Wenn Pflegende in einen gut gefüllten und sortierten Schrank greifen können, haben sie das oft den Versorgungsassistenten zu verdanken. Sie agieren oft im Verborgenen und sind verantwortlich dafür, dass genug Materialien bestellt und bevorratet sind. Weil die Arbeit der Versorgungsassistenz körperlich anstrengend ist, wurde am Universitätsklinikum Heidelberg das Projekt "Lasten (er)tragen" ins Leben gerufen, um die Arbeitssituation der Versorgungsassistenten zu verbessern und ihnen ein möglichst gesundes Arbeiten zu ermöglichen.
Versorgungsassistenten sorgen auf Stationen für Ordnung und übernehmen Botengänge jeder Art. Auch für Patienten und Angehörige sind sie häufig Ansprechpartner, die bei kleinen Alltagsnöten um Hilfe gebeten werden. Die Arbeit der Versorgungsassistenz ist körperlich anstrengend, einige Versorgungsassistentinnen sind zum Beispiel deutlich kleiner und leichter als die hohen und schweren Wäschewägen, die sie über Station schieben und manövrieren, um die Wäscheschränke aufzufüllen. Dazu kommen oft noch Zeitdruck und Mehrarbeit, wenn eine Kollegin oder ein Kollege krank ist. Manche Versorgungsassistentinnen wünschten sich auch ein besseres Miteinander der Berufsgruppen auf ihrer Station. Bei so vielen Belastungen bleibt es nicht aus, dass auch mal der Rücken zwickt und die Beine schmerzen, was häufiger zu krankheitsbedingten Ausfällen führt.
Gemeinsam Lösungen entwickeln
Dies war der Anlass für den Steuerkreis der betrieblichen Gesundheitsförderung, der am Universitätsklinikum Heidelberg unter dem Namen „Fit im Klinikum" bekannt ist, etwas zu unternehmen: Das Projekt "Lasten (er)tragen" wurde ins Leben gerufen, um die Arbeitssituation der Versorgungsassistenz zu verbessern und ihnen ein möglichst gesundes Arbeiten zu ermöglichen.
"Lasten (er)tragen" ist ein Pilotprojekt, an dem die Chirurgische Klinik, die Medizinische Klinik und die Kopfklinik des Universitätsklinikums Heidelberg teilnehmen. Durch Miteinbeziehung der Versorgungsassistenz und aller Berufsgruppen die mit der Versorgungsassistenz zusammenarbeiten, zum Beispiel Pflege, Lager und Warentransport, wollte das Projektteam gemeinsam mit den Betroffenen Lösungen entwickeln, die praxistauglich sind und nebenbei sogar Verbesserungen für andere Berufsgruppen bewirken.
Um qualitätsgesichert vorzugehen orientiert sich das Projekt an der Vorgehensweise der partizipativen Qualitätsentwicklung. Partizipation heißt: partnerschaftliche Zusammenarbeit und Mitbestimmung. Die Versorgungsassistenz erarbeitet gemeinsam mit Experten, beispielsweise des Betriebsärztlichen Dienstes und der Arbeitssicherheit, Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Arbeitssituation und darf in allen Projektphasen mitbestimmen, was geschieht.
Dafür wurde 2014 ein Gesundheitszirkel gegründet, in dem die entsprechenden Berufsgruppen - Arbeitsbereichsexperten genannt - sowie Fachpersonal wie Arbeitssicherheit und Betriebsärztlicher Dienst, vertreten sind und sich gemeinsam austauschen. Dadurch soll auch die Kommunikation zwischen den Berufsgruppen und Abteilungen gefördert werden.
Ganzheitliche Vorgehensweise
Inzwischen gilt es als erwiesen, dass auch psychische Belastungen Auslöser für Rückenschmerzen sind. So wird aus Anspannung am Ende des Arbeitstags eine schmerzhafte Verspannung.Daher geht das Projekt "Lasten (er)tragen" ganzheitlich vor und intendiert neben ergonomischen Aspekten wie der Gestaltung der Arbeitsplätze auch eine Verbesserung des Wohlbefindens am Arbeitsplatz.
Dazu gehört unter anderem die Etablierung einer besseren Kommunikationsstruktur aber auch die gemeinsam verbrachte Pause. Diese können Mitarbeiter im Klinikum Heidelberg übrigens nicht nur gemeinsam, sondern auch körperlich aktiv verbringen. Das Partner-Projekt „Aktive Pause am Arbeitsplatz" ermöglicht Abteilungen, kostenlos einen mehrwöchigen Bewegungskurs während der Arbeitszeit und direkt am Arbeitsplatz zu erhalten.
Die Maßnahmen, die im Gesundheitszirkel entwickelt wurden sind vielfältig und schließen sowohl verhaltens- als auch verhältnisorientierte Interventionen ein. Auf Wunsch der Versorgungsassistenz erhält diese Berufsgruppe zum Beispiel arbeitsplatzspezifische Rückenschulungen, um für ergonomisches Arbeiten sensibilisiert und qualifiziert zu werden. Eine in Kooperation mit der Abteilung für Arbeitssicherheit und dem Betriebsärztlichen Dienst erstellte Ergonomie-Checkliste wurde implementiert, die von jeder Station der Projektkliniken auszufüllen ist. Darin werden die ergonomischen Verhältnisse abgefragt und spezifische Maßnahmen zur Mängelbeseitigung erstellt. Ein dazu gehörendes festes Ablaufschema erhöht die Verbindlichkeit der Umsetzung.
Ergonomische Optimierung von Wagencontainern
Da sich das Entladen der Warentransportcontainer als Schlüsselfaktor der körperlichen Belastungen herausgestellt hat, wurde das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit der Erstellung eines Umbaukonzeptes zur ergonomischen Optimierung der Warencontainer beauftragt. Hierbei werden wir finanziell von der Unfallkasse Baden-Württemberg unterstützt, was sehr hilfreich für uns ist. Auch während des Prozesses der Maßnahmenentwicklung bestand stets ein enger Kontakt zur UKBW, die uns beratend zur Seite stand.
Steuerkreis der betrieblichen Gesundheitsförderung, Universitätsklinikum Heidelberg
Für Rückfragen steht Christian Fick zur Verfügung, Mail: christian.fick@med.uni-heidelberg.de