Am Universitätsklinikum Freiburg (UKF) wird seit kurzem ein Traineeprogramm für Pflegende angeboten, das auf die speziellen Anforderungen von Intensivstationen ausgerichtet ist. Das Angebot richtet sich auch an externe Pflegende. Über die Hintergründe sprachen wir mit Pflegedirektor Helmut Schiffer.
Herr Schiffer, wie ist es zum neuen Traineeprogramm Intensivpflege gekommen?
Es waren zwei Faktoren entscheidend. Erstens hatte ich als stellvertretender Pflegedirektor an der Berliner Charité bereits gute Erfahrungen mit der Implementierung eines ähnlichen Traineeprogramms gemacht; und zweitens gibt es am UKF seit 2008 ein Qualifizierungsprogramm für pflegerische Berufsanfänger.
Welches Ziel verfolgen Sie mit dem neuen Angebot?
Ziel ist es, für die Intensivmedizin interessierte Pflegende zu gewinnen und den bestmöglichen fachlichen Integrationsprozess in das neue Arbeitsumfeld zu ermöglichen. Die hohe Komplexität und Spezialisierung in der Behandlung und Betreuung überwachungs- und intensivpflichtiger Patienten, wie sie in einem großen Universitätsklinikum üblich sind, erfordern eine parallel laufende Weiterentwicklung in den vorhandenen Qualifizierungsprogrammen. Nur so wird es möglich sein, dass Pflegende diese Aufgaben auch mit der nötigen beruflichen Sicherheit fachkompetent umsetzen können.
Wie sieht die zeitliche Abfolge der 15-monatigen Weiterbildung aus?
Es handelt sich um ein spezielles Qualifizierungsprogramm für die Intensivpflege und nicht um eine klassische Weiterbildung. Der Vorteil liegt aber eindeutig in der Möglichkeit, einzelne Elemente bei einer später folgenden Weiterbildung zeitlich anerkennen zu lassen. Die zeitliche Abfolge wird sehr individuell mit dem jeweiligen Teilnehmer abgestimmt; bis zum Schluss ist eine hohe Flexibilität gegeben. Dieses Win-Win- Prinzip ist ein fester Bestandteil des Traineeprogramms.
Was meinen Sie konkret mit hoher Flexibilität?
Als Einsatzorte stehen sieben Intensivstationen und vier Überwachungsstationen im Erwachsenenbereich und zwei weitere Intensivstationen in der Kinderklinik zur Verfügung. In der Regel sollen drei bis maximal vier Einsätze in der Zeit realisiert werden. Die Auswahl richtet sich sehr stark nach den Vorerfahrungen und den Interessen der Teilnehmer. So kann je nach Komplexität und Anforderung auf der Intensivstation ein praktischer Einsatz durchaus bis zu sechs Monate betragen. Nach Abschluss können die Teilnehmer entscheiden, in welcher Intensivstation sie eingesetzt werden; auch eine Tätigkeit im Springerpool kann eine Option darstellen. Nach etwa fünf bis sechs Monaten kann ein sogenanntes Basismodul, das üblicherweise auch den Teilnehmern der Fachweiterbildung für Anästhesie- und Intensivpflege als auch den Teilnehmern der Weiterbildung Intensivüberwachungspflege, Notfallpflege und Pädiatrische Intensivpflege angeboten wird, besucht werden. Parallel gibt es begleitende theoretische Unterrichtseinheiten und Seminarangebote. Während der gesamten Laufzeit steht den Teilnehmern ein fester Ansprechpartner und Koordinator der Pflegedirektion zur Verfügung. Das Programm selbst kann jederzeit begonnen werden. Zehn bis 15 Teilnehmer sollen fortlaufend am Traineeprogramm teilnehmen können.
Steht das Programm allen interessierten Mitarbeitern des UKF offen oder gibt es ein Auswahlverfahren?
Grundsätzlich richtet sich das Programm an alle beruflich interessierten Pflegenden, die in der Intensivmedizin tätig sein wollen und neugierig sind mehrere Intensivbereiche kennenzulernen, bevor sie sich für einen Arbeitsbereich festlegen.
Also können auch Externe das Programm absolvieren?
Ja, mit dem Programm werden interne und externe Interessenten angesprochen. Im Vorfeld findet immer ein ausführliches Bewerbungsgespräch statt, in dem auch die soziale und personale Kompetenz im Fokus steht.
Welche Voraussetzungen bestehen, um in das Programm aufgenommen zu werden?
Formal muss eine abgeschlossene Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege oder in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege vorliegen. Das Programm richtet sich an alle Pflegende - egal ob mit oder ohne Berufserfahrung, egal ob sie schon auf einer Intensivstation gearbeitet haben. Entscheidend ist die Bereitschaft und Fähigkeit, mit unterschiedlichen Teams zu arbeiten. Lernbereitschaft, eine gute Portion Flexibilität und ein originäres Interesse an der Intensivmedizin sind weitere wichtige Grundlagen.
Soll die zweijährige Fachweiterbildung in der Anästhesie- und Intensivpflege am UKF zugunsten des Traineeprogramms aufgegeben werden? Oder beabsichtigen Sie, die Teilnehmerzahlen der teureren Fachweiterbildung zu reduzieren?
Nein, die Fachweiterbildung wird unverändert eine hohe Bedeutung haben. Gerade im Rahmen der Qualitätssicherung hat sie weiterhin ihren festen Platz am UKF.
Drei Jahre Grundausbildung, 15 Monate Traineeprogramm, zwei Jahre Fachweiterbildung - ist dies nicht ein zu langer Zeitraum, um sich am UKF als Fachpflegeperson für die Anästhesie- und Intensivpflege zu qualifizieren?
Mit dem Traineeprogramm können einzelne zeitliche Abschnitte in Theorie und Praxis für eine anschließende Fachweiterbildung anerkannt werden. Es ist damit keine Doppelung, sondern vielmehr eine gute Investition für den beruflichen Karriereweg. Ich bin davon überzeugt, dass sowohl Teilnehmer im Programm als auch der Arbeitgeber profitieren werden. Eine hohe Flexibilität und die Bereitschaft, bisher gewohnte Pfade zu verlassen, sind jedoch unumgänglich. Aus meiner Sicht ist das Traineeprogramm genau das richtige, damit interessierte Pflegende ihre Kompetenzen, Fähigkeiten und Erfahrungen in der anspruchsvollen Intensivmedizin gut einbringen können.
Herr Schiffer, viel Erfolg für das Programm und danke für dieses Gespräch.