Die Große Tarifkommission des Marburger Bundes (MB) hat gestern Abend wie erwartet die Aufnahme unbefristeter Arbeitskampfmaßnahmen an kommunalen Krankenhäusern beschlossen. Vorausgegangen war die Urabstimmung unter den Mitgliedern der Ärztegewerkschaft, bei der sich wie gestern bekannt gegeben 92,7 Prozent für den Streik ausgesprochen hatten. Ab 26. Januar wollen die Mediziner nun streiken. Die Kliniken versuchen sich darauf vorzubereiten.
Der Chef des Bayerischen Städtetages und Oberbürgermeister Nürnbergs Ulrich Maly sprach von einer großen Belastung und einem Stich „direkt ins finanzielle Herz“ der kommunalen Kliniken. „Das heißt für uns in Nürnberg einen täglichen Ausfall von einer halben Million Euro.“ Der Geschäftsführer des Klinikverbundes Hessen, in dem 29 Akut-Krankenhäuser in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft zusammengeschlossen sind, will die Auswirkungen auf die Patienten so gering wie möglich halten und setzt dabei auf die Kooperation der Mediziner. Diese sind vom hessischen Landesverband des MB dazu aufgerufen worden, gemeinsam mit den Klinikleitungen bestreikter Häuser Notbesetzungen zu planen. „Wir gehen davon aus, dass dies auch geschieht und damit die Grundversorgung für unsere Patienten gewährleistet ist“, sagte Arist Hartjes, Geschäftsführer des Klinikverbundes Hessen, heute in Hofheim. Welche Kliniken betroffen sein werden, sei noch ungewiss.
Der Marburger Bund hatte die Tarifverhandlungen mit der Arbeitgeberseite im Dezember abgebrochen und für gescheitert erklärt, nachdem in vier Gesprächsrunden keine Einigung erzielt werden konnte. Die Gewerkschaft fordert sechs Prozent lineare Gehaltserhöhung sowie eine bessere Vergütung und Planbarkeit von Nacht- und Bereitschaftsdiensten. Die Arbeitgeber hatten mit Verweis auf die schlechte Finanzlage eine Tarifsteigerung von 1,48 Prozent, entsprechend der eigenen Budgetanhebung in Höhe der Grundlohnrate, angeboten. Die Gewerkschaft hatte dies als Provokation und Schlag ins Gesicht bezeichnet.