Anlässlich des Todes der Begründerin der Integrativen Validation, Nicole Richard, stellt Station24-Autor Clemens Rabes das Konzept der renommierten Gerontologin umfassend vor.
In der Pflegepraxis ist herausforderndes Verhalten von dementen Patienten jedes Mal eine Situation, mit der Pflegekräfte und auch Angehörige schlecht umgehen können. Es liegt in der Natur der Sache, den erkrankten Menschen mitzuteilen, welche Situation sie falsch gemacht oder missverstanden haben. Es tritt immer wieder der Fehler auf, dass man versucht die dementen Menschen in unser Hier und Jetzt wieder zurückholen zu wollen. Da dies aber kaum noch möglich ist, reagieren die dementen Menschen oft mit Unruhe, Wut, Aggressivität und dadurch kann eine Situation eskalieren. Naomi Feil und Nicole Richard fanden einen Ansatz, in denen in Form der Validation der demente Mensch so akzeptiert und anerkannt wird, wie er gerade ist und in welcher Gefühlsphase er sich gerade befindet.
Validation nach Naomi Feil
Die Arbeit mit dementen Menschen erfordert von allen Beteiligten immer eine große Kraftentwicklung und oft stößt man an seine Grenzen. Gerade im Hinblick auf herausforderndes Verhalten ist man nicht nur als Pflegepersonal hilflos, verzweifelt und ratlos. In solchen Fällen wird/wurde der Patient oft mit Medikamenten oder physischen Mitteln „ruhig" gestellt. Um die Integrative Validation nachvollziehen zu können, muss zunächst ein Überblick über die Validation nach Naomi Feil stattfinden, denn darauf baut sich die Integrative Validation nach Nicole Richard auf.
Bereits in den 60er Jahren des zwanzigstens Jahrhunderts entwickelte Naomi Feil in Amerika eine Möglichkeit mit dementiell erkrankten Menschen um zu gehen und ihnen auch die Wertschätzung entgegen zu bringen, die sie wie jeder andere Mensch auch, verdienen. Naomi Feil geht in ihrer Theorie von zwei Annahmen aus. Die eine ist die, dass die Verwirrtheit nicht nur Veränderungen des Gehirnes sind, sondern dass die Verwirrtheit von alten Menschen auch „eine Art Bewältigungsstrategie im Umgang mit einer für die Person unerträglichen Realität bedeutet"[1]. Feil schlussfolgert, dass durch dieses Verhalten unbewältigte Lebensaufgaben aufgearbeitet werden. Als Ziele[2] ihrer Validationsmethodik werden folgende benannt:
- Wiederherstellen des Selbstwertgefühles
- Abbau von Stress
- Rechtfertigung des gelebten Lebens
- Lösen der ausgetragenen Konflikte aus der Vergangenheit
- Reduktion des Medikamentenkonsums und von physischen Zwangsmaßnahmen
- Verbesserung der verbalen und nonverbalen Kommunikation
- Verhinderung eines Rückzuges ins Vegetieren
- Verbesserung des Gehvermögens
- Verbesserung des körperlichen Wohlbefindens
Naomi Feil definiert vier Stadien[3] der Desorientierung von älteren Menschen, an denen sich die Validation/Interaktion der Pflegekräfte orientieren sollte:
Stadium 1 (mangelhafte/unglückliche Orientierung)
In diesem Stadium sind die Betroffenen örtlich, sowie zeitlich orientiert. Sie erkennen aber ihre Defizite und versuchen diese durch eine Art „Hochhaltung einer Maske" zu überspielen.
Stadium 2 (Zeitverwirrtheit)
In diesem Stadium ziehen sich die dementen Menschen zurück und leben in ihren eigenen Erinnerungen. Sie sind an Orten und zu Zeiten ihrer eigenen Vergangenheit.
Stadium 3 (sich wiederholende Bewegungen)
In dieser Phase gehen nach und nach das Denk – und Sprachvermögen verloren. Die dementen Menschen drücken sich jetzt nur noch über körperliche Zeichen aus. Dazu gehört zum Beispiel das rhythmische Schlagen, das ständige auf und ab gehen, etc.
Stadium 4 (Vegetieren)
Im letzten Stadium benehmen sich die Menschen mit Demenz laut Naomi Feil, wie „lebende Tote". Sie sitzen zum Beispiel apathisch in einem Stuhl, starren vor sich hin, oder liegen teilnahmslos im Bett. Eine Teilhabe am Leben haben sie vollkommen aufgegeben. Bekannte oder Verwandte werden in dieser Phase nicht mehr erkannt.
Um Validationstechniken anwenden zu können, muss zunächst eine Grundhaltung für die Validation eingenommen werden. Hauptziel ist es, sich anhand von Empathie in die Lage/die Situation des dementen Menschen hineinzuversetzen. Ein aktives Zuhören ist ebenso wichtig, dass man dadurch die Ebene des Gegenübers einnehmen kann und ihn dort abholt, wo er sich gerade befindet. Die drei Haupthaltungen[4] sind sodann:
- Akzeptanz
- Empathie
- Kongruenz
Diese leiten sich aus der humanistischen Psychologie ab. Weiterhin haben diese drei Haupthaltungen eine Verankerung in der klienten - zentrierten Psychotherapie nach Rogers an der sich die Validation außerdem orientiert. Weitere theoretische Hintergründe[5] finden sich in der humanistischen Psychologie, der Identitätstheorie nach Erikson und in Arbeiten von Freund und Jung. In der Validation nach Feil findet eine nonverbale und eine verbale Kommunikation statt. „Dies äußert sich bei Feil in Techniken wie dem explorierenden Fragen, der Wiederholung, der Berührung, dem Spiegeln von Geäußertem über Sprache und Körper und dem Spiegeln der hervorbrechenden Gefühle."[6]
Integrative Validation (IVA)
Das Konzept der Integrativen Validation nach Nicole Richard ist die Weiterentwicklung der Validation bei demenziell erkrankten Menschen nach Naomi Feil. Feil geht in ihrer Theorie davon aus, dass der dementiell erkrankte Mensch in seiner Demenz unbewältigte Lebensereignisse in Verbindung mit hirnorganischen Abbauprozessen verarbeitet. Nicole Richard hat in ihrem Konzept der Integrativen Validation einen anderen Zugang. In der IVA geht es um die „Wahrnehmung von Ressourcen, sogenannter Antriebe"[7], sowie um die „Wertschätzung der demenzkranken Person und um die Wahrnehmung ihrer Gefühle"[8], welche aktuell gezeigt und gelebt werden, da dementiell erkrankte Menschen Gefühle ungefiltert verbal, nonverbal und paraverbal äußern. Richard geht aber auch wie Feil davon aus, dass bei einer Demenz hirnorganische Abbauprozesse stattfinden.
Als Besonderheit der IVA ist anzumerken, dass Antriebe und Gefühle am Ende eines Gespräches mit einem dementen Patienten in Form von Sprichwörtern verallgemeinert werden, damit ein positiver Effekt für denjenigen dementen Menschen entsteht[9].
Die Grundhaltung der IVA bestimmt die Methodik im Umgang mit dementen Menschen. Die IVA ist vornehmlich von einer Wertschätzung[10], dem Prinzip der Akzeptanz, sowie der Anerkennung des Menschen geprägt. Weiterhin werden die erkrankten Menschen mit Respekt gesehen und behandelt. Wichtig ist, dass eine verbale Wertschätzung von Antrieben und Gefühlen existiert, die auch so im täglichen Leben gelebt wird. Richard betont außerdem, dass es enorm wichtig ist, eine Kongruenz/Einheit[11] von verbalen und nonverbalen Verhalten zu haben, da die dementiell erkrankten Menschen sehr feinfühlig sind und dementsprechend auf ein Ungleichgewicht reagieren. Nicole Richard spricht sogar von „Gefühlsantennen".[12] Ferner steht die Empathie mit an oberster Stelle, denn ohne Empathie ist es nicht möglich als nicht erkrankter Mensch sich professionell mit dementiell Erkrankten einzulassen und sie dahingehend einen Abschnitt ihres Lebens zu begleiten. In der IVA wird der Mensch als ein Ganzes wahrgenommen und es findet eine Orientierung an den vorhandenen Ressourcen des dementen Patienten statt.
Da Menschen mit einer Demenz auch schon zu Beginn ihrer Erkrankung unter Sprachstörungen leiden, benötigt man zum Beziehungsaufbau mit ihnen das nötige Feingefühl, wie Weggel (2013)[13] beschreibt. Es fehlt oft die Möglichkeit sich verbal auszudrücken und es kommt teilweise zu Wortneukreierungen, Umschreibungen, oder zu Oberbegriffen[14]. Es wird auf Interpretationen, sowie besondere Fragetechniken verzichtet. „Eines der Hauptziele der Integrativen Validation ist die Unterstützung der Ich – Identität und des Gefühls von Zugehörigkeit"[15]
Bereits oben wurde beschrieben, dass die Integrative Validation eine ressourcenorientierte Methodik darstellt. Diese Ressourcen sind die Gefühle und die Antriebe. Nicole Richard sieht die Antriebe als Hauptressource in der dementiellen Erkrankung. Sie begründet dies damit, dass die Antriebe das „Kraftpotenzial der Menschen mit Demenz"[16] sind. Diese sind sozialisations- oder persönlichkeitsbedingt und haben dadurch einen Einfluss auf den Lebenslauf eines Menschen. Es sind also die Normen und Regeln, die ein Mensch erlernt und die „persönlichen Orientierungen, die ein Mensch zeitlebens für sich entwickelt und gelebt hat"[17]. Beispiele hierfür können ein Ordnungssinn, Ehrgeiz, Etikette, Strenge, Harmonie, etc. sein.
Als zweite Ressource nennt Nicole Richard die Gefühle, wie Wut, Trauer, Freude, Ärger, etc.. Wie bereits erläutert, äußern demente Menschen ihre Gefühle sehr authentisch. Das heißt, dass dies völlig aus dem Zusammenhang gerissen sein kann. Diese Gefühlsäußerungen werden aber in der IVA als „einziger Kompass"[18] der Orientierung in einer Demenz gesehen, nach dem man sich in der Interaktion mit den erkrankten Menschen orientieren kann. Richard beschreibt weiterhin, dass die Gefühle „als Reaktion auf Personen und Umwelterfahrungen"[19] geäußert werden und somit „einen Ausdruck der momentanen Befindlichkeit"[20] widerspiegeln.
In diesem Sinne ist auch die Biographiearbeit ein wichtiger Bestandteil der IVA, um die Antriebe und die Gefühle eines Menschen mit Demenz dahingehend nachvollziehen zu können. Durch das Wissen um die Biographie eines Menschen, ist es in der Interaktion miteinander und auch in der Beobachtung einfacher, Verhaltensweisen und Äußerungen der erkrankten Menschen verstehen zu können.
Im Grundprinzip der IVA ist es wichtig, dass der Validierende in die Welt des dementiell erkrankten Menschen hineinschlüpft, also, dass er versucht die Welt mit dessen Augen zu sehen. Die eigene Person sollte demnach in den Hintergrund gestellt werden. Da mehrere Aspekte in die Validation nach Richard hineinfallen, wie die biographische Arbeit, das Erkennen von Antrieben und das Wahrnehmen von Gefühlen, wird von einer integrativen Validation gesprochen. Es wird in der Literatur erwähnt, dass diese Form der Integrativen Validation oft im „Vorübergehen" stattfindet, d.h. dass eventuell nur kurze Sätze den dementen Personen gesagt werden, um wie bereits beschrieben, ein Zugehörigkeitsgefühl der Erkrankten zu geben und dessen Gefühle und Antriebe wahrzunehmen. Ein Beispiel hierfür kann Folgendes sein: ein älterer Herr räumt persönliche Utensilien immer von A nach B und wieder zurück. Eine Art der Verbalisierung kann hier sein: „Ordnung ist das halbe Leben!" oder „Sie haben alles genau im Blick."
Praktische Anwendung
Exemplarisch soll hier kurz die Erfahrung von Pflegenden in der täglichen Arbeit mit der IVA erläutert werden. In einer Pflegeeinrichtung (regionales Wohn- und Pflegezentrum Schüpfheim[22]) im Kanton Luzern wird seit ca. 2007 in der Kommunikation mit dementen Bewohnern die IVA angewendet. Die Wohngruppe besteht aus einem geschützten Rahmen. Das heißt, dass die Abteilung nach außen geschlossen, aber nach innen (Richtung Garten) geöffnet ist. Die Einrichtung möchte somit den erkrankten Bewohnern das Recht auf freie Bewegung weiter erhalten. Es wird aber erwähnt, dass zur Nacht Sturzmatten vor die Betten der Bewohner gelegt werden, damit im Notfall reagiert werden kann. Aber wenn man zum Beispiel in der Nacht aktiv sein will, sei es kochen, stricken, etc. lässt man die Patienten gewähren. Weiterhin besticht diese Wohngruppe durch ein extra durchdachtes Farb- und Lichtkonzept, welches die Bewohner aktiviert, aber auch vor übermäßigen Reizen schützt. Zum Thema Kommunikation wird der Ansatz von Nicole Richard beschrieben. Jeder Bewohner wird individuell gesehen und anerkannt. In der zweiten Ausgabe der Zeitschrift Curavia[23] (2010) beschreibt Wenger solch ein Beispiel der Individualität. Eine ältere Dame möchte im Winter in den Garten und Beeren pflücken gehen. Sie ist sehr unruhig. Für nicht erkrankte Menschen ist es völlig logisch, dass es im Garten bei Winter keine Beeren geben kann, aber die Bewohnerin ist von ihrer Idee nicht abzubringen. In dieser Situation lässt sich die Pflegekraft auf die Gedankenwelt und die Antriebe der Bewohnerin ein, hilft ihr in den Wintermantel und geht danach mit ihr in den Garten. Dort, so wird beschrieben, bemerkt die Frau, dass es zu kalt sei, es sicherlich keine Beeren gibt und es besser wär, wieder in den Wohnbereich nach drinnen zu gehen. In besagten Artikel wird weiterhin beschrieben, dass in diesem Wohnbereich jeder der Mitarbeiter validiert, auch Küchenkräfte oder Wäschereimitarbeiter. Es wird ja gesagt, dass die Validation nach Richard im „Vorübergehen" stattfindet. Putzfrauen, welche auch in dieser Validation geschult sind, sehen in den Zimmern der Bewohner manchmal mehr, als vielleicht das Pflegepersonal. Weiterhin wird in diesem Artikel beschreiben, dass das Personal zwei Bevollmächtigte pro Station ernannte, welche regelmäßig an Aufbaukursen zur Validation teilnehmen. Dieses Wissen wird dann durch diese Pflegekräfte bei wiederholenden Workshops in die Praxis übertragen. Im besagten Artikel wird weiterhin gesagt, dass positive Effekte seitens der Bewohner und auch der Mitarbeiter seit der Anwendung der integrativen Validation zu erkennen sind. Es wurde beobachtet, dass der „Alltag ruhiger"[24] und vor allem das „tägliche Zusammenleben weniger konfliktträchtig"[25] ist. Weiterhin berichtet der ehemalige Pflegedienstleiter, dass die Angehörigen durch die validierende Haltung ihre an Demenz erkrankten Angehörigen nun besser verstehen können. Außerdem beschreibt er weiter, dass die dementen Bewohner sich mehr beistehen, sei es, dass man sich bei einem Sterbenden mit ans Bett setzt oder, dass man sich gegenseitig beim Gehen stützt[26], da die dementen Menschen extrem feinfühlig geworden sind. Seit Einführung der IVA wurde außerdem auch beobachtet, dass es zu weniger freiheitsentziehenden Maßnahmen und/oder der Ausgabe beruhigender Medikamente kam.
Diskussion
Nicole Richards Integrative Validation ist die Weiterentwicklung der Validation nach Naomi Feil. Es ist aber zu erkennen, dass sich die IVA primär am aktuellen Gefühl und Antrieb des dementiell erkrankten Menschen orientiert und ihn dann auch dort versucht abzuholen. „Der Mensch mit Demenz wird vom Spezifischen (Krise) in allgemeine stützende Themen seines Lebens begleitet."[27] Sie spricht aber nicht davon, wie Naomi Feil in ihrer Validation, dass die Menschen in ihrer Demenz unerledigte Lebensphasen durchlaufen. Ein gleicher Ansatz ist der, dass auch hier von hirnorganischen Abbauprozessen bei den an Demenz erkrankten Menschen die Rede ist. In der Literatur finden sich kaum stichhaltige Studien zur Effektivität der IVA. Es sind nur theoretische Annäherungen und Beschreibungen zu finden. Eine qualitative Studie von Brinker-Meyendriesch und Erdmann (2011) beschreibt zum ersten Mal, wie die IVA in einem Pflegeheim in Verbindung mit Musiktherapie angewendet wird. Bei weiterer Recherche wurde aber festgestellt, dass eine qualitative Evaluationsstudie von Erdmann und Schepp (2013) an gestrebt ist. Zentrale Forschungsfragen[28] für diese Studie sind:
- Mit welchen Kategorien kann die gegenwärtige Praxis der Integrativen Validation (IVA) beschrieben werden?
- Wie bewerten Pflegende und Angehörige von Menschen mit Demenz die Integrative Validation?
Es bleibt abzuwarten, welche Ergebnisse in dieser Studie zur IVA erlangt werden, denn die integrative Validation kann auch kritisch betrachtet werden. Zunächst fällt auf, dass keine expliziten theoretischen Bezüge zu Kommunikationstheorien, etc. erwähnt werden. Es werden demnach nur Vermutungen angestellt, auf welche Theorien sich Nicole Richard in der IVA bezieht (z.B. Schulz von Thun – „Man kann nicht nicht kommunizieren"). Ein nächster Punkt ist, dass es in der Durchführung der IVA schnell zu dem Eindruck kommen kann, dass darin geschultes Personal ein Gespräch schnell zu Ende bringen möchte, wenn am Gesprächsende eine Verallgemeinerung in Form eines Sprichwortes, o.ä. eingebracht wird. Ethische Fragen in Bezug darauf: „Wird der Patient hier wirklich ernst genommen?" Wird der erkrankte Patient genügend da abgeholt, wo er sich gerade befinden?" können dabei leicht entstehen. Da es aber zu diesen Punkten noch keine Forschungsergebnisse gibt, bleibt es auch hier nur bei Vermutungen. Wissenschaftlich belegte Effekte der Validation auf die demenziell erkrankten Menschen sind im Moment nicht zu finden, da eine Forschung diesbezüglich ethisch nicht vertretbar ist, wie Erdmann und Schnepp in ihrem Studiendesign[29] beschreiben. Die Begründung dafür ist, dass in vorgeschrittenen Stadien der Demenz die Menschen aufgrund ihrer Defizite keine adäquaten Ergebnisse liefern und sie natürlich auch keine Einwilligung in die Forschung geben können.. Sie beschreiben aber trotzdem, dass „Menschen mit beginnender Demenz, die erst kürzlich von dieser Diagnose erfahren haben und deren sprachliche Fähigkeit noch weitgehend erhalten"[30] ist, an einer eventuellen Erhebung teilnehmen könnten. Da die Integrative Validation allgemein bei Demenz angewendet wird, und nicht wie die Validation nach Naomi Feil bei Menschen mit schwerer Demenz, kann es hier wieder zu ethischen Fragen kommen, ob die Menschen mit neu diagnostizierter Demenz sich in „klaren Momenten" nicht ernst genommen fühlen. Da Richard die Demenz nicht in Stadien einteilt, wie Feil, ist die Integrative Validation laut ihr universell bei Demenzen einsetzbar.
Nichtsdestotrotz finden sich in der Literatur einige empirische Beispiele für eine gute Akzeptanz bei Pflegenden und Angehörigen, die mit der Methode der integrativen Validation in Pflegeeinrichtungen, wie bereits im Kapitel praktische Anwendung beschrieben arbeiten. Es wird davon gesprochen, dass durch Anwendung dieser Methode es dazu kam, dass Fixierungen verringern und auch die Gabe von Psychopharmaka und/oder Neuroleptika verringert wurden. Eine Behauptung, die anhand einer Analyse, sei es eine Dokumentenanalyse, und/oder Prozessanalyse, erforscht werden sollte. Es stellt sich natürlich weiterhin auch die Frage, ob die Integrative Validation in den jeweiligen Einrichtungen, welche sie benutzen, immer in reiner Form angewendet wird, oder ob es doch zu Verschmelzungen mit der Validation nach Naomi Feil kommt. Auch hier besteht noch ein großer Forschungsbedarf. Wie bereits erwähnt, wird demnächst eine qualitative Evaluationsstudie von Erdmann und Schepp durchgeführt, die bereits erste Fragen klären könnte.
