Die Unternehmensberatung A. T. Kearney hält eine Beitragssenkung in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) um 1,3 Prozentpunkte und Einsparungen in Höhe von rund 13 Milliarden Euro für möglich, wenn das Gesundheitswesen schlankere Strukturen bekommen und von Bürokratie befreit würde. Das berichtet der „Spiegel“ und verweist auf eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung, für die mehr als 6.000 Ärzte, Apotheker und Sanitätshäuser befragt worden seien.
2010 entfielen demnach neben den offiziell veranschlagten Verwaltungskosten von 9,5 Milliarden Euro weitere 18 Milliarden Euro auf bürokratische Abläufe etwa bei niedergelassenen oder in Krankenhäusern angestellten Ärzten. 37 Prozent ihrer Arbeitszeit verbrächten letztere mittlerweile mit Verwaltungsaufgaben. Weitere Kostentreiber seien Abrechnungsverfahren und Praxisgebühr. Insgesamt beträgt der Anteil der Verwaltungskosten an den Gesamtausgaben der GKV laut der Studie 23 Prozent. In der Industrie hingegen liege er bei 6,1 Prozent.
„Wenn wir in Deutschland Menschen genauso am Fließband behandeln würden, wie die Industrie Autos baut, könnten wir die Kosten für bürokratische Abläufe im Gesundheitswesen sicherlich auch auf 6,1 Prozent drücken – aber wer möchte schon so automatisiert behandelt werden?“ kommentierte der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes Florian Lanz die Studienergebnisse. Der Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung Eugen Brysch wiederum sagte der Nachrichtenagentur dpa, niemand kaufe ein Auto, weil Bauanleitung und Montagedokumentation vollständig seien. „Qualität wird vielmehr in alltagspraktischen Tests gemessen und verglichen. So etwas gibt es jedoch im Gesundheitswesen nicht.“ Brysch kritisierte, Versicherte, Schwerkranke und Pflegebedürftige hätten nichts von den Milliarden Euro, die für Kontroll- und Bürokratisierungsaufwand verbrannt würden.