Mit dem Pflegeportal Station24 sprach die Vorsitzende der Gründungskonferenz zur Einrichtung einer Pflegekammer in Rheinland-Pfalz, Schwester Basina Kloos, über den aktuellen Stand der Kammergründung im Land und machte deutlich, wie wichtig es ist, zu informieren und mit Vertretern der Politik in Kontakt zu treten.
Schwester Basina, Sie sind die Vorsitzende der Gründungskonferenz zur Einrichtung einer Pflegekammer in Rheinland-Pfalz. Wie ist der aktuelle Stand der Kammergründung?
Nach der Abstimmung unter den professionell Pflegenden im vergangenen Jahr, bei der sich 76 Prozent der Befragten für eine Verkammerung ausgesprochen hatten, muss zunächst noch das Heilberufsgesetz, in der bereits alle anderen Kammern wie die der Ärzte und Apotheker geregelt sind, novelliert werden. Der neuaufgelegte Entwurf liegt jetzt im rheinland-pfälzischen Justizministerium vor. Das ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Pflegekammer. Im Moment gehen wir davon aus, dass das reformierte Gesetz noch in diesem Jahr verabschiedet wird.
Wann wird die Kammer in Rheinland-Pfalz ihre Arbeit aufnehmen?
Voraussichtlich 2016. Nach der Gründungskonferenz muss ein Gründungsausschuss gebildet werden. Dieser leistet dann die Vorarbeit für die kommenden Schritte auf dem Weg zur Pflegekammer. Das braucht eben etwas Zeit.
Wie arbeitet die Landespflegekammer?
Die Kammer hat ihre gesetzliche Verankerung im Heilberufsgesetz. Sie wird zunächst die etwa 40.000 Pflegenden in Rheinland-Pfalz zentral erfassen. Ob das aber in einem einzigen Schritt erfolgen kann, wird sich zeigen. Im Anschluss wählen die registrierten Kammermitglieder die Vertreterversammlung. Sie trifft die wichtigen Entscheidungen, in denen sich alle Pflegenden wiederfinden sollen. Die Pflege ist dann endlich nicht mehr fremdbestimmt, sondern kann ihre Anliegen selbst artikulieren. Das ist ein entscheidender Punkt. Fremdbestimmung ist immer eine Belastung für die Pflege!
Wie kann die Landespflegekammer Einfluss auf die Gesundheitspolitik nehmen?
Als gesetzlich verankertes Gremium hat die Kammer ein ganz anderes Gewicht. Sie kann die Interessen und die Probleme der Pflegenden mit einer stärkeren Stimme vertreten, zumindest zunächst auf Landesebene.
Was tun Sie, um die Pflegekräfte über den Gründungsprozess in Rheinland-Pfalz auf dem Laufenden zu halten?
Es gab schon zahlreiche Informationsveranstaltungen - bislang mehr als 80 „Gründungskonferenzen vor Ort". Sie suchen als Informations- und Beratungsstellen den direkten Kontakt mit regionalen Ansprechpartnern in den Einrichtungen, und ehrenamtlich tätige Mitglieder wirken als Multiplikatoren vor Ort. Auch die Träger öffnen uns ihre Türen, um über die Vorteile einer Interessenvertretung für beruflich Pflegende aufzuklären. Uns ist es wichtig, dass wir Rückmeldungen zur Ausgestaltung der Kammer bekommen.
Was genau sind Ihre Aufgaben als Vorsitzende der Gründungskonferenz?
Sie müssen sich das so vorstellen: Wir sind 19 Mitglieder. Vertreter aus ganz verschiedenen Bereichen, Arbeitgeber, Berufsverbände und Gewerkschaften, sitzen zusammen an einem Tisch. Meine Aufgabe ist es, diesen heterogenen Kreis zu moderieren, die verschiedenen Interessen zu integrieren und die Verbindung zur Politik herzustellen. Ich möchte die Idee der Gründungskonferenz in die ganze Bundesrepublik tragen. Von Gesundheitsminister Alexander Schweitzer habe ich mich dafür gewinnen lassen. Das eine Ordensfrau diese Aufgabe wahrnimmt, ist sicherlich auch ein Novum.
Was passiert als nächstes in Rheinland-Pfalz?
Die Informationsbemühungen gehen natürlich immer weiter. Hier herrscht kein Stillstand. Auch die Arbeit des Gründungsausschusses muss vorüberlegt werden. Ein ganz bedeutender Schritt wird dann noch die Eingabe des Gesetzesentwurfes auf ministerieller Ebene sein. Dabei suchen wir auch den Kontakt mit den Landtagsabgeordneten.
Warum ist das so wichtig?
Wir sehen eine große Aufgabe der Politiker darin, nicht nur über die Pflege zu sprechen, sondern ihr auch Möglichkeiten zu geben. Die Politik soll schließlich nicht nur über die Pflege, sondern vielmehr mit der Pflege reden!
Hat die Pflegekammer-Bewegung in Rheinland-Pfalz da aus Ihrer Sicht Vorbildcharakter für andere Bundesländer?
Ich glaube schon. Beim Land Rheinland-Pfalz finden wir immer wieder Gehör. Eine wirkliche und faktisch korrekte Information der Pflegenden wurde in der Vergangenheit nicht nur gewünscht, sondern auch gefördert. Das habe ich mit dieser breiten Wirkung in noch keinem anderen Land wahrgenommen. Deshalb suchen andere Bundesländer auch den Kontakt zu uns und Vertretern des Landes direkt.
Wie sieht das konkret aus?
Ich bin zum Beispiel mit dem saarländischen Ministerium im Gespräch. Aber auch Ministerialbeamte aus anderen Ländern kommen auf uns zu. Ich hatte bereits mehrere Anrufe von Pflegebeauftragten beispielsweise aus München und Bremen. Auch Pflegedirektoren aus Hamburg haben sich schon an mich gewandt, speziell nach dem schlechten Votum zur Einrichtung einer Kammer in der Hansestadt.