Der ehemalige Pflegedirektor des Klinikums der Universität München bespricht exklusiv auf Station24 ein brandneues Buch zur Delegation pflegerischer Aufgaben im Krankenhaus.
Die Delegation, oder besser gesagt die Neuverteilung von Aufgaben zwischen den Berufsgruppen, gewinnt gerade in Krankenhäusern vor dem Hintergrund der immer schwierigeren wirtschaftlichen Situation an Auftrieb. Dabei geht es längst nicht mehr nur um die sattsam bekannte Delegation von Medizin auf Pflege, sondern zunehmend auch um die Delegation pflegerischer Aufgaben auf andere Berufsgruppen. Insoweit verschenkt der Titel des Buches hier den Blick in eine umfassende Betrachtung.
In knapper, prägnanter Form werden die üblichen juristischen Grundlagen dargestellt. Das in der Pflege vieldiskutierte Thema der sogenannten „Überlastungsanzeige" wird auf knapp 2 Seiten abgehandelt. Hier zeigt sich, was das Buch leisten will: Ein knapper Überblick über relevante Themen. Wer sich für ein Thema tiefer interessiert, muss zur weiterführenden Literatur greifen. Das Literaturverzeichnis vermag allerdings aus Sicht der Pflege nicht zu überzeugen. In der Pflegeliteratur wichtige Kommentatoren wie Böhme und Großkopf sind mit einem Beitrag im Literaturverzeichnis vertreten, Roßbruch überhaupt nicht und das hervorragende Buch von Martina Weber zur Überlastungsanzeige ist auch nicht aufgeführt.
Das spannende Thema der praktischen Umsetzung wird auf 10 Seiten behandelt und beinhaltet im Wesentlichen Abhandlungen zum Projektmanagement. Mit keinem Wort wird auf das Hauptproblem bei derartigen Umsetzungsprojekten eingegangen: Die schützengrabenartigen Positionsverhärtungen der drei klassischen Berufsgruppen im Gesundheitswesen und die damit verbundenen Kommunikationsstörungen, die dringend notwendige Veränderungsprozesse oftmals verhindern – bis die Insolvenz mit Arbeitsplatzverlust droht.
Müller/Schabbeck: Delegation ärztlicher Leistungen an das Pflegepersonal - Möglichkeiten, Anforderungen und praktische Umsetzung. Medhochzwei 2014, 96 Seiten, 29,99 Euro