Der kleine Laden hat sich binnen weniger Monate zu einer beliebten Anlaufstelle entwickelt. Im Wohnviertel gibt es keine Lebensmittelgeschäfte, bis zur Innenstadt ist es für ältere Menschen weit. Genau diese Lücke schließt das von Hannah-Katharina Giesen initiierte und verwirklichte Projekt.
Die Dame aus der Nachbarschaft holt sich gleich fünf Tafeln Schokolade: für jedes Enkelkind eine. Der Herr aus dem Haus fragt nach der aktuellen Fernsehzeitung. Und die Mitarbeiterin aus dem Wohnbereich braucht dringend eine Tüte Weingummi. Das Team hält nicht nur das bereit, sondern vieles mehr.
Neun Ehrenamtliche sorgen dafür, dass das ‚Bethesda-Lädchen‘ fünf Tage in der Woche stundenweise geöffnet hat. Sie kennen ihre Kunden und deren Wünsche, so dass das Sortiment immer wieder angepasst werden kann. Es umfasst vor allem Dinge des täglichen Bedarfs und die kleinen Extras. Zur Weihnachtszeit dürfen Lebkuchen und kleine Dekoartikel nicht fehlen, auf Ostern werden sie sich rechtzeitig einstellen.
Im Rahmen einer Fortbildung machte sich Johanneswerk-Mitarbeiterin Hannah-Katharina Giesen Gedanken darüber, wie die Öffnung der stationären Altenhilfe-Einrichtung Haus Bethesda ins Wohnviertel gelingen könne. Sie suchte nach einem Projekt, von dem auch die Bewohner des gesamten Umfeldes profitieren konnten. ‚Qualifiziert fürs Quartier‘ – so der Titel des Fortbildungsseminars – hat das Ziel, Mitarbeitende aus sozialen Berufen zu schulen für den Auf- oder Ausbau von Netzwerken in Stadtteilen, Siedlungen oder im Wohnumfeld.
Eine Idee mit Perspektive
Sozialarbeiterin Giesen hörte sich um, befragte Bewohner und hörte von dem Wunsch, einen Laden oder Kiosk in der Nähe zu haben. Bei ihren Recherchen stieß sie darauf, dass es vor rund 20 Jahren noch einen kleinen Laden auf dem Bethesda-Gelände gegeben hatte. So begann die Idee zu reifen, zumal sie eine gute Perspektive bot: die Bewohner der Johanneswerk-Einrichtung, der Seniorenwohnungen und der Nachbarschaft könnten davon profitieren.
Ein Jahr Vorlauf benötigte Hannah-Katharina Giesen für die Umsetzung dieser Idee. Es gab eine Menge zu bedenken: finanztechnische Fragen, Suche nach ehrenamtlichen Mitstreitern, Raumfrage, Laden-Einrichtung, Organisationsabläufe und vieles mehr. Unterstützung gab es von Hausleiter Markus Bartsch-Mertens, von der Ehrenamts-Koordinatorin Elisabeth Hollmann-Plaßmeier und der Hauswirtschaftsleitung Katrin Sonnenberg.
Unter dem Namen ‚Bethesda-Lädchen – wo sonst?‘ besteht das Angebot nun ein Jahr. Rund um das Ladenlokal im Eingangsbereich des Altenheims ist während der Öffnungszeiten immer etwas los. Es ist ein Ort der Begegnung ist entstanden. Hannah-Katharina Giesen ist als qualifizierte Dienstleistungs- und Netzwerkmanagerin sowie als Ansprechpartnerin für das Lädchenteam weiter gefragt. Ein großer Schritt zur weiteren Öffnung der Einrichtung ins Quartier hinein ist gemacht. Und das Projektteam um die Initiatorin überlegt schon weiter, welche neuen Ideen erfolgsversprechend sind.