Im September unterzeichneten in Berlin mehrere Fachgesellschaften, Forschungsinstitute, Ärztekammern und Krankenhausverbände das Memorandum für einen Nationalen Aktionsplan gegen Sepsis. Damit soll auf die häufig unterschätzte Gefahr dieser lebensbedrohlichen Erkrankung, ihre Ursachen und Folgen aufmerksam gemacht werden. Station24 sprach mit Prof. Konrad Reinhart, dem Gründungspräsidenten der Deutschen Sepsis Gesellschaft über Schwerpunkte und Ziele des Plans sowie über Defizite in der Ausbildung von Ärzten und Pflegekräften.
Herr Professor Reinhart, die Deutsche Sepsis Gesellschaft gehört zu den Erstunterzeichnern des Memorandums für einen Nationalen Aktionsplan gegen Sepsis. Warum überhaupt ein solcher Plan?
Sepsis ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. An ihr erkranken hierzulande jährlich etwa 175.000 Menschen – rund 60.000 sterben an den Folgen dieser schwersten Form einer Infektion. Zudem nimmt die Zahl der Sepsisfälle in den Industrieländern jedes Jahr um sieben bis acht Prozent zu. Dennoch ist das Thema nicht umfassend genug bei der Politik und den Verantwortlichen des Gesundheitswesens angekommen. Mit dem Nationalen Aktionsplan möchten wir alle Akteure, die nötig sind, den Vormarsch von Sepsis zu stoppen und die Sepsissterblichkeit zu senken, an einen Tisch bringen.
Was soll dieser „Runde Tisch" bewirken?
Das Ziel des Aktionsplans ist es, einen Maßnahmenkatalog zu entwickeln, mit dem es mittelfristig gelingt, jährlich etwa 15.000 bis 20.000 Tote zu verhindern. Das kann nur erreicht werden, wenn alle Vorbeugungsmöglichkeiten voll ausgeschöpft werden, die Sepsis früh erkannt und schnell professionell therapiert wird. Jedem muss klar sein, dass es sich bei Sepsis um einen Notfall handelt. Hier zählt jede Stunde!