Rund 500 Fachpflegende haben Ende Februar in Berlin am FAOPI - dem Fachsymposium Anästhesiepflege, OP-Dienste, Intensivpflege, Notfallpflege - teilgenommen. Die Tagung der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DGF) erfolgte wie gewohnt in Kooperation mit dem Bibliomed-Verlag und der Charité-Universitätsmedizin Berlin.
Neu - und durchaus unkonventionell - war der Tagungsort: Erstmals fand der FAOPI im Kino CUBIX am Alexanderplatz statt. So erfolgten die Vorträge zu den Themengebieten Intensivpflege, Anästhesiepflege, OP-Dienste und Notfallpflege zeitgleich in vier Kinosälen. Themen waren unter anderem der Einsatz der inhalativen Sedierung, Aufgaben der Anästhesiepflege bei Sectio-Entbindungen, OP-Management und Hygiene in der Notaufnahme.
Wie angehörigenfreundlich sind Intensivstationen in Deutschland wirklich? Diese Frage stellte Lothar Ullrich, Vorsitzender der DGF und Leiter der Weiterbildungsstätte für Intensivpflege & Anästhesie und Pflege in der Onkologie am Universitätsklinikum Münster. Angesichts der mehr als 150 Intensivstationen, die mittlerweile das Siegel „angehörigenfreundlich" tragen, habe durchaus ein Umdenken stattgefunden.
„Noch vor zehn Jahren hatten fast 90 Prozent aller Intensivstationen starre Besuchszeiten", zitierte Ullrich eine Studie der Stiftung Pflege. Seitdem sei das Thema Angehörigenintegration immer mehr in den Fokus der Intensivpflege gerückt. Intensivstationen bemühten sich heute um verbesserte strukturelle Rahmenbedingungen, attraktiv gestaltete Warteräume sowie angemessene Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten.
Auch zur häufig diskutierten Frage, ob Angehörige bei Reanimationen anwesend sein dürfen, bezog Ullrich Stellung: Grundsätzlich sei es sinnvoll, dass diese Möglichkeit auf Intensivstationen bestünde. „Ich bezweifle jedoch, dass dies in Deutschland angesichts der angespannten Personalsituation umsetzbar ist", konstatierte der DGF-Vorsitzende. Denn: „Die Angehörigen brauchen in einer solchen Situation eine professionelle Betreuung von einer zweiten Pflegeperson. Wenn Angehörige ohne Betreuung bleiben, kann so etwas eine furchtbare Situation sein."
Auf Intensivstationen sind häufig falsche Vorstellungen zum Umgang mit Sedierung und Analgesie im Umlauf. Das machte Carsten Hermes, Fachkrankenpfleger und Stationsleiter im Helios Klinikum Siegburg, deutlich und widerlegte die zehn hartnäckigsten Mythen. So sei es beispielsweise ein Irrglaube, dass beatmete Patienten per se Sedativa benötigen, und dass tägliche Sedierungspausen gefährlich seien. Hermes stellte in seinem Vortrag das aktuelle Wissen in Bezug auf Sedierung, Analgesie und Delirprophylaxe vor und forderte ein Umdenken in der Fachwelt. „Die Therapie des Delirs sollte sich vorrangig auf nicht-medikamentöse Ansätze stützen und prädisponierende Faktoren rechtzeitig beheben", sagte Hermes.
Ist die Fachkraftquote im Krankenhaus die Lösung aller Probleme? So lautete der plakative Titel des gut besuchten Vortrags von Andrea Lemke, Pflegedirektorin des Evangelischen Waldkrankenhauses Spandau in Berlin und Präsidiumsmitglied des Deutschen Pflegerats (DPR). Lemke bezog klar Stellung: Auch wenn damit nicht alle Probleme gelöst würden, sei die Fachkraftquote bei klaren Aufgaben- und Verantwortungsprofilen möglich.
Wichtig sei dabei die Bildung eines gemeinsamen Teams von Fach- und Hilfskräften sowie ein einheitliches Curriculum von Pflegeassistenten. „Wichtig sei aber der nachhaltige Erfolg", so Lemkes Fazit. „So muss jede Personalplanung immer unter Aspekten wie Familienfreundlichkeit sowie Mitarbeiterbindung, -förderung und -entwicklung erfolgen."
Zum Abschluss des Kongresstages bewertete der Staatssekretär für Soziales in der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, Dirk Gerstle, die Professionalisierung und Entwicklungsmöglichkeiten der Pflege aus politischer Sicht. Angesichts des demografischen Wandels komme der Berufsgruppe der Pflegenden ein immer höherer Stellenwert im Gesundheitswesen zu.
Der CDU-Mann befürwortete in diesem Zusammenhang klar die Einrichtung einer Pflegekammer im Land Berlin. „Hoffentlich wird es ein klares Votum der Pflegenden für eine Kammer geben", so Gerstle. Das würde die Möglichkeit eröffnen, dass die Politik direkt mit den Pflegenden auf Augenhöhe agieren könnte. Zudem hätte die Politik über eine Pflegekammer einen zentralen Ansprechpartner mit einem hohen Maß an Sachverstand, wenn es um Fragen wie Qualitätssicherung gehe.