitragen.