Fachkrankenpfleger Matthias Prehm ist seit 14 Jahren auf einer Intensivstation für schwerbrandverletzte Patienten tätig. 2012 schaffte er sich ein zweites Standbein und gründete die Agentur HumorPille. Seine Mission: mehr Heiterkeit in den oftmals tristen Pflegealltag zu bringen.
Als Spaßvogel war Matthias Prehm schon immer bekannt. „Bereits im Grundschulzeugnis hieß es immer: Matthias zeigt einen ausgeprägten Sinn für Humor", erinnert sich der Fachkrankenpfleger, der halbtags als auf einer Intensivstation für schwerbrandverletzte Patienten in Hamburg arbeitet und freiberuflich mit der Seminaragentur HumorPille aktiv ist.
Die Ausbildung absolvierte Prehm von 1993 bis 1996 am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Zur Pflege kam der 42-Jährige durch seinen Zivildienst auf der chirurgischen Station der Klinik Husum. „Damals hat mich beeindruckt, wie erfüllend die Arbeit mit Menschen sein kann", erinnert sich Prehm. „Zudem entdeckte ich mein ausgeprägtes Interesse an der Medizin. So schenkte mir das Stationsteam zum Abschied die aktuelle Ausgabe des Pschyrembels."
Nach der Ausbildung arbeitete der gebürtige Nordfriese zwei Jahre auf der Station für Nephrologie und renale Ostheopathie, worauf eine Tätigkeit auf der Intensivstation für Knochenmarkstransplantation folgte. Im Jahr 2000 wechselte er auf die Intensivstation für Schwerbrandverletzte des Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses Hamburg.
Das Reizvolle an der Arbeit mit dieser Patientenklientel war für den verheirateten Familienvater die Intensität der Versorgung und die Tatsache, dass Erfolge schnell sichtbar werden. „Wenn Patienten alles gut überstehen, ist es toll zu sehen, was man mit seiner Arbeit alles erreichen kann", sagt Prehm. „Die Gewissheit, etwas sehr sinnvolles zu tun, ist ein äußerst befriedigendes Gefühl."
In all den Jahren seiner Berufstätigkeit war Humor für Prehm immer ein wirksames Mittel, um auch mit schwierigen oder schwerkranken Patienten schnell eine gemeinsame Ebene zu finden. „Meine Erfahrung ist, dass es für brandverletzte Patienten selbstverständlich eine Phase gibt, wo das Schockerlebnis im Vordergrund steht", so Prehm. „Doch irgendwann nimmt auch der Humor wieder einen wichtigen Stellenwert ein. Für den Patienten bedeutet gemeinsames Lachen eine Abwechslung vom tristen Klinikalltag. Gut erinnern kann ich mich noch an einen arabischen Patienten, mit dem ich immer viel herumgealbert habe. Der sagte mir immer: Matthew, you are a crazy brother!"
Im Rahmen seiner Fachweiterbildung in der Intensiv- und Anästhesiepflege verfasste Prehm eine Facharbeit zum Thema „Humor in der Pflege brandverletzter Patienten", die später im Intranet der Klinik veröffentlicht wurde. Daraufhin erhielt der frohsinnige Norddeutsche vielerlei positives Feedback und ließ sich dazu ermuntern, Humorseminare für Mitarbeiter des Hauses zu konzipieren. „Ziel war es, das Krankenhaus humorvoller zu gestalten", sagt Prehm. „Ich habe zwar absolutes Neuland betreten, doch es hat nicht lange gedauert, bis die ersten Seminare veranstaltet wurden. Von Anfang an war die Resonanz der Kollegen der groß, es gab immer viel mehr Anmeldungen als Plätze."
Von diesem Erfolg angespornt, etablierte Prehm kurzerhand Einsätze von Klinikclowns in der Klinik und veranstaltete eine hausinterne Humorausstellung mit Comicmotiven, zu deren Anlass sogar der bekannte TV-Kabarettist Dr. Eckart von Hirschhausen mit einer Kiste roter Nasen vorbeischaute. „All dies wurde von den Kollegen und Patienten unglaublich gut angenommen", schwärmt Prehm. „Man spürte förmlich, dass sich das Krankenhaus zu einem fröhlichen Ort entwickelte, an dem auch mal gelacht werden darf."
Prehm erkannte eine Marktlücke und gründete 2012 die Seminaragentur HumorPille (www.humorpille.de), in dessen Rahmen er im gesamten deutschsprachigen Raum unterwegs ist, Seminare gibt und Vorträge hält. „Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass sich mit dem Thema Humor in der Intensivpflege ernsthaft Geld verdienen lässt", sagt der blonde Nordfriese. „Ich musste sogar meine Stelle als Intensivpfleger Anfang dieses Jahres reduzieren, um der Nachfrage gerecht werden zu können. Jetzt bin ich gespannt, was die Zukunft in Sachen Humor noch so alles für mich bereithält!"