Literatur
- Brinker – Meyendriesch, E.; Erdmann, A. (2011): Demenz: Leben und Lernen im Modellheim Haus SChwansen. Forschungsergebnisse aus dem Leuchtturmprojekt „TransAltern". 1. Auflage. Mabuse Verlag, Frankfurt am Main
- Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.) (2006): Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe (abgerufen am 17.03.2014)
- Erdmann, A.; Schnepp, W. (2012): Validation nach Feil oder Richard? Eine systematische Literaturstudie zur Differenzierung zweier Methoden. Pflegewissenschaft 11/12
- Erdmann, A.; Schepp, W. (2013): Integrative Validation (IVA) im Pflegeheim. Entwicklung eines Forschungsdesigns für eine qualitative Evaluationsstudie. Pflegewissenschaft 06/13
- Kastner, U.; Löbach, R. (2007): Handbuch Demenz. Urban&Fischer Verlag. München. in Weggel, A. (2013): „Ich muss nach Hause zu meiner Mutter" Integrative Validation nach Richard – Herausfordernde Situationen mit Menschen mit Demenz durch Sprache positiv beeinflussen in PADUA (Hrsg.), 8 (04), Verlag Hans Huber, Hogrefe AG. Bern.
- Leuenberger, B. (2010): „Validieren heisst: In den Schuhen des anderen gehen" in Fachzeitschrift Curaviva, 2 (10). Bern.
- Matolycz, E., & Matolycz, E. (2011): Validation und spezielle validierende Pflege. Pflege von alten Menschen, Springer 256-264. Springer
- Regionales Wohn- und Pflegezentrum Schüpfheim (Hrsg.) (2012): Konzept Wohngruppe für Menschen mit Demenz. (abgerufen am 20.03.2014)
- Richard, N. (2000): Dement, Kommunikation und Körpersprache. Integrative Validation (IVA) in Tackenberg, P. & Abt – Zegelin, A. (Hrsg.): Demenz und Pflege: eine interdisziplinäre Betrachtung. Mabuse Verlag. Frankfurt am Main.
- Richard, N. (2010): Integrative Validation nach Nicole Richard. „Sie sind sehr in Sorge": Die Innenwelt von Menschen mit Demenz gelten lassen. in Fachzeitschrift Curaviva, 2 (10). Bern.
- Weggel, A. (2013): „Ich muss nach Hause zu meiner Mutter" Integrative Validation nach Richard – Herausfordernde Situationen mit Menschen mit Demenz durch Sprache positiv beeinflussen in PADUA, 8 (04), Verlag Hans Huber, Hogrefe AG. Bern.
- Wenger, S. (2010): Erfahrungen einer Pflegeinstitution mit Demenz und Validation. „Auch im Winter kann man Beeren Pflücken" in Fachzeitschrift Curaviva, 2 (10). Bern.
[1] Leuenberger in Curaviva 02/2010, Seite 12
[2] Ebd. Seite 13
[3] Vgl. Matolycz, Matolycz (2011), Seite 257 ff., vgl. Leuenberger (2010), Seite 13 ff.
[4] Erdmann, Schnepp (2012), Seite 587
[5] Vgl. ebd., Seite 587
[6] Bundesministerium für Gesundheit (2006), Seite 88-89
[7] Erdmann, Schepp (2012), Seite 582
[8] Ebd.
[9] Vgl. ebd.
[10] Vgl. ebd., Seite 588
[11] Vgl. Richard (2000), Seite 147
[12] Richard (2010), Seite 6
[13] Vgl. Weggel (2013), Seite 228
[14] Vgl. Kastner, Löbach (2007) in Weggel (2013)
[15] Richard (2010), Seite 8
[16] Ebd., Seite 6
[17] Ebd., Seite 5
[18] Ebd.
[19] Ebd.
[20] Ebd.
[21] Ebd., Seite 6
[22] Vgl. Konzept Wohngruppe für Menschen mit Demenz (2012)
[23] Wenger (2010), Seite 20
[24] Ebd., Seite 22
[25] Ebd.
[26] Vgl. ebd.
[27] Richard (2010), Seite 7
[28] Erdmann, Schepp (2013), Seite 326
[29] Vgl. ebd., Seite 331
[30] Ebd., Seite 331